Das AMS Kärnten zog Bilanz über das Krisen-Jahr 2020 und wagte einen vorsichtigen Ausblick. – Foto: Pichler
Wirtschaft
09.02.2021

AMS-Ausblick 2021: Zukunft mit Qualifizierung sichern

Das Arbeitsmarktservice (AMS) blickte heute auf das (dramatische) Arbeitsmarkt-Jahr 2020 zurück. Nach Rekord-Beschäftigung im Jahr 2019 Rekord-Arbeitslosigkeit im Jahr 2020. Um aus der (Corona-)Krise herauszufinden, setzt das AMS auf wirtschaftsnahe Qualifizierung.

Nach einem Jahr mit Rekord-Beschäftigung (2019) und zwei Monaten mit einer Abnahme bei Arbeitslosen (Jänner und Februar 2020) bescherte "Corona" dem Kärntner Arbeitsmarkt einen kräftigen Dämpfer. Durch den ersten Lockdown Mitte März verloren tausende Kärntner ihren Job. Den Höchststand an Arbeitssuchenden registrierte das AMS am 31. März 2020 mit 40.032 Personen (arbeitslos oder in Schulung). AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig anlässlich des Rückblicks auf das Jahr 2020: "Zum Höchststand war jede zweite Arbeitskraft von Arbeitslosigkeit betroffen oder in Kurzarbeit."

Zu den wichtigsten Zahlen (Jahresdurchschnitt) im Jahr 2020:

  • vorgemerkte Arbeitslose: 26.749 (+ 6.000; + 28,9 Prozent) – Österreich-Schnitt: + 35,9 Prozent
  • Beschäftigte: 209.882 (- 6.142; - 2,8 Prozent)
  • Arbeitslosenquote: 11,3 Prozent (+ 2,5 Prozentpunkte)
  • Jugendliche bis 25 Jahre: 2.528 (+ 614; + 32 Prozent)
  • Langzeitarbeitslose über 6 Monate: 8.615 (+ 2.333; + 37,1 Prozent)
  • Ältere 50+: 9.335 (+ 1.925; + 26 Prozent)
  • Haupterwerbsalter: 14.885 (+ 3.461; + 30,3 Prozent)
  • Personen in Schulung: 2.415 (- 176; - 6,8 Prozent)
  • Lehrstellensuchende: 537 (+ 64; + 13,5 Prozent)

Bei Frauen stieg die Arbeitslosigkeit deutlicher an als bei Männern – hier steht ein Plus von 31,9 Prozent einem Plus von 26,3 Prozent gegenüber. In den Bezirken wurden die höchsten Zuwächse in Prozent in Hermagor (+ 43,3 %) und Wolfsberg (+ 36,3 %) verzeichnet.

Die Krise hat auch alle Altersgruppen erfasst. Bei Jugendlichen bis 25 Jahren betrug das Plus 32 Prozent, bei Über-50-Jährigen 26 Prozent und bei Langzeitarbeitslosen (länger als sechs Monate beim AMS vorgemerkt) 37,1 Prozent.

Arbeitslosigkeit im Tourismus stark ausgeprägt

Sieht man sich die Branchen an, so war naturgemäß der Tourismus am stärksten betroffen (+ 58,1 Prozent), gefolgt vom Handel (+ 25,4 %) und von den Hilfsberufen (+ 17,3 %). Kärnten kommt – im Gegensatz zu Tirol oder Salzburg – ein guter Branchenmix zugute. Man ist zwar stark vom Tourismus geprägt, doch andere wichtige Zweige wie Bau, produzierendes Gewerbe oder Industrie hatten 2020 eine relativ gute, konstante Auslastung.

Fast 100.000 Kärntner in Kurzarbeit

Durch das Modell Kurzarbeit wurde laut Melanie Jann, stellvertretende Landesgeschäftsführerin, verhindert, dass noch mehr Menschen ihren Job verlieren. In allen drei Kurzarbeitsphasen wurden insgesamt 7.042 Betriebe unterstützt, betroffen waren 97.400 Mitarbeiter. Das AMS gewährte insgesamt rund 407 Millionen Euro an Kurzarbeitsbeihilfe. Die Kurzarbeit war besonders wichtig für die Branchen Handel, Tourismus, Bau und Unternehmen der Waren-Produktion. Jann: "Bis zu 70 Mitarbeiter waren bei uns im AMS für die Abwicklung der Kurzarbeit zuständig, das waren allein dafür über 30.000 Arbeitsstunden."

"2020 ist die Arbeitslosigkeit sprunghaft angestiegen. Fix ist, dass wir lange brauchen werden, um diesen Sockel wieder abzubauen."

Peter Wedenig

Corona-Joboffensive

Als Reaktion auf die Krise wurde die österreichweite Corona-Joboffensive geboren, in Kärnten steht für die Jahre 2020 bis 2022 ein Budget von 34,4 Millionen Euro zur Verfügung. Konkret ist das ein wirtschaftsnahes Aus- und Weiterbildungsprogramm mit den Schwerpunkten Digitalisierung, Pflege, Fachkräfteausbildung und Soziales. Wedenig: "Erste Programme befinden sich in Umsetzung, etwa die Pflegeassistenz-Lehrgänge, die auf fünf Standorte erweitert wurden, oder das Qualifizierungsangebot im Tourismus mit einem Ausbau von 14 auf 25 Kurse. Das Motto: mehr Perspektiven durch Qualifizierung."

Wichtig sei die Wirtschaftsnähe: "Wir setzen auf wirtschaftsnahe, nachgefragte Aus- und Weiterbildungen, sodass Arbeitssuchende die Zeit der Jobsuche sinnvoll nutzen und ihre Chancen am Arbeitsmarkt nachhaltig steigern können. Unternehmen wiederum bekommen so die Fachkräfte, die sie brauchen." Da nach wie vor 38 Prozent aller vorgemerkten Arbeitslosen maximal einen Pflichtschulabschluss haben, wird bei den Qualifizierungsmaßnahmen auf diese Gruppe besonderes Augenmerk gelegt.

Prognose für 2021 kaum möglich

Mit einem Ausblick auf 2021 tut sich Wedenig heuer schwer. Zu viele Faktoren sind noch unsicher, etwa wann der Tourismus wieder aufsperren darf. Geht man von den Prognosen des Wirtschaftsforschungsinstitutes WIFO aus, so wächst die Wirtschaft 2021 um 4,5 Prozent. Demnach würde der Beschäftigtenstand in Kärnten leicht sinken (auf 203.600 Beschäftigte) und die Zahl der Arbeitslosen gleich bleiben. Wedenig: "2021 wird eine riesige Herausforderung. 2020 ist die Arbeitslosigkeit sprunghaft angestiegen. Fix ist, dass wir lange brauchen werden, um diesen Sockel wieder abzubauen."

Zahlen aus den Bezirken:

Quelle: AMS Kärnten
Das AMS Kärnten zog Bilanz über das Krisen-Jahr 2020 und wagte einen vorsichtigen Ausblick. – Foto: Pichler
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