„Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir diesen Weg mit unseren Partner:innen, allen voran dem Land Kärnten, gehen durften. Gab es anfangs noch Skepsis für die neue Richtung, zählt heute Vieles zum Standard der Kärntner Angebotslandschaft.“
autARK: 20 Jahre im Zeichen der Chancengleichheit
Menschen mit Behinderung ein normales, selbstbestimmtes Leben ermöglichen – mit eigenem Job und eigener Wohnung. Das war der Ansatz, mit dem autArK vor 20 Jahren zum Wegbereiter für Chancengleichheit wurde. Gemeinsam mit dem Land Kärnten revolutionierte die Sozialeinrichtung seitdem die damalige „Behindertenhilfe“ mit innovativen, bedarfsorientierten Angeboten in den Bereichen Arbeit, Qualifizierung, Beschäftigung, Wohnen und Tagesstrukturen für Menschen mit Behinderungen. Die Maßnahmen werden grundsätzlich vom Land Kärnten finanziert und in enger Abstimmung mit sozialen Trägerorganisationen weiterentwickelt und umgesetzt.
„autArK und das Land Kärnten unterstützen gemeinsam Menschen mit Behinderung, um ihnen ein möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen. Das Engagement von autArK hat wesentlich dazu beigetragen, Barrieren abzubauen und hunderten Menschen die Chance zu geben, ihre Potentiale zu entfalten“, gratulierten LHStv.in Gaby Schaunig und Landesrätin Beate Prettner, Referentin für Chancengleichheit im Rahmen des Jubiläums.
Mutige Pionierprojekte
Zu den Meilensteinen der ersten Stunde zählte die autARKademie in Brückl, die damals als inklusiv geführtes Seminarzentrum sowie Beschäftigungs- und Qualifizierungsstandort für Menschen mit Behinderung eröffnet wurde und damit die Lebensbereiche Arbeit und Wohnen trennte. Der Weg zur Umsetzung sei damals nicht einfach gewesen und es habe viel Überzeugungsarbeit gebraucht, um die zu dieser Zeit völlig neuen Strukturen zu schaffen. Schlussendlich habe man das wichtige Zukunftsprojekt aber realisieren können, so Schaunig, die bei der Entstehung vor 20 Jahren Sozialreferentin war, bei der Pressekonferenz. In dieser Zeit entstanden auch das erste Wohnhaus mit vollbetreutem Angebot in Brückl sowie die Tagesstätte „Fair & Work“ in Ferlach.
autARK-Geschäftsführer Andreas Jesse erinnert sich: „Aus ,Heimstrukturen‘ wurden so alltagstaugliche Wohn- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Im Vordergrund: ein inklusiver Charakter. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir diesen Weg gemeinsam mit unseren Partner:innen, allen voran dem Land Kärnten, gehen durften. Gab es anfangs noch Skepsis für die neu eingeschlagene Richtung, zählt heute Vieles davon zum Standard in der Kärntner Angebotslandschaft. Besonders stolz sind wir darauf, dass sich in Kärnten dadurch die Rahmenbedingungen für Menschen mit Behinderungen kontinuierlich verbessert haben.“
Brücke zur Erwerbsarbeit
Wichtige Fortschritte wurden auch in den Bereichen Arbeit, Qualifizierung und Beschäftigung erreicht. Hier umfasst das Angebot heute u. a. maßgeschneiderte Anlehren sowie Lehrausbildungen, um Menschen mit Behinderungen eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Viele Klient:innen erhalten dafür auch eine Entlohnung nach dem Motto „Lohn statt Taschengeld“. Aktuell werden 135 Personen bei autArK an fünf Standorten in Brückl, Klagenfurt und St. Salvator ausgebildet und qualifiziert.
„Das ,Pilotprojekt Lehre‘ ist ein weiterer bedeutsamer Schritt in Richtung Chancengleichheit. Diese höchst erfolgreiche Initiative ermöglicht Jugendlichen eine individuelle Berufsausbildung, sie bekommen eine Lehrlingsentschädigung inklusive Sozialversicherungsbeitrag anstatt Taschengeld. Unterstützung erhalten Sie außerdem von Fach- sowie pädagogischen Kräften. Die Erweiterung des Erfolgsmodells von 10 auf bis zu 20 Plätze stellt sicher, mehr Menschen mit Behinderung den Zugang zu bezahlter Arbeit zu ermöglichen“, unterstreicht Sozial- und Arbeitsmarktreferentin Schaunig. Denn: „Bezahlte Arbeit ist ein wesentliches Element für ein selbstbestimmtes Leben. Sie ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe und wirkt sich positiv auf den Selbstwert aus. Gerade für junge Menschen, die in ihr Erwerbsleben starten, ist es wichtig, Chancengleichheit am Arbeitsmarkt vorzufinden.“
Kontinuierliche Weiterentwicklung
Sammy Wiedmann, Lehrling (Teilqualifizierung) zur Restaurantfachbrau bei Come IN in Klagenfurt, über ihre Lehrausbildung: „Ich bin so froh, dass ich mich für die Ausbildung bei autArK entschieden habe. Zuerst habe ich mit einer Anlehre begonnen. Dann habe ich mich so gut weiterentwickelt, dass ich jetzt eine Teilqualifizierung (TQ) als Restaurantfachfrau mache und gute Noten in der Berufsschule habe. Bei Schwierigkeiten kann ich auf mein gesamtes Team zählen.“
„Auch im Bereich unserer Tagesstätten fand eine kontinuierliche Weiterentwicklung statt“, wie Jesse ergänzt. Der diesbezüglich modernste Standort ist im MaxPalais in der Villacher Innenstadt. In diesen Einrichtungen können die Klient:innen im Rahmen strukturierter Tagesangebote ihre individuellen Fähigkeiten weiterentwickeln und ihre Selbständigkeit fördern. Die Tagesstrukturen in Ferlach, Brückl und Villach werden derzeit von 52 Personen genutzt.
„Bezahlte Arbeit ist ein wesentliches Element für ein selbstbestimmtes Leben. Gerade für junge Menschen, die ins Erwerbsleben starten, ist es wichtig, Chancengleichheit am Arbeitsmarkt vorzufinden.“
Individuell und bedarfsorientiert
Auch im Bereich Wohnangebote hat sich viel getan, wie Jesse erklärt: „Einerseits konnten im Bereich Wohnen Wohnverbundsysteme mit unterschiedlichen Betreuungssettings in nahezu allen Bezirken realisiert werden. Andererseits gibt es mittlerweile mobile Assistenzangebote mit nur mehr stundenweiser Begleitung, in eigenen von Klient:innen angemieteten Wohnungen.“ Mittlerweile betreibt autArK Wohnverbünde in ganz Kärnten. Dabei handelt es sich dabei stets um barrierefreie Wohneinheiten in gemeinnützigen Wohnhausanlagen, die voll- und teilbetreut sowie als Trainingswohnen angeboten und aktuell von 123 Menschen genutzt werden werden. Bedarfsorientierte Wohnbegleitung für Personen mit geringerem Assistenzbedarf und Mobile Wohnbegleitung für Menschen, die in ihrer eigenen Wohnung leben zielen darauf ab, ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Aktuell werden 31 Personen entweder bedarfsorientiert oder mobil begleitet.
Laura Petritz, Bewohnerin der Bedarfsorientierten Wohnbegleitung in Brückl, über ihre Erfahrungen: „Ich lebe seit mittlerweile fast 9 Jahren in der Bedarfsorientierten Wohnbegleitung in Brückl. In der WG unterstützen wir uns gegenseitig. Die Assistenz unterstützt uns, wenn wir Hilfe benötigen und erklärt uns alles, wenn wir etwas nicht verstehen. Und ich arbeite in der autArKademie in Brückl in der Küche, helfe dort beim Abwaschen und bin jede Woche einem anderen Bereich zugeteilt.“
Ein Blick in die Zukunft
„Derzeit verfolgen wir die Strategie der De-Institutionalisierung, was bedeutet, dass wir Strukturen schaffen, damit Menschen mit Behinderung in einem noch selbstbestimmteren und inklusiveren Umfeld mit kleineren Wohneinheiten leben können. Dafür ist gemeinsam mit unseren verlässlichen Partnern wie autArK geplant, bis 2027 weitere 123 neue Wohn- und Beschäftigungsplätze sowie 164 so genannte ,Umschichtungsplätze‘ im Sinne der De-Institutionalisierung zu schaffen,“ so Prettner hinsichtlich der weiteren Pläne.
Das Resümee von autARK-Gründer Andreas Jesse: „Vieles ist gelungen und auch zukünftig werden wir gemeinsam mit unseren Partner:innen diesen Weg konsequent weiterverfolgen, um an der Herstellung von noch mehr Chancengleichheit und damit an einer inklusiveren Gesellschaft mitzuwirken.“
„Mit der Strategie der De-Institutionalisierung schaffen wir Strukturen, damit Menschen mit Behinderung in einem noch selbstbestimmteren, inklusiveren Umfeld mit kleineren Wohneinheiten leben können.“
Zwei Jahrzehnte autARK: Das Jubiläum wurde in der autARKademie in Brückl zelebriert. Auch LH-Stellvertreterin Gaby Schaunig und Landesrätin Beate Prettner nahmen an der Pressekonferenz teil. © autARK/Melanie Maurer