Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hat der Stellenwert der Energie- Sicherheit und der Ausbau der erneuer baren Energien an Stellenwert gewonnen. © Klimafonds
Umwelt
31.03.2022

Abhängigkeit verringern und Energiewende umsetzen

Europa hat keine ausreichende Gas- und Ölproduktion, um sich selbst zu versorgen – das wird uns durch den Krieg in der Ukraine gerade schmerzlich bewusst. Mit dieser Abhängigkeit soll jetzt Schluss sein und die Energiewende vorangetrieben werden.

Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Preise für Öl, Erdgas, Benzin und Diesel bereits stark steigen lassen und stellt die Strukturen der Energieversorgung Europas in Frage. Große Mengen Gas, Öl und Steinkohle wurden bisher aus Russland in die EU geliefert. In Europa liegt die Energie-­Abhängigkeits-Quote derzeit bei sehr hohen 60 Prozent. In den letzten Jahren ist diese noch weiter gestiegen und Russland ist das wichtigste Importland. So kommen über 40 Prozent der Gas-Importe für Europa aus Russland. Mit dieser Abhängigkeit soll nun Schluss sein.

Die Energiewende schaffen

Die aktuelle Eskalation in der Ukraine hat zu einem radikalen Umdenken innerhalb Europas geführt, denn der Krieg zeigt uns allen gerade, wie abhängig wir von Öl- und Gasimporten sind. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hat der Stellenwert der Energie-Sicherheit und der Ausbau der erneuerbaren Energien an Stellenwert gewonnen. Sonne, Wind, Wasserstoff sind die Lösung der Zukunft. „Wir müssen uns schnellstmöglich von der Erpressbarkeit und Abhängigkeit lossagen, die durch teure und unzuverlässige Gas- und Ölimporte entstehen. Dadurch können wir Sicherheit und Stabilität für Österreichs Bevölkerung und Wirtschaft gewährleisten. Auch in moralischer Hinsicht ist es nicht mehr tragbar, durch Gasimporte russische Kriegshandlungen und Drohgebärden zu finanzieren“, stellt Martina Prechtl-Grundnig Geschäftsführerin des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich klar. Der Krieg in der Ukraine sollte zum Anlass genommen werden, um in Österreich endlich die Energiewende zu schaffen und dem Klimawandel, so gut es jetzt noch möglich ist, entgegenzusteuern. „Die Klimakrise hat schon jetzt große Auswirkungen, die für Mensch und Wirtschaft spürbar sind. Das Zeitfenster für eine klimaresiliente Welt schließt sich, das zeigt auch ein aktueller Bericht des IPCC“, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

Nachhaltige Energieversorgung

Auch der Dachverband Erneuerbare ­Energie Österreich möchte die nachhaltige Energieversorgung Österreichs vorantreiben. „Wir sind die gemeinsame Stimme aller Unternehmen und Organisationen für die nachhaltige Energieversorgung. Gemeinsam haben wir weit über 1.000 Mitglieder, die an einem Strang ziehen. Die langfristige Vision der Klima- und Energie-Modell­regionen ist der 100-prozentige Ausstieg aus fossilen Energien. „Dafür braucht es Energieeinsparungen zum Beispiel durch Sanierungen, Effizienzsteigerungen durch den Umstieg auf energieeffizienten Verbrauch von Energie und den massiven ­Ausbau von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik-Module auf den Dächern, gemeinschaftlich betriebene Windkraft­anlagen und den Einsatz von großen und kleinen geothermischen Erzeugungsan­lagen“, so Ingmar Höbarth.

Regenerative, klimafreundliche Energien

Die Bundesregierung hat die Klimaneutralität 2040 für Österreich als Ziel erklärt. Grundlage dafür ist aber die Umgestaltung des heimischen Energie- und Mobilitätssystems, weg von fossilen Energieträgern, die zu großen Teilen importiert werden und damit zu Abhängigkeiten führen, hin zur Versorgung mit regenerativen, klima­freundlichen Energien, die regional erzeugt und gespeichert werden. Strom aus Wärme und Sonne, Wind und Wasser, Biomasse und aus Geothermie haben großes Potenzial, das wir jetzt nutzen müssen. „Die ­Klimakrise bedroht unsere Zukunft. Wir wollen, dass Österreich lebenswerter wird und unsere hohe Lebensqualität erhalten bleibt. Das gelingt nur, wenn unsere Energie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommt. Um das zu schaffen, braucht es Tempo, Mut und Investitionen – und bessere Voraussetzungen für den Ausbau erneuerbarer Energie und dafür setzen wir uns ein“, so Martina Prechtl-Grundnig.

Martina Prechtl-Grundnig Geschäftsführerin des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich

„Wir müssen uns schnellstmöglich von der Erpressbarkeit und Abhängigkeit lossagen, die durch teure und unzuverlässige Gas- und Ölimporte entstehen.“

© Erneuerbare Energie Österreich

Zusammenwirken auf allen Ebenen

Um die Energiewende in Österreich erfolgreich und schnell umsetzen zu können, braucht es ein Zusammenwirken auf allen Ebenen. „Wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf. Die Bundesländer müssen ihre Zuständigkeit jetzt in konkrete Handlungen umsetzen. Sie müssen verbindliche Ziele für die Bundesländer festlegen, welche in Summe die Österreichischen Ziele von 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren bis 2030 und Klimaneutralität bis 2040 ergeben“, so Prechtl-Grundnig. Dazu müssen Flächen für die Projektrealisierung ausgewiesen werden, der Ausstieg aus der fossilen Energie in konkrete Pläne gegossen werden und die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. „Des Weiteren braucht es natürlich auch auf Bundesebene die Schaffung des erforderlichen Gesetzesrahmens und der dazugehörigen Verordnungen sowie Abwicklungsstruktur, beispielsweise das erneuerbare Wärmegesetz, das erneuerbare Gasgesetz, das Energieeffizienzgesetz und ein wirksames Klimaschutzgesetz. Nicht zuletzt müssen auch Strategien für die Forschung, Entwicklung und Speicherung von erneuerbaren Gasen und grünem Wasserstoff entwickelt werden“, erklärt die Geschäftsführerin des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich.

Abhängigkeit drastisch verringern

Auch die Klimafonds setzen sich dafür ein, die Umgestaltung des Energiesystems voranzutreiben. „Diese hat auch enorme (volks)wirtschaftliche Aspekte. Vor Ort erzeugte, saubere Energie schafft und sichert Arbeitsplätze in der Region, das zeigen auch unsere aktuellen Studien zu diesem Thema. Konkrete Projekte für die Energie- und Mobilitätswende werden auch in unseren Klima- und Energiemodellregionen und in unseren Smart Cities umgesetzt. Ziel der Projekte ist es, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen drastisch zu verringern und die Energiewende umzusetzen“, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

Eigenständige und sichere Versorgung

Zu den erneuerbaren Energien zählen die Erzeugung von Wärme und Strom aus Biomasse, Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme. Durch das Zusammenspiel dieser Energieträger könnte in Österreich eine eigenständige und sichere Versorgung das ganze Jahr über gewährleistet werden. Mittlerweile spricht sich auch bereits der Großteil der Österreicher für die Energiewende aus. „Immer mehr rückt auch die Umstellung der eigenen Energieversorgung in den Vordergrund. Dieses schrittweise Umdenken und Handeln aller ist essenziell für eine Energiewende“, so Martina Prechtl-Grundnig. Der Umbau auf ein erneuerbares System verlangt jedoch auch einen Umbau der Infrastruktur das heißt, das Versorgungsnetz muss den Bedingungen, zu denen erneuerbare Energie zur Verfügung steht, gerecht werden und erneuerbare Energie muss gespeichert werden.

 

Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds

„Die Klimakrise hat schon jetzt große Auswirkungen, die für Mensch und Wirtschaft spürbar sind. Das Zeitfenster für eine klimaresiliente Welt schließt sich.“

© Johannes Hloch

Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen

„Für Österreich bedeutet das ganz konkret, dass ein massiver Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen notwendig ist. Bei der Wärmeversorgung muss auf Öl und Gas verzichtet und auf erneuerbare Alternativen wie zum Beispiel Wärmepumpen, Solarthermie, Abwärme und Fernwärme umgestellt werden. Des Weiteren muss Verkehr vermieden und auf kollektive Transportmittel wie Bahn, Bus und Straßenbahn und auf aktive Formen wie das zu Fuß gehen und Radfahren gesetzt werden. Schlussendlich muss die Mobilität zum Beispiel durch den Umstieg auf E-Fahrzeuge verbessert werden“, so Ingmar Höbarth. Die Klima- und Energiefonds bietet vielfältige Förderungen wie den Ausbau von PV und Solarthermie an, hilft bei der Umstellung auf ein erneuerbares Wärmesystem, unterstützt bei der Anschaffung von elektrischen Fahrzeugen sowie bei dem Ausbau von dafür nötigen Infrastrukturen.

Großer Nachholbedarf

Kärnten hatte im Jahr 2020 den höchsten Anteil erneuerbarer Energie in Österreich, schneidet jedoch laut einer Studie der Österreichischen Energieagentur nur mittelmäßig beim Endenergieverbrauch und den Treibhausgasemissionen ab. „Auch beim Ausbau von Windkraft und Sonnenenergie gemessen an den vorhandenen Potenzialen besteht ein hoher Nachholbedarf“, erklärt Martina Prechtl-Grundnig. In der Steiermark konnten die Treibhausgase und auch der Energieverbrauch bisher zwar stark reduziert werden, doch beim Anteil erneuerbarer Energien liegt das Bundesland im österreichweiten Mittelfeld. Auch hier gibt es starken Nachholbedarf bei dem Ausbau von Windkraft und Photovoltaik. In beiden Bundesländern ist der Anteil erneuerbarer Energie bis 2040 zu verdreifachen (Kärnten) bzw. zu vervier­fachen (Steiermark).

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