20 Jahre Krisenintervention Kärnten
Im August 2004 wurde die Krisenintervention vom Land Kärnten übernommen und wird seitdem vom Roten Kreuz durchgeführt, dem es bereits innerhalb der ersten zwei Jahre gelungen ist, das psychosoziale Versorgungsnetz schrittweise soweit auszubauen, dass flächendeckend rund um die Uhr eine Betreuungsmöglichkeit nach traumatischen Ereignissen gewährleistet war. Maßgebend beteiligt daran waren der fachliche Landesleiter Elmar Dobernig, Klinischer- und Gesundheitspsychologe und Psychotherapeut, der auch heute noch die fachliche Leitung beim Roten Kreuz innehat sowie der damalige organisatorische Leiter auf Landesebene Friedrich Möderndorfer. Im Laufe der Jahre hat die freiwillige organisatorische Leitung des Kriseninterventionsdienstes mehrmals gewechselt. Auf Möderndorfer folgten Leo Martinschitz (Einzelintervention) und Walter Schlacher (Großschadensfälle und Katastrophen). In den letzten 14 Jahren hat diese Funktion der pensionierte Polizeibeamte Georg Wurzer übernommen.
Zahlreiche Ehrungen
Im Bildungshaus St. Georgen am Längsee wurde vor Kurzem die 20-jährige Arbeit im Bereich der Krisenintervention gewürdigt. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden außerdem eine Rückschau gehalten sowie Mitglieder des Teams geehrt. Insgesamt wurden über 50 Personen für ihren Einsatz über zehn, 15 und 20 Jahre in diesem Bereich ausgezeichnet. Dabei erhielten unter anderem auch der organisatorische Leiter Georg Wurzer und der fachliche Leiter Elmar Dobernig das Dienstjahresabzeichen in Gold für ihre unermüdliche Arbeit.
Unterstützung traumatisierter Menschen
Die Krisenintervention bietet Unterstützung und psychosoziale Betreuung für Personen nach traumatischen Ereignissen. Der Einsatz von Kriseninterventionsteams erfolgt unmittelbar nach dem Ereignis in der Akutphase, also noch mitten im Einsatzgeschehen und versteht sich als Krisenintervention und nicht als Therapie. Ein sofortiger Beginn der Betreuung ist wesentlich für die Reduktion der Wahrscheinlichkeit langanhaltender eigener Probleme, die über den tragischen Verlust hinausgehen. „Der Einsatz besteht meist nicht nur aus einem Betreuungsgespräch. Oft genug muss erst einmal eine Struktur geschaffen werden, die es ermöglicht zu helfen“, erklärt Rotkreuz Präsident Martin Pirz. Die Ziele der Betreuung liegen in der Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit traumatisierter Menschen, Begleitung bei der Bewältigung dieser traumatischen Situation und Unterstützung des Trauerprozesses. Der Betreute soll dabei bei der unmittelbaren Bewältigung der traumatischen Situation begleitet werden. Gemeinsam werden Überlegungen angestellt, wie der Betroffene wieder in den Alltag zurückfindet. Mögliche Einsatzgründe für die Teams können demnach etwa die Betreuung von Angehörigen nach dem Tod eines Familienmitglieds durch Erkrankung oder Verletzung sein, Kindernotfälle oder auch die Betreuung nach Verlust der Lebensgrundlage – beispielsweise im Falle einer Überschwemmung, eines Murenabganges, oder eines Erdbebens. „Die über 38.000 Personen, die es zu betreuen galt, zeigen, wie wichtig dieser Dienst ist. Für die Kärntner:innen ist es beruhigend zu wissen, dass das Rote Kreuz den Menschen auch in solchen Fällen mit Rat und Tat zur Seite steht“, so Pirz weiter.
Kostenlose Betreuung rund um die Uhr
Seit 20 Jahren gibt es in Kärnten die Möglichkeit, nach einschneidenden traumatischen Ereignissen Unterstützung und psychosoziale Betreuung für Angehörige, leicht- und unverletzte Betroffene oder Zeugen über die Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes anzufordern. Die Anforderung eines Teams, bestehend aus mindestens zwei Mitarbeitern, erfolgt ausschließlich durch Einsatzorganisationen über die Rettungsleitstelle des Roten Kreuzes. Das speziell ausgebildete Team setzt sich aus Rotkreuz-Mitarbeitern und Personen aus psychosozialen Grundberufen zusammen, die auf freiwilliger Basis arbeiten und in Form von Bereitschaftsdiensten Tag und Nacht zur Verfügung stehen. Die Betreuung erfolgt mit Einverständnis der Betroffenen und ist immer kostenlos.
Ausbildung zum Kriseninterventionsmitarbeiter
Die Ausbildung zum Kriseninterventionsmitarbeiter umfasst 72 Stunden Theorie und 24 Stunden Praxis im Rettungsdienst, sowie einen 16-stündigen Erste-Hilfe-Kurs. Diese Ausbildung entspricht dem österreichischen Standard der Ausbildung für Kriseninterventionsmitarbeiter. Das Team arbeitet interdisziplinär, es sind also nicht nur Rotkreuz-Mitarbeiter im Einsatz, sondern auch Mitarbeiter anderer Organisationen, die sich für diese Tätigkeit unter die Schirmherrschaft des Roten Kreuzes begeben.