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Wirtschaft
09.03.2022

Arbeitszeitsysteme, die sich den Bedürfnissen der Mitarbeitern anpassen, sind gefragt

Kristin Grasser, Landespräsidentin der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Kärnten im Gespräch über den Aufholbedarf in puncto Frauenquote, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und das neue DTA Bachelor-Studium.

advantage: Wie hoch ist derzeit die Frauenquote bei den Steuerberatern?

Kristin Grasser: Unter den österreichischen Steuerberatern haben wir mit einem Frauenanteil von 48 Prozent annähernd einen Gleichstand zwischen Frauen und Männern. Ein bisschen anders sieht es bei den Selbstständigen aus, hier liegt die Frauenquote bei 38 Prozent. Noch viel geringer ist der Anteil der weiblichen Wirtschaftsprüfer: Sie machen nur 29 Prozent aus, hier stellen sie dann überhaupt nur noch 24 Prozent der Selbstständigen. Ich denke nicht, dass das daran liegt, dass sich Frauen weniger zutrauen, sondern wohl eher daran, dass das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch immer vor allem ein Thema der Frauen ist. Als Unternehmerin brauche ich nicht nur Mut und gute Ideen, sondern auch zeitliche Flexibilität.

Wie schaffen Sie es, berufliches und familiäres unter einen Hut zu bringen und dabei auch sich selbst nicht zu kurz kommen zu lassen?

Meiner Erfahrung nach braucht es dafür ein tragfähiges Netzwerk, beruflich wie privat. Meine Kanzleipartnerinnen sind mir ein wichtiger fachlicher und persönlicher Rückhalt. Privat kann ich mich besonders auf meinen Ehemann verlassen. Wir betrachten die Organisation unseres Familienlebens als gemeinsame Aufgabe und halten einander bei beruflichen Herausforderungen den Rücken frei.  Das Thema Vereinbarkeit bewältigen wir als Team. Meine Familie ist aber auch meine Ruheoase und mein Wohlfühlort, an dem ich Kraft tanken kann. Auch wenn ich oft höre, eine „Powerfrau“ zu sein, gibt es Momente, in denen ich Verantwortung abgeben und loslassen will. Ich denke, das brauche ich, um langfristig in Balance zu bleiben.

Welche Rahmenbedingungen braucht es, um berufstätige Frauen mit Kindern zu unterstützen?

Wesentliche Voraussetzung für eine Verbesserung der Vereinbarkeit sind meiner Erfahrung nach familienfreundliche und flexible Arbeitszeiten, die durch die Möglichkeiten, die das Homeoffice bietet, noch besser gestaltet werden können. Damit ist schon viel gewonnen. Im Bereich der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien hat sich diesbezüglich in den letzten Jahren sehr viel verändert. Die Beschäftigten können Aus- und Weiterbildungen zeit-
sparend hier in Kärnten an unserer Akademie absolvieren. Vor allem aber haben Steuerberater und ­Wirtschaftsprüfer erkannt, dass flexible Arbeitszeiten Frauen und Männern mit Kindern das Leben erleichtern. Arbeitszeitsysteme, die sich den Bedürfnissen der Mitarbeiter anpassen, sorgen für mehr Zufriedenheit, weniger Stress und ein höheres Commitment seitens der Beschäftigten.

Am 1. Oktober fiel der Startschuss für das neue DTA Bachelor-Studium an der FH Kärnten in Villach. Was ist das Besondere an diesem Studium, welche Vorteile bringt es den Studierenden?

„Digital Tax & Accounting“ wurde in Kooperation mit der Akademie der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer entwickelt und kann entweder als Vollzeit­variante oder berufsbegleitend absolviert werden. Die innovative Ausbildung mit besonderem Augenmerk auf die Digitalisierung ist konkret auf die Anforderungen unserer Branche zugeschnitten und somit die ideale Vorbereitung auf eine Karriere im krisensicheren Arbeitsfeld der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Außergewöhnlich am neuen Studienzweig ist, dass die Praktikumsplätze von Kärntner Top-Kanzleien zur Verfügung gestellt werden. Die Studierenden können also die akademische Ausbildung von Beginn an mit branchenspezifischer Berufserfahrung verbinden. Unser Ziel ist, hochqualifiziertem Nachwuchs die Chance zu geben, von Beginn an Ver­antwortung zu übernehmen und unser spannendes und dynamisches Arbeitsfeld mitzugestalten.

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