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Wirtschaft
26.07.2024

IV: Konjunktur­umfrage unterstreicht Sorgen der Industrie

Ein Viertel der Kärntner Industrieunternehmen rechnet in den kommenden drei Monaten mit abnehmenden Beschäftigtenzahlen. Die Industriellenvereinigung fordert daher dringende Maßnahmen.

Insgesamt nahmen 61 Industriebetriebe mit rund 22.000 Beschäftigen  im 2. Quartal 2024 an der Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Kärnten teil. Kein einziges der befragten Unternehmen hat angegeben, Mitarbeiter aufbauen zu wollen.

„Mittlerweile gehen schon 23 Prozent der Unternehmen für die kommenden Monate von einem abnehmenden Beschäftigtenstand aus. Ein grundlegender konjunktureller Umschwung zum Besseren ist außer Sichtweite.“

Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten

„Grund zur Sorge gibt vor allem die Tatsache, dass mittlerweile schon 23 Prozent der Unternehmen angeben, dass sie für die kommenden Monate von einem abnehmenden Beschäftigtenstand ausgehen“, sagt Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten.  „Ein grundlegender konjunktureller Umschwung zum Besseren ist derzeit außer Sichtweite.“
„Die Wirtschaft stagniert weiter. Das zeigt sich deutlich in der Beurteilung der Betriebe von Geschäftslage, Ertragssituation und Auftragsbestand“, sagt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Kärnten.  Auch der Fachkräftemangel werde die Industriebetriebe in den nächsten Jahren begleiten.

Geschäftslage und Ertrag

78 Prozent der Unternehmen gehen in sechs Monaten von einer durchschnittlichen Geschäftslage aus, zehn Prozent von einer schlechten. 80 Prozent der Betriebe glauben, dass die Ertragssituation in den nächsten Monaten maximal durchschnittlich sein wird, 18 Prozent gehen sogar von einer schlechten Ertragslage aus. Nur die Entwicklung der Auslandsaufträge wird etwas positiver eingeschätzt – 20 Prozent beurteilen sie mit gut.

Weniger Kosten

Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und des österreichischen Wirtschaftsstandortes hat die Industriellenvereinigung Kärnten nun acht konkrete Maßnahmen ausgearbeitet, die unter anderem eine Senkung von Steuern und Abgaben sowie der Lohnnebenkosten vorsehen.

„Mit einer Steuer- und Abgabenquote von 43,2, Prozent haben wir einen der höchsten Werte in der EU. Es muss deshalb unser Ziel sein, diese Quote durch einen konsequenten Abgabereduktionspfad bis 2030 auf 40 Prozent zu senken“, sagt Timo Springer.  Er fordert außerdem den Fokus auf Effizienz und Innovation.

„Aktuell arbeiten 30 Prozent der Beschäftigten in Österreich in Teilzeit. Das ist die zweithöchste Quote in der EU.“

Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Kärnten

Ein weiterer wichtiger Schritt sei die Erhöhung des Arbeitszeitvolumens. „Eine Debatte über Teilzeit- und Vollzeitarbeit ist unumgänglich. Aktuell arbeiten 30 Prozent der Beschäftigten in Österreich in Teilzeit. Das ist die zweithöchste Quote in der EU. Und leider bevorzugt unser Steuersystem derzeit Teilzeitarbeit“, sagt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Kärnten. Die Industriellenvereinigung fordert daher eine Abflachung der Steuerprogression und die Einführung eines Vollzeitbonus zur Schaffung entsprechender Anreize.

Später in Pension

Dringend benötigt werden Pensionsreformen. Derzeit sind für Pensionen vier Mal so viel Mittel vorgesehen, wie für Wissenschaft und Forschung. „Bis 2050 wird unser Pensionssystem das Budget kumuliert mit einer Billion Euro belasten, die wir in Bildung, Infrastruktur und Innovation investieren könnten“, erläutert Timo Springer. Es werde auch notwendig sein, das faktische Pensionsalter (Österreich: 60,9 Frauen/ 61,1 Männer) dem OECD-Schnitt (63,1 Frauen /64,4 Männer) anzupassen.

Weniger Bürokratie

Springer appelliert außerdem für eine Abnahme der bürokratischen Belastungen. Alleine in den vergangenen vier Jahren habe die EU den Unternehmen insgesamt 850 neue Verpflichtungen auferlegt, was mehr als 5000 Seiten an Rechtsvorschriften entspricht. „Die gesetzlich vorgegebenen Berichtspflichten verursachen einen massiven administrativen Aufwand. Sie stehen in keiner Relation zu zusätzlichem Informations- und Transparenzgewinn.“

  Blick auf Kärnten

In Kärnten bereitet der vom Landesrechnungshof stark kritisierte Rechnungsabschluss 2023 Sorgen. „Um tatsächlich Einsparungspotenziale zu erreichen, müssen auch größere Einschnitte in Angriff genommen werden“, fordert Springer. Für die Industrie seien außerdem Verfahrensbeschleunigungen auf Landesebene notwendig. Positiv sei hingegen das vor Kurzem beschlossene Energiewendegesetz. Es trage wesentlich zur Entwicklung des Industriestandortes bei.

„Die Änderung der Gesetzgebung war Teil der Forderungen der Industriellenvereinigung in dem 20-Punkt-Programm, welches im Vorjahr nach der Landtagswahl vorgestellt wurde. Besonders positiv zu beurteilen ist aus Sicht der Industriellenvereinigung das in dem Gesetz verankerte übergeordnete öffentliche Interesse gegenüber der Erhaltung des Landschaftsbildes“, sagt Mischensky.

Neuer Prozess

Die Industriellenvereinigung begrüßt außerdem Maßnahmen wie die jetzt vorliegende PV-Verordnung. Darüber hinaus wird das Land Kärnten einen Entbürokratisierungsprozess in der Landesverwaltung starten. Diese Initiative erfolgt auf Anstoß von Wirtschaftsreferent Schuschnig und Landeshauptmann Peter Kaiser und soll von der Wirtschaftsombudsstelle begleitet werden. Die Industriellenvereinigung wird hier Maßnahmenvorschläge einbringen.

 

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