Daniela Müller-Mezin, Obfrau der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement WKO Steiermark
© C. Jungwirth
Mit dem Start ins neue Jahr hat sich in Sachen Mülltrennung in Österreich einiges verändert. Zum einen ist die blaue Tonne ein für alle Mal Geschichte – das in einigen Bundesländern seit 2023 erprobte Modell, Leicht- und Metallverpackungen gemeinsam in der gelben Tonne bzw. im gelben Sack zu sammeln, gilt nun flächendeckend. Zum anderen wurde mit 1. Jänner 2025 das neue Einwegpfand für Kunststoff-Getränkeflaschen und Getränkedosen eingeführt. Eine Regelung, die nicht nur für Konsument:innen eine große Umstellung bedeutet – die in vielen Regionen Europas allerdings schon lange Standard ist, allen voran in Skandinavien.
Grund für die Einführung des Einwegpfands ist, einen bewussten Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen zu fördern. Zwar verpflichtet die Europäische Union nicht zu einem Pfandsystem, dennoch sind Sammelquoten vorgegeben: So müssen bis 2025 77 % und bis 2029 90 % der Kunststoff-Getränkeflaschen gesammelt werden. Ein Bereich, in dem in Österreich definitiv Nachholbedarf besteht: Obwohl PET und Aluminium im Recycling-Kreislauf als wertvolle Rohstoffe gelten, wurden von jährlich 1,6 Mrd. auf den Markt gebrachten Plastikflaschen nur rund 70 Prozent nach Gebrauch gesammelt und recycelt – von den 800 Mio. Dosen noch weniger. Der Rest landete im Restmüll oder in der Natur. Durch das neue Pfandsystem sollen jährlich rund 2,2 Mrd. Flaschen und Dosen recycelt werden.
Horst Niederbichler, Sprecher der Abfallwirtschaftsverbände Kärnten, begrüßt die neue Regelung: „Die Einführung des Einwegpfandes auf Getränke-Einweggebinde aus Kunststoff und Metall ist ein wesentlicher Beitrag zur Rückführung wertvoller Stoffe in den Wirtschaftskreislauf. Auch die Kommunen erwarten sich von der Einwegpfandregelung einen weiteren positiven Effekt: Das achtlose Wegwerfen von Abfällen – auch als Littering bezeichnet – sollte erkennbar zurückgehen. Das würde bedeuten, dass in der freien Landschaft, auf den Almen und Bergen, in den Straßengräben, auf öffentlich zugänglichen Flächen etc. praktisch keine derartigen Gebinde mehr zu finden sind. Das tut der Umwelt gut, dem Ortsbild, dem Landschaftsbild – also uns allen.“
Daniela Müller-Mezin, Obfrau der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement WKO Steiermark
© C. Jungwirth
Für die Entsorgungsbetriebe stellt das Einwegpfand durchaus eine große Umstellung dar, wie Ralf Mittermayr, Vorstandsvorsitzender und CEO von Saubermacher in Graz, erklärt: „Das Pfandsystem stellt uns vor wirtschaftliche Herausforderungen. Wir müssen die gesamte bestehende Entsorgungsinfrastruktur für Verpackungen aufrechterhalten, während der Teilbereich der Getränkeverpackungen über die Pfandrücknahme im Handel gesammelt wird. Auch eine Umrüstung unserer Sortieranlage war erforderlich.“
In einigen Regionen Österreichs wurde bis jetzt schon fleißig gesammelt: „Viele Bundesländer, auch Steiermark und Kärnten, haben bereits eine Sammelquote von rund 80 Prozent bei Getränkeflaschen aus Kunststoff erreicht. Das EU-Ziel von 90 Prozent bis 2029 hätten wir aus meiner Sicht auch mit anderen Methoden geschafft“, so Mittermayr. „Wichtig ist, dass die Mülltrennmoral noch weiter verbessert wird. Denn auch Nicht-Getränkeverpackungen wie Waschmittel, die weiterhin im gelben Sack bzw. der gelben Tonne zu entsorgen sind, werden stofflich verwertet. Nach wie vor landen bis zu zwei Drittel als Fehlwürfe in der grauen Tonne und sind so für das Recycling für immer verloren.“
Horst Niederbichler, Sprecher der Kärntner Abfallwirtschaftsverbände
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Bis das Einwegpfand Teil unseres Alltags geworden ist, wird es vermutlich noch etwas dauern. Denn Menschen sind Gewohnheitstiere, wie auch Daniela MüllerMezin, WKO-Obfrau der steirischen Entsorgungs und Ressourcenwirtschaft, bestätigt: „Im Moment ist die Bevölkerung bezüglich der neuen Regelung noch etwas unrund. Auch weil sich aktuell, solange noch nicht alle PET-Flaschen Pfandflaschen sind, erst einmal noch mehr Abfall zu Hause ansammelt. Aber: Jede Umstellung ist anfangs ungewohnt und braucht Zeit, um verarbeitet zu werden. In den ersten Monaten ergibt sich durch das neue Einwegpfand-System für alle Seiten ein Mehraufwand. Als Koordinierungsstelle sind wir da aber im guten Austausch mit den Abfallwirtschaftsverbänden. Bis Mitte des Jahres wird sich alles eingespielt haben.“
Ralf Mittermayr, CEO Saubermacher Graz
© Saubermacher/kump
WISSENSWERT
Das neue Einwegpfand im Überblick: