„Wir bringen Wissen in den Wald“
Arbeitsplatz Wald
Mit der Forstwirtschaft verbinden viele Menschen den Förster, der den ganzen Tag mit seinem Hund durch den Wald streift. Doch diese romantische Vorstellung entspricht kaum den heutigen Anforderungen und unterschlägt die vielfältigen Berufe, die es neben dem klassischen Förster in diesem Wirtschaftsbereich noch gibt.
Arbeitsplätze und Wertschöpfung
In Österreich gibt es 172.000 Betriebe, die mit der Verarbeitung, Veredelung und Gewinnung von Holz beschäftigt sind. 2018 verzeichnete die österreichische Holzindustrie gemäß Konjunkturstatistik ein Produktionsvolumen von insgesamt 8,33 Milliarden Euro. 5,4 Milliarden Euro beträgt 2015 die Wertschöpfung des waldbasierten Sektors (Forst- und Holzwirtschaft – nur stoffliche Nutzung). Die Wertschöpfungskette Forstwirtschaft-Holz-Papier sichert in Österreich rund 300.000 Menschen einen Arbeitsplatz, in Kärnten sind es rund 20.000. Neben der Forstwirtschaft mit zirka 3.000 Beschäftigten in 163 Holz- und Industriebetriebe arbeiten in Kärnten etwa 1.000 Beschäftigte in rund 180 Zimmereien, rund 2.000 in 749 Tischlereien sowie 500 in einer Papierfabrik. Holz ist ein starker Exportfaktor für den Außenhandel und nach dem Fremdenverkehr sind Holz und Holzprodukte der zweitwichtigste Devisenbringer. Im Jahr 2017 umfassten die Exporte österreichweit ein Gesamtvolumen von 6,03 Milliarden Euro. Der Löwenanteil der Exporte entfiel auf Nadelschnittholz, Leimholz, Holzwerkstoffe (Platten) und Ski. Die Exportquote lag bei ca. 70%.
Manager im Wald
Damit die Wertschöpfungskette in Gang gesetzt werden kann, muss der Rohstoff Holz erst einmal „geerntet“ werden. Die Holzgewinnung erfolgt in der Forstwirtschaft durch Fachkräfte, von denen der Förster zwar der bekannteste, aber nicht der einzige ist. Das Tätigkeitsfeld des Försters ist breit gefächert und reicht von der Waldpflege, über Naturschutz und Waldpädagogik bis hin zu wichtigen strategischen und betriebswirtschaftlichen Aufgaben. Der Förster ist gleichsam der Manager im Wald. Wie jeder Manager braucht auch der Förster qualifizierte Mitarbeiter für die anfallenden Arbeiten – die Forstfacharbeiter.
Forstliche Ausbildung
Die Ausbildung zum Forstwirt, Förster, Forstwirtschaftsmeister oder Facharbeiter ist in Österreich im forstlichen Bildungssystem (auf Landes- und Bundesebene) geregelt. Dieses umfasst mehrere Berufsbilder mit unterschiedlichen Ausbildungswegen (siehe Info). Für die Ausbildung zum Förster ist der Besuch der 5-jährigen Försterschule in Bruck/Mur (HBLA für Forstwirtschaft) notwendig oder der Besuch einer 3-jährigen Landwirtschaftlichen Fachschule mit anschließendem 3-jährigem Aufbaukurs ebenfalls an der Försterschule in Bruck/Mur. Nach zwei Jahren Praxis ist noch eine Staatsprüfung notwendig. Für den akademischen Forstwirt sind insgesamt 10 Semester Studium und der Universität für Bodenkultur zu absolvieren sowie zwei Jahre Praxis und eine Staatsprüfung.
Forstfacharbeiter
Es gibt drei Wege, um Forstfacharbeiter zu werden. Der eine ist die reguläre dreijährige Lehre in einem Lehrbetrieb und dem Besuch einer Berufsschule. Eine weitere Möglichkeit ist die Ausbildung im zweiten Bildungsweg über lange (mindestens dreijährige) Berufserfahrung und dem Besuch eines 6-wöchigen Kurses in einer der beiden Forstlichen Ausbildungsstätten (FAST). Für AbsolventInnen einer 3-jährigen landwirtschaftlichen Fachschule wurde der dritte Weg zum Forstfacharbeiter geschaffen: die forstliche Anschlusslehre, wo Interessenten über ein Jahr intensiver Lehre in der Forstwirtschaft zur Forstfacharbeiterprüfung kommen können.
Fort- und Weiterbildung
Neben der Ausbildungsstätte in Traunkirchen in Oberösterreich bietet in Kärnten die Forstliche Ausbildungsstätte in Ossiach des BFW (Bundesforschungszentrum für Wald) sowohl die Vorbereitungskurse für die Staatsprüfungen an wie auch die Vorbereitungs- und Aufbaukurse für Forstfacharbeiter. Zudem werden laufend spezielle Kurse, Seminare und Schulungen in Bereichen wie Arbeitssicherheit, Waldbewirtschaftung oder Waldpädagogik angeboten. Die FAST wendet sich an Personen mit eigenem Waldbesitz, an forstliche Dienstleister oder an Mitarbeiter in Forstbetrieben, in der Holzverarbeitung und Versorgung mit Bioenergie sowie an Menschen, die in anderen forstrelevanten Berufsfeldern tätig sind.
Wissen in den Wald bringen
„Wir bringen Wissen in den Wald“, fasst der Leiter der FAST Ossiach DI Johann Zöscher die Leistungen dieser Ausbildungseinrichtung zusammen. Die Berufsaussichten für handwerkliche Berufe in der Fortwirtschaft sind gut, bestätigt Zöscher. Der Bedarf an qualifizierten Forstfacharbeitern ist höher als das Angebot. Wer diesen Beruf ergreifen will sollte technisches Verständnis, z.B. für das Bedienen von Maschinen wie Motorsägen und Harvester sowie Seilzügen und Freude an der Arbeit in der Natur mitbringen. Für die anspruchsvolle Tätigkeit im Wald sind auch physische Stärke und Ausdauer Voraussetzung für diesen Beruf. „Für jeden, der den Wald mag und gerne in der Natur arbeitet, ist Förster oder Forstfacharbeiter ein wundervoller Beruf“, so Zöscher, der besonders auf die Möglichkeit hinweist, diese Tätigkeit im zweiten Bildungsweg zu erlernen.
Wald und Klimawandel
Der Klimawandel macht sich auch im Wald bemerkbar, stellt auch Zöscher fest. Die Trockenheit setzt den Bäumen zu, die dadurch anfälliger sind für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Die bereits geschwächten Bäume können auch extremen Wetterverhältnissen wie Stürmen oder Schneebruch weniger entgegen setzen. Kärnten war in den letzten Jahren nicht so stark betroffen wie andere Regionen in Österreich, weil es hier kühler und feuchter war. Die wirtschaftlichen Folgen wirken sich aber auch hier aus. Der Holzpreis ist durch das viele Schadholz stark gesunken. Die kürzlich beschlossene Unterstützung durch staatliche Zuschüsse ist eine notwendige Maßnahme, um die wirtschaftliche Existenz der Forstbetriebe zu sichern.
Der Wald als Wirtschaftsfaktor und als Natur- und Lebensraum, der uns allen mit seiner Freizeit- und Erholungsfunkton wichtige Dienste leistet, wird nicht zuletzt angesichts des Klimawandels auch in Zukunft Menschen brauchen, die ein Naheverhältnis zum Wald und zur Natur haben und ihre Leidenschaft zum Beruf machen.