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Wirtschaft
08.11.2024

AK-Konjunktur­umfrage zeigt Heraus­forderungen auf

Die Arbeiterkammer präsentierte kürzlich die Umfrage­ergebnisse zur Konjunktur in Kärnten 2024. Um einer Rezession entgegen­zuwirken, pochen Expert:innen auf eine ziel­gerichtete Industrie und Wirtschafts­politik.

Die Wirtschaft leidet unter der Inflation und unter hohen Energiepreisen. Konstant hohe Lebenshaltungskosten reduzieren wiederum den privaten Konsum. Obwohl der Arbeitsmarkt in Kärnten noch relativ stabil erscheint, stehen dennoch Herausforderungen an. Was sich auch in der aktuellen Konjunkturumfrage der Arbeiterkammer wiederspiegelt, die kürzlich bei einem Pressegespräch präsentiert wurde. Die Zuversicht der Betriebsrät:innen in Bezug auf einen wirtschaftlichen Aufschwung ist merklich gedämpft. „Österreich steuert auf die wohl längste Rezession der Nachkriegsjahre zu! Eine zielgerichtete Industrie- und Wirtschaftspolitik ist der Schlüssel, um den Wachstumsrückgang zu bewältigen und Kärnten nachhaltig wettbewerbsfähig aufzustellen,“ so AK-Präsident Günther Goach.

Prognosen weiter verschlechtert

Im Rahmen der Konjunkturumfrage der AK Kärnten, die vom Joanneum Research wissenschaftlich begleitet wurde, wurden die Betriebsrät:innen von 226 Kärntner Unternehmen befragt. Sie repräsentieren rund 66.000 Arbeitnehmer:innen, was etwa 30 Prozent aller Beschäftigten hierzulande entspricht. Joanneum-Studienautor Eric Kirschner: „Während die Befragten schon im Vorjahr davon überzeugt waren, dass sich die wirtschaftliche Situation verschlechtern würde, haben sich die Einschätzungen für das kommende Jahr noch weiter verschlechtert. Vor allem der Bausektor, die Industrie sowie die allgemeine Verunsicherung durch multiple Krisen, gepaart mit einer deutlichen Konsumzurückhaltung der Bevölkerung, bremsen die Konjunktur weiter ein.“

Goach macht deutlich: „Auch bisher optimistische Bereiche wie Informations- und Kommunikationstechnologie und Gastronomie zeigen negative Trends. In fast allen Branchen werden Neueinstellungen verschoben, dennoch bleibt der Fachkräftemangel anhaltend hoch. Unternehmen fokussieren sich mehr auf Ersatz- statt auf Neuinvestitionen. Die Wirtschaft schrumpft das zweite Jahr in Folge, unser Land ist mittlerweile unter den Schlusslichtern in der Europäischen Union.“

„Österreich steuert auf die wohl längste Rezession der Nach­kriegsjahre zu! Eine zielgerichtete Industrie- und Wirtschafts­politik ist der Schlüssel, um den Wachstums­rückgang zu bewältigen und Kärnten nachhaltig wettbe­werbsfähig aufzustellen.“

Günther Goach, AK-Präsident

Rahmenbedingungen erschwert

Hohe Energiepreise, die EZB-Zinspolitik und eine überdurchschnittlich hohe Inflation setzen der österreichischen Wirtschaft zu. Dabei ist die Rezession nur teilweise auf internationale Faktoren zurückzuführen. „Anders als andere Länder verpasste Österreich die Chance zur effektiven Inflationsbekämpfung und verteilte stattdessen Geld nach dem Gießkannenprinzip. Diese steuerfinanzierten Hilfen trugen zur hohen Inflation bei, die sich von Energie und Rohstoffen auf alle Güter und Dienstleistungen ausgeweitet hat“, erklärt der AK-Präsident.

Branchen­bezogene Auftrags­lage

Stark negativ fallen die Einschätzungen in der Sachgütererzeugung aus: Die Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung der Auftragslage sind mit 44,6 Prozent überwiegend negativ und beträgt in der Unterkategorie „Technologiebereich“ sogar 53,8 Prozent. Merklich pessimistisch zeigt sich auch die Wirtschaftsklasse „Handel und Reparatur“ mit einem Überhang von 48,3 Prozent an negativen Erwartungen. Das Bauwesen liegt mit 33,3 Prozent gleichauf mit „Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Rückgewinnung“ im negativen Bereich. Düstere Stimmung herrscht auch in der Digitalwirtschaft sowie im Finanz- und Versicherungsbereich mit rund minus 30 Prozent. Hingegen erscheint die Stimmung im Tourismus mit nur minus 20 Prozent fast schon als Lichtblick. Einzig im Bereich „öffentliche Verwaltung, Unterrichtswesen, Gesundheits- und Sozialwesen“ sind positive und negative Erwartungen ausgeglichen.

Leben und Wohnen soll leistbar bleiben

Die Lebenshaltungskosten sind seit September 2021 enorm gestiegen. Obwohl die Inflation auf 1,8 Prozent zurückging, bleiben die Preise hoch – vor allem bei Lebensmitteln (+ 43 Prozent seit 2021). Bei Wohnkosten belasten überteuerte Mieten, steigende Betriebskosten und hohe Kreditzinsen die Bevölkerung. Die Mietpreisbremse 2024 wurde zu spät eingeführt und greift zu kurz. Als Instrument für leistbares Wohnen sollte der geförderte Wohnbau ausgebaut werden. Das Wohn- und Baupaket der Bundesregierung ist unzureichend und berücksichtigt nicht alle Betroffenen.

„Während die Befragten schon im Vorjahr davon überzeugt waren, dass sich die wirtschaft­liche Situation verschlechtern würde, haben sich die Einschät­zungen für das kommende Jahr noch weiter verschlechtert.“

Eric Kirschner, Studienautor Joanneum Research

Kärnter Arbeits­markt (noch) relativ stabil

Trotz schwächelnder Konjunktur erscheint der Kärntner Arbeitsmarkt mit 224.000 Beschäftigten im Oktober 2024 relativ stabil. Durch die Konjunktureintrübung steigt jedoch zeitgleich die Zahl der Arbeitsuchenden um 6,9 Prozent (+1.068) weiter an. Damit verzeichnet Kärnten im Bundesländervergleich – analog zu den bisherigen Monaten im Jahr 2024 – den geringsten Anstieg (der Österreichschnitt beträgt + 11 Prozent). Überproportional hoch fällt hingegen die Zunahme Anstieg der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen mit einem Plus von 20 Prozent (+286 Personen) aus. Der Anstieg betrifft vor allem die Bereiche Handel und Büro.

Der demografische Wandel und die notwendigen Anpassungen – bedingt durch die rapide Digitalisierung – verlangen nach einer umfassenden Strategie zur Sicherung von Fachkräften. Mit 1. Jänner 2024 wurde der in den Lohnnebenkosten enthaltene Beitrag zur Arbeitslosenversicherung sowohl für Dienstnehmer:innen als auch für Dienstgeber:innen jeweils von drei auf 2,95 Prozent gesenkt. „Die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge 2024 zugunsten der Gewinnerhöhung der Unternehmen ist – vor allem in einer Rezession – für den Sozialstaat kontraproduktiv, denn so fehlen wichtige Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik in der Krise“, mahnt Goach.

Koralmbahn: Chancen nutzen!

Die Koralmbahn eröffnet in den Bereichen Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Bildung zahlreichen neue Chancen. Kärnten muss sich als Standort für grüne Technologien etablieren. Hier hängt der Erfolg maßgeblich von qualifizierten Fachkräften ab und erfordert integrierte Planung von Arbeit, Wohnen, Bildung und Infrastruktur. Sowohl Politik, Gemeinden, Sozialpartner als auch die Verwaltung müssen gemeinsam Konzepte entwickeln.

DIE FORDERUNGEN DER ARBEITER­KAMMER AUF EINEN BLICK:

  • Mehr Bundesmittel für die Gemeinden um den Ausbau der erneuerbaren Energien, die thermische Sanierung von Gebäuden, die Energieeffizienz und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben.
  • Verstärkte Förderung des gemeinnützigen Wohnbaus, um leistbaren Wohnraum zu gewährleisten und gleichzeitig die Baukonjunktur zu stützen.
  • Keine weitere Kürzung der Lohnnebenkosten zu Lasten der Arbeitnehmer:innen.
  • Ein personell und finanziell topausgestattetes AMS, um allen Arbeitsuchenden rasche Vermittlung zu gewährleisten.
  • Die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen des AMS sind mit dem Land Kärnten weiterzuführen, zu erweitern und budgetär abzusichern.  
  • Eine umfassende „Qualifizierungsoffensive“ mit Schwerpunkt Digitalisierung und Green Jobs ist umzusetzen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Arbeitslose fit für den Arbeitsmarkt zu machen.
  • Hebung der Frauenerwerbsquote durch eine flächendeckende Kinderbetreuung und Pflegeinfrastruktur, sowie den Ausbau von Ganztagesschulen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.
  • Betriebe, die nicht selbst Lehrlinge aus- und weiterbilden (können), haben sich an einem „Weiterbildungsfonds“ zu beteiligen.
  • Anpassung der regionalen und überörtlichen Raumplanung an die Potentiale der Koralmbahn.
  • Forcierung von überregionalen, interkommunalen Projekten wie Forschungseinrichtungen, Logistik-, Gewerbe- und Industrieparks usw.

Im Rahmen eines Pressegesprächs wurden kürzlich die Ergebnisse der aktuellen AK-Konjunkturumfrage in Kärnten präsentiert. © Thomas Hude/AK

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