Austausch zwischen Klagenfurter Wirtschaft und Stadt auf Augenhöhe
Die von der Wirtschaftskammer Kärnten bereits zum zweiten Mal durchgeführte Befragung unter ihren Mitgliedern hat ergeben, dass sich die Einschätzungen der Klagenfurter Unternehmer:innen zur aktuellen Lage verschlechtert haben. Auch der Ausblick auf die kommenden Monate gibt ihnen Anlass zur Sorge, allen voran die Themen Arbeits- und Fachkräftemangel sowie Energiepreise.
Die Ergebnisse im Detail
Im Zeitraum von Mitte September bis Anfang Oktober 2023 haben insgesamt 200 Unternehmen aus der Landeshauptstadt an der Befragung teilgenommen. Von ihnen rechnen nur 28 % mit steigenden Umsätzen, 38 % hingegen mit sinkenden. Betreffend der Auftragslage ist die Selbsteinschätzung der Unternehmen noch negativer: Nur 19 % erwarten eine Verbesserung. Zurückhaltend ist auch die Investitionsbereitschaft: Mehr als die Hälfte der Unternehmen gibt an, nicht investieren zu wollen, 24 % werden in Ersatzbedarf investieren und nur 20 % planen Neuinvestitionen.
„Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen für die kommenden 12 Monate liegt mit -10 im negativen Bereich“, fasst WK-Bezirksstellenleiter Markus Polka die Ergebnisse zusammen.
Unternehmen haben Zukunftssorgen
Die größte Herausforderung für die kommenden Monate ist der Arbeits- und Fachkräftemangel, gefolgt von Inflation, hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie Vorleistungs- und Arbeitskosten. Daher haben die Unternehmen einige Forderungen formuliert. Unter anderem eine steuerliche Begünstigung von Überstunden, attraktive Anreize für eine längere Beschäftigung älterer Mitarbeiter:innen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
AREA Süd als Chance erkennen
Auch die bevorstehende Inbetriebnahme der Koralmbahn macht einem großen Teil der Klagenfurter Unternehmen derzeit noch keine große Hoffnung. Ganz im Gegenteil, befürchtet doch rund ein Drittel der Betriebe einen möglichen Verlust von Mitarbeitern. Dass die Koralmbahn eine Jahrhundertchance darstellt, werde noch nicht ausreichend kommuniziert, sagt Franz Ahm, Obmann der WK-Bezirksstelle Klagenfurt „Wir müssen die Menschen und auch die Unternehmer besser über dieses Projekt informieren und ihnen die positiven Chancen, die die Bahn mit sich bringt, erklären.“
Zusammenfassend erläutert er weiter: „Es gibt deutliche Risse in der Konjunktur. Auch wenn die Zeiten derzeit nicht die einfachsten sind, gilt es den Blick nach vorne zu richten, den Standort zu stärken und die Klagenfurter Unternehmerinnen und Unternehmer bestmöglich zu unterstützen.“

Reaktionen der Stadtpolitiker
Bei der anschließenden Pressekonferenz kommentieren die geladenen Stadtpolitiker die Ergebnisse unterschiedlich. Einig ist man sich, dass es wichtig sei, die Möglichkeiten durch das Entstehen der AREA Süd positiv zu vermitteln.
Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) verspricht den Klagenfurter Betrieben Hilfe: „Die heute präsentierten Zahlen spiegeln die allgemeine Entwicklung wider. Um die Betriebe zu unterstützen, werden wir versuchen, Aufträge vorzuziehen. Vor allem bei der Koralmbahn müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Das ist eine einmalige Chance, die wir nutzen müssen.“
SPÖ-Vizebürgermeister Finanzstadtrat Philipp Liesnig sieht noch Potential in der politischen Zusammenarbeit: „Bei der Koralmbahn gibt es keine gemeinsame Strategie, wohin die Reise gehen soll. Unsere Unternehmer und auch unsere Bürger:innen können enorm davon profitieren, wir müssen es nur richtig kommunizieren.“
„Klagenfurt muss für Unternehmen attraktiver werden,“ meint hingegen der stellvertretende Klubobmann der ÖVP Julian Geier. „Es fehlen die Rahmenbedingungen. Die Stadtpolitik hat die Jahrhundertchance Koralmbahntunnel nicht erkannt, die Steirer haben ihre Hausaufgaben schon gemacht, wir stehen erst am Anfang.“
Positiv sieht Stadträtin Sandra Wassermann von der FPÖ die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaftskammer. Nun sei es wichtig, „Klagenfurt als attraktiven Standort zum Leben und Arbeiten zu machen. Mit der neuen, kürzeren Taktung des öffentlichen Verkehrsnetzes haben wir bereits einen wichtigen Schritt gesetzt.“