„Irgendwann wurde mir klar, dass man beruflich entweder immer von einer anderen Firma abhängig ist oder sein eigenes Unternehmen gründen kann.“
Ahmad Ibesh näht in seiner Schneiderei mit Herz und Zwirn
Ahmad Ibesh wuchs von Kindesbeinen an mit dem Schneiderhandwerk auf, da seine Familie einen Schneidereibetrieb führte. „Nähmaschinen waren meine Spielzeuge“, erinnert sich der heute 31-Jährige. Schon mit elf Jahren arbeitete er im Familienbetrieb mit. Doch viele Jahre später veränderte der Krieg alles. Nach dem Verlust seiner Eltern verließ Ibesh sein Heimatland und fand schließlich Zuflucht in Österreich, genauer gesagt in Kärnten.
Herzgenäht
In kürzester Zeit erlernte er die deutsche Sprache. Sein Talent als Schneider blieb seiner Deutschlehrerin nicht verborgen, und sie förderte ihn, indem sie ihm eine Nähmaschine besorgte, um seine Leidenschaft zu unterstützen. „Seit diesem Moment habe ich stets nebenbei genäht“, erzählt Ibesh. Seine sorgfältig verarbeiteten und kreativ gestalteten Handtaschen fanden schnell zahlreiche Abnehmer:innen. Kurz darauf war das Label „Herzgenäht“ geboren.
„Während der Coronapandemie habe ich meinen Lehrabschluss nachgeholt“, erklärt Ibesh, der zunächst nur nebenberuflich als Schneider tätig war und hauptberuflich in einem großen Möbelhaus arbeitete. „Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass man beruflich entweder immer von einer anderen Firma abhängig ist oder sein eigenes Unternehmen gründen kann“, sagt er. Als er schließlich eine freie Geschäftsfiliale in der St. Veiter Straße entdeckte, stand seine Entscheidung fest: „Ich wollte mich selbstständig machen, um mich ganz auf die Schneiderei zu konzentrieren.“
Design und Upcycling
In seiner Filiale in der St. Veiter Straße fertigt Ibesh nicht nur Handtaschen, sondern auch Laptoptaschen, Rucksäcke und weitere Textilprodukte an, wobei er stets neue Ideen entwickelt. „Ich brauche die Abwechslung“, sagt er mit einem Lächeln. Ein weiteres großes Ziel von Ibesh ist das Upcycling. „Ich führe Reparaturen und Änderungen an Kleidungsstücken, Möbeln und anderen Textilien durch.“
Kreativität weitergeben
Sein Wissen möchte Ibesh zukünftig auch anderen Menschen weitergeben. „Ich würde gerne Nähkurse in meinem Geschäft abhalten“, verkündet er. So möchte Ibesh auch anderen Menschen dabei helfen, ihre Kreativität zu entdecken. Seinem früheren Leben in Syrien trauert Ibesh nicht nach. "Das alte Leben gibt es dort nicht mehr", sagt er mit einem Hinweis auf die Politik und das Militär. Kärnten sei sein Zuhause. Dem pflichtet auch seine frühere Deutschlehrerin bei: "Ahmad gehört zu unserer Familie!", sagt sie.
WISSENSWERT:
Herzgenäht Filiale-Adresse: St. Veiter Straße 22, 9020 Klagenfurt
Öffnungszeiten: Dienstag-Samstag, 10 bis 14 Uhr sowie 15 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 14 Uhr