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Wirtschaft
30.01.2025

Area Süd: Grenzen gibt es nur im Kopf

Kärnten und die Steiermark haben das Potenzial, internationale Strahlkraft zu erlangen. Beim ersten „advantage Area Süd Wirtschafts­stammtisch“ wurde über Chancen und Herausforderungen diskutiert.

Mit der Fertigstellung der Koralmbahn rücken Kärnten und die Steiermark immer stärker zu einem gemeinsamen Wirtschafts-, Wissenschafts- und Lebensraum im Herzen der Alpen-Adria-Region zusammen. 1,8 Mio. Menschen, 150.000 Unternehmen, 770.000 Beschäftigte: Die „Area Süd“ bildet den zweitgrößten Wirtschaftsraum in Österreich.

Bundesländer­übergreifende Achse

Um die Chancen für Südösterreich bestmöglich zu nutzen, gilt es die gemeinsamen Kräfte zu bündeln. Maßgebliche Treiber dieser überregionalen Zusammenarbeit sind Manfred Kainz (WKO-Regionalstellenobmann Deutschlandsberg) und Gerhard Oswald (WKO-Bezirksstellenobmann Wolfsberg). „Wir haben vom ersten Augenblick gespürt, dass wir ähnlich denken, die gleichen Ideen und Visionen von unseren Regionen und darüber hinaus haben“, so Oswald. „Wir hätten es uns leicht machen können, indem wir sagen Wolfsberg und Deutschlandsberg sind die Gewinner. Doch wir denken größer! Für uns ist die Area Süd weit mehr – ganz Kärnten und ganz Steiermark“, bekräftigt Kainz.

Wesentlich sei es zudem, sämtliche Stakeholder einzubinden und Verbündete zu gewinnen, was bereits 2019 erfolgreich gelungen ist. Auf der Weinebene konnte mit der Unterzeichnung des Manifests „Zukunft Wirtschaftsraum Südösterreich“ durch die beiden WKO-Präsidenten Josef Herk (Steiermark) und Jürgen Mandl (Kärnten) gemeinsam mit den WKO-Obmännern Manfred Kainz (Deutschlandsberg) und Gerhard Oswald (Wolfsberg) der Startschuss für die „Area Süd“ gesetzt werden.

Gelebte Area Süd

Als unabhängiges Zielgruppenmedium für Unternehmen, Institutionen und Führungskräfte in Kärnten und der Steiermark hat sich auch das advantage Magazin frühzeitig dem Wirtschafts- und Lebensraum Südösterreich verschrieben. 2022 setzte der Verlag zu seinem 25-Jahr-Jubiläum mit einer wegweisenden Veranstaltung im Lavanttal ein klares Bekenntnis für die Zukunft. „Wir verfolgen das Ziel zu einem positiven Stimmungsbild und zur Bewusstseinsbildung in den einzelnen Regionen beizutragen sowie bestehende Synergien sichtbar zu machen“, betont Gründer und Herausgeber Walter Rumpler, der kürzlich gemeinsam mit Chefredakteurin Petra Plimon und dem steirischen Regionaljournalisten Alois Rumpf zum ersten „advantage Area Süd-Wirtschaftsstammtisch“ auf die Kärntner Seite der Koralm lud.

Auftakt zum Wirtschafts­stammtisch

Wirtschaftsvertreter:innen aus Wolfsberg, Deutschlandsberg sowie vom Institut für Wirtschaft und Standortentwicklung (IWS) der WKO Steiermark folgten der Einladung. Beim länderübergreifenden Treffen auf der Weinebene mit dabei waren neben Manfred Kainz und Gerhard Oswald auch Ewald Verhounig und Robert Steinegger (beide IWS) sowie Michael Klein (Regionalstellenleiter Deutschlandsberg) und Diane Tiefenbacher (Bezirksstellenleiterin Wolfsberg). Man war sich einig: Gegenseitige Wertschätzung, der vertrauensvolle Umgang mit Informationen und Handschlagqualität sollen die Zusammenarbeit auch weiterhin prägen.

Ewald Verhounig, Leiter IWS, unterstrich einmal mehr, wie entscheidend es ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen: „Wir haben in den letzten zwei Jahren sämtliche Bezirke in Kärnten und der Steiermark besucht und die Ergebnisse der Studien über den neuen Wirtschaftsraum präsentiert. Es braucht wirkliche Treiber und man muss Meilensteine definieren, um in die Umsetzung zu kommen! Da sind wir jetzt dabei.“

Anbindung an die Koralmbahn

Ein zentrales Thema, das weiter forciert werden muss, ist der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). „Wir müssen, damit wir die Koralmbahn wirklich zu 100 % gut nutzen können, die Anbindung der Regionen sicherstellen“, so Oswald. Mit der Petition zur Wiederbelebung der Lavanttalbahn konnte im Vorjahr ein weiterer Schritt in diese Richtung gesetzt werden. „Wenn wir den ÖPNV tatsächlich nachhaltig ausbauen und stärken wollen, dürfen wir keine einzige Bahntrasse mehr aufgeben. Das darf nicht mehr passieren“, so Kainz.

Die Area Süd als Teil der Alpen-Adria-Region zu denken gewinnt ebenfalls an Relevanz. „Wichtig wäre dort aber vor allem der Bereich Infrastruktur, damit wir die Logistik beherrschen, um unsere Unternehmen zu stärken“, so Kainz.

Grenzüberschreitende Projekte

Im Rahmen des Wirtschaftsstammtisches wurde auch über mögliche, zukünftige Projekte und Ideen diskutiert. Im Bereich Autonomes Fahren soll etwa ein Pilotprojekt mit Alplabs angestoßen werden. Im Fokus steht der neue Bahnhof Weststeiermark, der mit einem autonomen People-Mover betreut werden soll. „Ein ähnliches Konzept wäre für den Bahnhof St. Paul auch denkbar“, so Oswald.

Im Energiebereich befindet sich ein Großprojekt in der Pipeline. „Die Realisierung des Ökospeichers auf der Koralm geht auf der steirischen Seite weiter. Uns war es immer ein Anliegen, das Ökologie mit Wirtschaft gemeinsam gedacht wird“, so Kainz. Ein Projekt wie dieses könnte auch auf der Kärntner Seite interessant sein.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit soll demnach in sämtlichen Bereichen weiter vorangetrieben werden. Das betrifft das Thema Forschung und Entwicklung, universitäre Kooperationen wie auch die bundesländerübergreifenden Cluster (AC Styria, Green Tech & Co). Im Tourismus gilt es ebenfalls Synergien zu nutzen und Angebote zu entwickeln. Zukunftschancen sieht man zudem im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). „Idee wäre es, dass wir mit Wolfsberg und Deutschlandsberg eine gemeinsame MINT-Region schaffen“, so Kainz.

Zudem wird an einer Unterlage für höhere Schulen bzw. Mittelschulen gebastelt, um bereits die junge Generation für den neuen Wirtschaftsraum Area Süd zu sensibilisieren und zu begeistern.

Insgesamt sei es notwendig, „regional über den Tellerrand zu schauen und Grenzen aus dem Kopf zu bekommen, um eine Identität für den Wirtschaftsraum zu entwickeln und die Ideen gemeinsam weiterzubringen“, sind sich die beiden WKO-Obmänner Kainz und Oswald einig.

Der erste "advantage Area Süd-Wirtschaftsstammtisch" fand im Jänner 2025 im „Weinebene Stüberl“ auf der Kärntner Seite der Koralm statt. © Rumpf

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