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Wirtschaft
09.11.2023

AK Kärnten präsentierte Konjunktur­studie 2023

Wenngleich ein Rückgang bei der Auftragslage zu erwarten ist, hält sich der Arbeitsmarkt stabil. Inflationstreiber sind die Güter des täglichen Verbrauchs.

Kärntens Betriebsräte beurteilen die Wirtschaftsentwicklung heuer deutlich negativer als im Vorjahr. Obwohl das wirtschaftliche Umfeld durch Energiepreise, Inflation, steigende Zinsen und weitere Unsicherheiten belastet ist, trotzt der Arbeitsmarkt der Konjunktur.

Sinkende Auftragslage

Von August bis September haben Betriebsräte von 208 Kärntner Betrieben, welche rund 65.000 Beschäftigte repräsentieren, an der Umfrage der AK – begleitet vom Joanneum Research – teilgenommen. „Bei der Entwicklung der Auftragslage überwiegen die negativen Erwartungen. Vor allem die energieintensive und exportorientierte Sachgütererzeugung trübt das Bild. Auch die Bauwirtschaft ist von der derzeitigen Eintrübung der konjunkturellen Rahmenbedingungen massiv betroffen. Im Dienstleistungssektor halten sich negative und positive Erwartungen in etwa die Waage“, hebt Studienautor Eric Kirschner vom Joanneum Research hervor. „Trotz der schlechten Auftragsaussichten in vielen Bereichen bleiben die Einschätzungen der Beschäftigungsentwicklung für das kommende Jahr überraschend positiv“, betont AK-Präsident Goach und erklärt: „Das ‚Horten‘ von Arbeitskräften, die Hoffnung auf eine nur kurze Flaute, aber auch der demographische Wandel, sind klare Gründe dafür. Der Fachkräftemangel und die unbesetzten Stellen gehen zwar leicht zurück, bleiben aber das große Thema. Trotz abgeschwächter Konjunkturaussichten sind die Investitionserwartungen anhaltend hoch. Investitionen in Energiesparmaßnahmen sind die wichtigsten Stellschrauben, um auf die stark gestiegenen Kosten zu reagieren.“

Inflation trifft alle

Die aktuellen Wirtschaftsprognosen gehen heuer von einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um rund 0,8 Prozent aus. Für das Jahr 2024 wird dennoch mit einem leichten Anstieg der Wirtschaftsleistung gerechnet. „Die österreichische Regierung hat es bisher verabsäumt, ausreichend inflationsdämpfende Maßnahmen umzusetzen. Die Entwicklung der Inlandsnachfrage wird stark von den Ergebnissen der Kollektivvertragsverhandlungen abhängen“, so der AK-Präsident. Inflationstreiber sind aktuell nicht die hohen Energiepreise, sondern die Güter des täglichen Verbrauchs (Lebensmittel, Kleidung, Wohnen).

2024 wird herausfordernd

Der öffentliche Sektor soll als Impulsgeber zur Wirtschaftsbelebung mit den erforderlichen Investitionen beim sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft vorangehen. Ein „kommunaler Investitionsfonds“ soll demnach als Instrument dienen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien, die thermische Sanierung von Gebäuden, die Energieeffizienz und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben.

Sozial treffsichere Maßnahmen

Auch andere Bereiche, in denen ein Investitionsstau ansteht, bieten sich für konjunkturstützende Maßnahmen an: Etwa Gemeinnütziger Wohnbau, Kinderbetreuung oder Pflege und Gesundheit. Dafür empfiehlt sich ein Konjunkturpaket für leistbares Wohnen. „Wenn die Zahl an günstigen Wohnungen steigt, wird infolge auch der Anstieg der Mieten abgebremst. Bestehender Wohnraum soll im Rahmen des Konjunkturpaketes thermisch saniert werden, was gleichzeitig Energiekosten senkt und hilft, Klimaziele zu erreichen. Diese Maßnahmen wären auch sozial treffsicher, da die Hälfte der Bevölkerung mit niedrigen Einkommen fast gänzlich zur Miete wohnt!“, so Goach.

Weiter­bildung als Schlüssel

Auch durchläuft der Arbeitsmarkt gerade einen tiefgreifenden Strukturwandel. Versorgungskrisen bei Gesundheit und Pflege, die beschleunigte Digitalisierung sowie die Klimakrise, machen einen Paradigmenwechsel im Bereich der Qualifizierung notwendig. „Hier kommt dem AMS eine wichtige Rolle zu. Weiterbildung ist der Schlüssel, um veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Im Bereich Digitalisierung und Green Jobs sind Ausbildungsschwerpunkte zu setzen. Die Arbeitsmarktpolitik ist gefordert, diese Prozesse der Transformation entsprechend zu begleiten!“, hebt der AK-Präsident hervor und verweist außerdem auf die Lehrwerkstätten, die hier einen wichtigen Beitrag zur Facharbeiterausbildung im Land Kärnten beitragen.

Chancen durch die Koralmbahn

Große Chancen sieht die AK vor allem im Koralmtunnel. „Kärnten und Steiermark werden zusammenwachsen und es entsteht ein neuer zukunftsträchtiger Wirtschaftsraum", so Goach. Durch die neuen Chancen am Arbeitsmarkt würden Pendelverflechtungen entstehen. Hier sei es vor allem wichtig, dass die Regionen an die Koralmbahn angebunden, Zubringersysteme ausgebaut und die Taktung zu bestimmten Zeiten verdichtet sowie allgemein aufeinander abgestimmt werden. „Alle Kärntner:innen müssen von den Möglichkeiten der Koralmbahn profitieren können. Positive Auswirkungen, die das Jahrhundertprojekt mit sich bringt, sollen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch für den öffentlichen Verkehr im gesamten Bundesland genutzt werden“, so Goach abschließend, welcher auf die Wichtigkeit von konjunkturbelebenden Investitionsmaßnahmen in den öffentlichen Verkehr verweist.

Zu den Ergebnissen der Konjunkturumfrage geht's hier: Konjunkturbefragung

Forderungen der Arbeiterkammer Kärnten:

  • Umfassende „Qualifizierungsoffensive“, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Arbeitskräfte fit für den Arbeitsmarkt der Zukunft zu machen: Schwerpunkt Digitalisierung & Green Jobs.
  • Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen des AMS sind mit dem Land Kärnten weiterzuführen, zu erweitern und budgetär abzusichern.
  • Weiterer Ausbau von Kinderbetreuung und Ganztagsschulen. Berufe in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Bildung sind aufzuwerten und angemessen zu entlohnen.
  • Installierung eines „kommunalen Investitionsfonds“, um den Ausbau der erneuerbaren Energien, die thermische Sanierung von Gebäuden, die Energieeffizienz und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben.
  • Offensive im Gemeinnützigen Wohnbau für leistbares Wohnen.
  • Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Kärnten für leistbare Mobilität.

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