Klimabündnis: 30 Jahre gelebte Partnerschaft
Der Amazonas-Regenwald steht unter dem Einfluss des Klimawandels, wodurch sich die Auswirkungen in Form von Dürren und Überschwemmungen zunehmend verschärfen. Dies hat spürbare Konsequenzen auf Mensch und Tier. Dank der Unterstützung des österreichischen Klimabündnisses wurde eine Fläche von 135.000 km2, was eineinhalbmal der Fläche von Österreich entspricht, als Schutzgebiet für indigene Siedlungen ausgewiesen. Durch die Hilfe österreichischer Gemeinden, Städte und Bundesländer konnten Landrechte in der Region gesichert werden, um illegalen Goldabbau und andere Bedrohungen zu bekämpfen. Dadurch wird der Regenwald am Rio Negro als lebenswichtige grüne Lunge und Lebensraum für die gesamte Menschheit bewahrt. Doch auch nach drei Jahrzehnten einer gelebten Partnerschaft auf Augenhöhe bleiben die Herausforderungen bestehen. „Was die Bewältigung der Klimakrise betrifft, haben wir sowohl am Rio Negro als auch in Österreich noch einige Hürden zu überwinden“, betonte Marivelton Barroso, der Präsident des selbstorganisierten indigenen Dachverbands FOIRN.
Forderung nach Anerkennung
Marivelton Barroso bekräftigte während seines Wien-Besuchs, der auf der Rückreise von der COP28 in Dubai stattfand: „Wenn von uns Indigenen erwartet wird, dass wir auf unseren Gebieten den Regenwald schützen, dann braucht es auch die offizielle Anerkennung unserer Landrechte.“ Er fügte hinzu: „Wir stellen als Indigene zwar nur 5 % der Weltbevölkerung, aber auf unseren Territorien können wir über 82% der globalen Artenvielfalt sichern!“ Josimara Melgueiro, Leiterin eines selbstverwalteten Projekt-Fonds am Rio Negro und Begleiterin von Marivelton, unterstützt diese Ansicht und erklärt: „Zum Erhalt des Regenwaldes braucht es starke Organisationen vor Ort. Die Sicherung der Landrechte gibt den Indigenen die Möglichkeit, selbstverwaltete Strukturen aufzubauen.“
Stärkung der Bevölkerung
Das Bestreben des Klimabündnisses ist die Selbstverwaltung der indigenen Bevölkerung zu stärken. Mithilfe österreichischer Unterstützung wurde zunächst in die Infrastruktur investiert: Gemeinschaftsboote angeschafft, ein solarbetriebenes Sprechfunknetz installiert und ein Vereinsbüro eingerichtet. Im Laufe der Jahre wurde die FOIRN von der brasilianischen Regierung zunehmend als Verhandlungspartnerin anerkannt und ist heute die wichtigste und am besten organisierte Vertretung der Indigenen in ganz Brasilien. Die Bevölkerung soll dabei unterstützt werden ihre Landrechte zu sichern. Dies ist erfolgreich gelungen, und der Obere und Mittlere Rio Negro bilden gemeinsam mit den angrenzenden Gebieten das größte zusammenhängende und nachweislich intakte Regenwaldgebiet Brasiliens. Eine Fläche von der Größe Österreichs und der Slowakei zusammen wurde langfristig als indigenes Siedlungsgebiet geschützt, um Raubbau an Ressourcen zu verhindern.
Klimakrise in Amazonien
Am Rio Negro prägen zunehmende Extremwetterereignisse, hervorgerufen durch den Klimawandel die Lebensrealität. Nach Jahren von starken Niederschlägen herrscht nun 2023 extreme Hitze und Trockenheit durch das El Niño-Phänomen. Temperaturen bis 40 Grad Celsius, Wasserknappheit, und gesundheitliche Beeinträchtigungen belasten die Region. Die Dürre hat den Wasserpegel auf bis zu 300 cm sinken lassen, beeinträchtigt Wasserwege, führt zu Fischsterben und erzwingt Migrationen. Kleine Gemeinden leiden unter erschwerten Zugängen zu Territorien, Lieferproblemen und Beeinträchtigungen der Landwirtschaft. Niedrige Flusspegel verursachen tödliche Unfälle. Die Partnerschaft zwischen dem Klimabündnis und der FOIRN entstand vor dem Hintergrund solcher Klimaextreme, die ernsthafte Herausforderungen für die Ernährungssicherheit und Gesundheit der Menschen am Rio Negro darstellen.
Was ist das Klimabündnis?
Als globale Partnerschaft zum Schutz des Klimas verbindet das Klimabündnis Gemeinden in 27 Ländern Europas mit Völkern indigenen Ursprungs aus Südamerika. Zu den gemeinsamen Zielen zählen verringerte CO2-Emissionen und der Erhalt des Amazonas-Regenwaldes. Das Klimabündnis in Österreich ist das größte Klimaschutz-Netzwerk. Durch kontinuierliches Wachstum umfasst es nun 1064 Gemeinden, 1301 Betriebe, 783 Schulen / Bildungseinrichtungen und 9 Bundesländer.
Älteste aktive Klimaschutz-Initiative Europas
Mit acht Regionalvereinen in den Bundesländern betreut das Klimabündnis Bundesländern Gemeinden, Schulen, Kindergärten und Betriebe österreichweit. Im Fokus der Klimabündnis-Arbeit stehen Information und Bewusstseinsbildung, Vernetzung und Weiterbildung sowie die Durchführung von Projekten und Kampagnen in den Bereichen Klimaschutz, Klimagerechtigkeit und Klimawandelanpassung. Seit mehr als 32 Jahren erarbeitet das Klimabündnis Österreich lokale Lösungswege, um das globale Klimaproblem zu wandeln. Somit zählt es als älteste aktive Klimaschutz-Initiative Europas und als das in Österreich größte kommunale Klimaschutz-Netzwerk.