„Mit dem Ingeborg-Bachmann-Haus haben wir ein Denkmal für einen der größten Geister Kärntens geschaffen.“
Bachmann-Museum: Denkmal für Kärntner Weltautorin
Am 25. Juni 2025 wäre Ingeborg Bachmann 99 Jahre alt geworden. Zwei Tage nach diesem Jubiläum fand in ihrem Namen ein besonderer Festakt statt: Das Elternhaus der in Klagenfurt aufgewachsenen Autorin wurde nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten als Museum sowie als Ort literarischer Begegnung, Forschung und Erinnerung eröffnet. Durch ausgewählte Exponate aus dem Nachlass der 1973 verstorbenen Schriftstellerin, aber auch Bild-, Ton- und Texdokumente können Besucher:innen nun neue Einblicke in das Leben und Arbeiten Bachmanns erhalten.
Auf ein Straßenfest direkt beim Haus in der Henselstraße 26 folgte die feierliche Eröffnung im Stadttheater, bei der neben Landeshauptmann Peter Kaiser und Bürgermeister Christian Scheider auch Vizekanzler Andreas Babler zugegen war.
Literatur und Kultur als zentrale Werte der Demokratie
„Ich wünsche mir, dass dieses Haus ein lebendiger Ort des Austauschs wird – denn unsere Demokratie lebt vom Diskurs“, so Babler bei der Eröffnungsfeier. Viel mehr als nur ein Gebäude sei das Bachmannhaus „ein Raum des Denkens, der Begegnung, des Austauschs, der Sprache und der Klarheit“. Bachmann, so der Vizekanzler, hätte die Kraft der Sprache genutzt, um der Gesellschaft und insbesondere der Politik einen Spiegel vorzuhalten – eine Eigenschaft, die ihren Texten neben der literarischen Qualität auch ethische Bedeutsamkeit verleihe.
Auch Landeshauptmann Peter Kaiser betonte die Wichtigkeit und Wirksamkeit, die Literatur und Kultur im Hinblick auf die Demokratie besitzen: „Ich wünsche mir, dass vom heutigen Tag – der Eröffnung dieses literarischen Denkmals für eine Frau, deren Werke gerade in unserer Zeit aktueller denn je sind – eine Kraft ausgeht, die dem aktuellen Zeitgeist entgegentritt. In einer Zeit enormer Herausforderungen, in der Humanismus und Solidarität zunehmend in den Hintergrund gedrängt werden, sind Literatur und Kultur für unsere Demokratie wichtiger denn je. Mit dem Ingeborg-Bachmann-Haus haben wir ein Denkmal für einen der größten Geister Kärntens geschaffen.“
Internationale Berühmtheit
Bachmanns Texte sind nicht nur im deutschsprachigen Raum von großer Bedeutung, sondern auch international vielrezipiert. So verwies auch Bernhard Fetz, Leiter des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek, auf die internationale Reichweite der Autorin: „Ihre Texte zählen zum UNESCO-Weltdokumentenerbe – mit Ingeborg Bachmann kann Klagenfurt mit Stolz eine Weltautorin ihr Eigen nennen.“
Das Bachmann-Museum, das nun einen neuen Standort des kärnten.museums bildet, war bereits 2021 durch die Kärntner Privatstiftung um 500.000 EUR angekauft worden. Die Kosten für den Umbau betrugen weitere 1,5 Mio. EUR, zwei Drittel davon wurden von der Privatstiftung der Kärntner Sparkasse und dem Bund übernommen.
Literaturstadt Klagenfurt
Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und der Geistlichkeit nahmen an der Veranstaltung im Stadttheater teil, die von musikalischen Darbietungen und literarischen Lesungen begleitet wurde. Parallel zum Festakt fanden von 25. bis 29. Juni die Tage der deutschsprachigen Literatur, besser bekannt als Bachmann-Wettbewerb, im ORF-Theater statt. Die Steirerin Natascha Gangl konnte sich die mit 25.000 EUR dotierte Auszeichnung sowie den BKS-Publikumspreis sichern. Weitere Preise gingen an Boris Schumatsky, Nora Osagiobare, Almut Tina Schmidt sowie die in Kärnten aufgewachsene Tara Meister.
„Natascha Gangl beeindruckt mit sprachlicher Kraft und großer Tiefe“, so Landeshauptmann Peter Kaiser, der auch die Bedeutung des Bachmann-Wettbewerbs hervorhob: „Der traditionsreiche Bachmann-Wettbewerb ist ein kulturelles Aushängeschild Kärntens, das weit über die Landesgrenzen hinausstrahlt und den literarischen Diskurs maßgeblich prägt.“
Wissenswert
Die Tage der deutschsprachigen Literatur finden jährlich in Klagenfurt statt und wurden 1977 vom ORF ins Leben gerufen. Eine unabhängige Jury kürt nach öffentlichen Lesungen die Preisträger. Der Bewerb zählt zu den renommiertesten Literaturwettbewerben im deutschen Sprachraum.
© LPD Kärnten/Kuess