Die Auwald-Tinkturen gibt es in Reinsorten und als Mischungen. – Foto: Auwald
Umwelt
22.02.2021

Auwald: Sie entstauben altes Kräuter-Wissen

Drei Freunde gründen ein Start-up, die Auwald Kräutermanufaktur. Erst seit Oktober 2020 sorgen Julia, Nina und Roman für mehr Wohlbefinden bei ihren Kunden und punkten mit Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit, Transparenz und Authentizität.

Was bringt drei junge Leute dazu, in unsicheren Corona-Zeiten ein Unternehmen zu gründen? Da wäre zuerst die Leidenschaft für ein Produkt. Und sonst? „Im Lockdown hat man mehr Zeit zum Überlegen. Eine zuerst vorsichtige Idee reift und plötzlich traut man sich drüber. Bei uns ging plötzlich alles ganz schnell“, sagt Roman und meint damit die Gründung von „Auwald“, einer Kräutermanufaktur aus Krumpendorf, im Oktober 2020. Gemeinsam mit Nina und Julia verarbeitet er heimische Kräuter zu hochwertigen Tinkturen, Tees und anderen Naturprodukten wie Kräuterweine, Chiliöle oder Salze.

Regionaltiät und Nachhaltigkeit

Der Großteil der Blüten, Blätter oder Wurzeln wird selbst von Hand gepflückt. Muss etwas zugekauft werden, wird biologisch und ausgewählt erstanden. Bis hin zur Verpackung wird auf österreichische Firmen zurückgegriffen. Denn die drei Freunde vereint die Leidenschaft zu Regionalität und Nachhaltigkeit. Verzichtet wird auf Zuckerzusätze, Farb- und Aromastoffe, tierische Erzeugnisse und Zusatzstoffe.

Der Start für Auwald lief erfolgreich, vielleicht auch deshalb, weil die Firmenphilosophie gerade perfekt in die aktuelle Zeit passt. „Man beschäftigt sich mehr mit der eigenen Gesundheit und mit Regionalität. Das hilft uns. Gerade in der Corona-Zeit, in der man sich um die Wirtschaft sorgt, sind viele bereit, auch ein paar Cent mehr auszugeben, um in der Region Geschaffenes zu unterstützen“, weiß Julia, die sich schon länger mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt.

Interessantes, altes Wissen

Auwald steht auch für das Entstauben von altem Kräuter-Wissen. „Dieses geht immer mehr verloren und das ist schade, weil es interessant und so gar nicht verstaubt ist“, so Nina. Sie hat dieses Wissen aus ihrer Familie. „Meine Oma hat schon immer Tinkturen angesetzt und Cremen selbst hergestellt – und ich eben auch. Außerdem habe ich mir dazu viel in Eigenregie beigebracht, viele Vorlesungen dazu angesehen und viel gelesen.“ Sie bemerkt allerdings, dass das Interesse an diesem alten Wissen um Pflanzen und ihre Wirkstoffe wieder wächst.

Maximum an Kräutern

Die Tinkturen von Auwald werden mit hochwertigem Alkohol angesetzt, wodurch die Wirkstoffe optimal aus der Pflanze gelöst werden. Alkohol konserviert die Inhaltsstoffe auf natürliche Weise. Je nach Pflanzenteil ziehen die Tinkturen dann bis zu acht Wochen aus und werden täglich von Hand geschwenkt. „Wir achten darauf, das Maximum an Kräutern in die Tinktur zu packen“, so Roman.

So entstehen in Handarbeit Tinkturen in Reinsorten wie Blutwurz, Rotklee oder Spitzwegerich oder auch Mischungen wie „Reine Frauensache“, „Verdauerle“ oder „Betthupferl“. Sogar das Etikett wird noch per Hand auf das Fläschchen geklebt.

"Wir achten darauf, das Maximum an Kräutern in die Tinktur zu packen."

Roman von Auwald

Tipp: pessimistisch rechnen!

Für den Schritt in die Selbständigkeit hat das Auwald-Team ein paar Tipps: Den Druck rausnehmen und einfach probieren! Die Kosten anfangs niedrig halten. „Der entscheidende Punkt war, dass wir keine großen Fixkosten hatten“, merkt Julia an. „Man muss einen Plan haben, wo es hingehen soll und man sollte pessimistisch rechnen und einen Plan B haben. Wichtig ist, in der ersten Phase nicht abhängig zu sein. Wenn man auf Biegen und Brechen schauen muss, wo man Geld hereinbekommt, leidet irgendwann die Firma. Und man sollte viel reflektieren: Was kann ich verbessern?“, ist Roman überzeugt. Denn Fehler passieren ohnehin, doch die sollten einem nicht über den Kopf wachsen. Daher lautet die Devise: vorbereitet sein.

„Wir haben uns im Vorhinein umfangreich beraten lassen – von der Lebensmitteluntersuchungsanstalt über den Steuerberater bis hin zur Wirtschaftskammer“, so Nina.

Nicht gleich zu viel wollen!

Für ein Start-up sei die Versuchung natürlich groß, gleich zu viel zu wollen. Roman: „Es kommt alles mit der Zeit. Man sollte sich auf das konzentrieren, was in diesem Moment wirklich wichtig für die Firma ist.“ „Und man muss gedanklich zwischendurch auch abschalten. Das ist ein Lernprozess, in dem ich mich noch befinde“, lacht Nina.

Mehrere Vertriebsschienen

Den Vertrieb organisieren die drei über den eigenen Online-Shop, auch auf Märkten sind sie unterwegs. Und es gibt ausgewählte Verkaufsstellen – Reformhäuser, Heimatläden oder private Drogerien. Interessierte können sich gerne melden, denn die Hürde, Auwald-Produkte ins eigene Soritment aufzunehmen, ist gering. Ware wird auf Kommission und fertig im Regal zur Verfügung gestellt.

Authentisch, ehrlich, transparent

Ideen hat das junge Team noch viele. Und wie sieht es mit den Zielen aus? In einem ersten Schritt gehe es um ein zusätzliches Einkommen für jeden, irgendwann will das Trio vom Unternehmen Auwald leben können. Und man will bei den Kunden natürlich für mehr Wohlbefinden sorgen – authentisch, ehrlich und transparent.

Nina, Roman und Julia (von links) setzen bei ihren Produkten auf Handarbeit und altes Kräuter-Wissen. – Foto: Auwald
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