Gerald Hartmann, Direktor UNESCO Global Geopark Karawanken
© Urosh Grabner
Gerald Hartmann, der die Entwicklung des Geoparks von Beginn an mitgeprägt hat, spricht im Interview mit advantage über Erfolgsgeschichten, Zukunftsvisionen und wie man mit authentischer Wissensvermittlung begeistern kann.
Gerald Hartmann: Ein Geheimnis ist sicherlich, dass wir aus langjährigen, grenzüberschreitenden Projekten und Ideen eine bilaterale Institution etabliert haben. Im Vorfeld wurde bereits freiwillig kooperiert. Irgendwann haben wir erkannt, dass Freiwilligkeit in der regionalen Wirkung jedoch ihre Grenzen hat. Mit dem Geopark wurde es vor zehn Jahren möglich das Ziel einer gemeinsamen Naturerlebnisregion zu verfolgen. Der Vorteil liegt ganz klar darin, dass hier ein großes, jahrzehntelanges Vertrauen aufgebaut wurde.
Es ist auch hilfreich, dass die Gemeinden nicht nur an das schnelle, gute „Projektgeld“ gedacht haben. Sie bekannten sich strategisch zu einer Entwicklung als europäischer Zukunftsraum, was zusätzlich noch in unserer außerordentlichen Rechtsform als EVTZ (Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit) gipfelte. Ich würde sagen, die 14 Gemeinden haben sich getraut eine sehr innovative und kreative Lösung anzustreben und das ist fantastisch gelungen.
Gerald Hartmann, Direktor UNESCO Global Geopark Karawanken
© Urosh Grabner
Eine enorme, weil Bildung im Geopark die Basis für alle weiteren Entwicklungen darstellt. Einerseits ist es unser Bildungsauftrag die komplexe Geologie als Grundlage für unseren Lebens-, Wirtschafts-, Natur- und Kulturraum verständlich zu vermitteln. Dieser haben wir ja auch unser größtes Kapital, diesen unverwechselbaren Naturraum, zu verdanken. Andererseits sind wir auf unsere Bildungseinrichtungen fokussiert und binden auch internationale Wissenschaft mit ein. Unsere Kindergärten, Volks- und Mittelschulen sind dabei ganz entscheidend: Wir setzen mit ihnen Programme und Projekte um, um Geo- und Biodiversität zu vermitteln und die Heimat näher zu bringen. Besonders stolz sind wir, dass immer mehr Schulen und Kindergärten sich zur Karawanken UNESCO Global Geopark Bildungseinrichtung zertifizieren lassen und somit ein verpflichtendes Bekenntnis zur heimischen Region eingehen.
Einfache Antwort: Man fährt nach Črna und lässt sich von den Insruktoren die Zipline hinunter jagen. Der Start ist in Europa, eine Minute später – mit einer Anfangeschwindigkeit von 100 km/h oder auch mehr – ist man in Afrika! Wir erklären im Geopark komplexe Geologie bewusst auf so attraktive Weise, damit wir möglichst viele Menschen für unsere „Erd-Geschichten“ begeistern können. Hier kommt natürlich ganz klar auch Interpretation ins Spiel, denn so einfach lässt sich komplexe Geologie nicht immer übersetzen. Durch unser Gebiet zieht die sogenannte Periadriatische Naht. Diese ist verantwortlich für die Alpenhebung und somit auch -entstehung. Wir beschreiben mit diesem Phänomen die Kontinentalverschiebung. Sehr vereinfacht gesagt hat sich hier vor rund 75 Mio. Jahren ein ehemaliger Teil Afrikas losgelöst, der nun als eigenständige Teilplatte im Alpenbogen auf die eurasische trifft. Diesen Moment haben wir zur besseren Verständlichkeit „eingefroren“. Man kann aber auch zu Fuß in Rahmen unserer Wanderungen an verschiedensten Stellen nach Afrika und wieder zurück gehen.
© Urosh Grabner
Dieses starke Bekenntnis aller 14 Gemeinden von Anfang an: Ja, wir gehören zusammen, wollen eine gemeinsame Marke bilden und dabei neue, innovative Wege beschreiten. Ein besonderer Moment war sicher die halbstündige Sitzung im kalten Stollensystem der Petzen, welche die Gründung des Geoparks vor zehn Jahren zwischen den Gemeinden besiegelt hat.
Die größte Vision ist es in Österreich, genauso wie in vielen anderen europäischen Ländern, weitere Regionen für diese innovativen Entwicklungsinstrumente UNESCO Global Geopark als Prädikat und EVTZ als Rechtsform zu motivieren. Für den Karawanken-Karavanke Geopark geht es dynamisch weiter. Die nächsten visionären Umsetzungen werden in den Bereichen grenzüberschreitende Mobilität, Naturkatastrophenschutz und Etablierung als authentische Green Destination angestrebt.