© Harald Schlossko
Wirtschaft
04.03.2025

Beruf und Familie im Einklang

Familien­freundliche Arbeit­geber:innen zeigen auf, dass der Faktor Mensch der Grund­stein eines Betriebes ist.

Am 8. März wird jährlich der Internationale Frauentag begangen. Ziel ist es, auf die Gleichberechtigung und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam zu machen. Eine zentrale Voraussetzung, um Chancengleichheit am Arbeitsmarkt zu schaffen, sind Rahmenbedingungen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingen kann.

Familienfreund­liche Personal­politik

„Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und Kinderbetreuung erleichtern nicht nur den Alltag der Mitarbeiter:innen, sondern steigern auch ihre Motivation und Zufriedenheit. Familienfreundliche Betriebe haben einen klaren Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte, fördern die langfristige Bindung und stärken das positive Image nach innen und außen“, betont Astrid Legner, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Kärnten und Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft Kärnten. Die Einführung einer familienfreundlichen Personalpolitik entwickelt sich demnach immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen.

Audit „berufundfamilie“

Unternehmen mit mindestens fünf Mitarbeiter:innen haben die Möglichkeit, sich als „familienfreundlicher Betrieb“ zertifizieren zu lassen und dadurch nicht nur ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern, sondern auch ihre Position in der Region nachhaltig zu festigen. Der Zertifizierungsprozess dauert in der Regel zwischen drei und sechs Monaten. Das Zertifikat ist für einen Zeitraum von drei Jahren gültig, während dessen die geplanten Maßnahmen umgesetzt werden. Als lizenzierte Auditorin des Bundeskanzleramts begleitet Elisabeth Sickl Unternehmen in Kärnten Schritt für Schritt auf diesem Weg. Als Mutter von drei Kindern und Unternehmerin mit 20 Jahren Führungserfahrung in der Sozialwirtschaft kennt sie die Herausforderungen einer gelebten Vereinbarkeit aus erster Hand: „Dadurch kann ich mich optimal auf die Bedürfnisse der Unternehmen einstellen.“

„Viele sprechen vom Fachkräfte­mangel – doch ist es nicht vielmehr ein Werte­mangel?“

Elisabeth Sickl, lizenzierte Auditorin des Bundes­kanzler­amtes zur Verein­barkeit Familie und Beruf

© Solesi

Unternehmens­kultur und Werte

Besonders für Frauen in Führungspositionen oder Unternehmerinnen stellt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Herausforderung dar. Eine durchdachte Organisation, kluge Priorisierung und ein unterstützendes Umfeld – sowohl im privaten als auch im beruf­lichen Bereich – sind essentiell. Unternehmen können viel dazu beitragen, eine echte und gelebte Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, ist Sickl überzeugt: „Die Maßnahmen hängen von der Unternehmensgröße, der Branche und den aktuellen Herausforderungen ab. Sie reichen von der Verankerung familienfreundlicher Werte in der Unternehmenskultur über Schulungen für Führungskräfte bis hin zur Integration des Themas in Mitarbeitergesprächen. Auch flexible Arbeitszeitmodelle, verschiedene Formen des mobilen Arbeitens oder eine gezielte Überprüfung und Anpassung von Arbeitsabläufen können entscheidend dazu beitragen.“ Job-Sharing-Modelle und Teilzeitoptionen eröffnen neue Möglichkeiten, während eine klare interne und externe Kommunikation das Bewusstsein für Familienfreundlichkeit stärkt. Personalentwicklungsmaßnahmen, Serviceleistungen für Familien, ein durchdachter Karenzmanagementprozess oder Exit-Gespräche zur kontinuierlichen Verbesserung sind weitere wichtige Bausteine. Zudem sollten Unternehmen die wachsende Bedeutung der Pflege von Angehörigen berücksichtigen und bei Bedarf entsprechende Unterstützungsangebote schaffen.

Förderung für Unternehmen

Die Förderung familienfreundlicher Maßnahmen wird von öffentlicher Hand unterstützt. Das Bundeskanzleramt und das Land Kärnten bieten Unternehmen je nach Größe eine finanzielle Förderung von gesamt bis zu 7.500 € für die Zertifizierung als „familienfreundlicher Arbeitgeber“. Diese Unterstützung erleichtert den Einstieg in eine zukunftsweisende Personalpolitik und reduziert die finanziellen Hürden.

„Familienfreundliche Betriebe haben einen klaren Vorteil im Wett­bewerb um Fachkräfte, fördern die lang­fristige Bindung und stärken das positive Image nach innen und außen.“

Astrid Legner, Vize­präsidentin der WK Kärnten

© Roman Huditsch

Ausgezeichnete Betriebe

Rund 170 österreichische Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen wurden heuer im Jänner für ihr Engagement in Sachen Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz gewürdigt. Sie erhielten von Bernadett Humer, Sektionschefin für Familie und Jugend im Bundeskanzleramt, im Rahmen einer feierlichen Zeremonie das Zertifikat „familienfreundlicher Arbeitgeber“. Unter den stolzen Ausgezeichneten sind auch 26 Betriebe aus Kärnten, sowie 14 aus der Steiermark. Frau in der Wirtschaft kürt zudem alle zwei Jahre die familienfreundlichsten Betriebe in Kärnten (zuletzt 2023). Der Landespreis prämiert besonders familienbewusste Personalpolitik und holt diese Betriebe als Vorbilder für andere vor den Vorhang. Alle Gewinner des Landespreises werden dann für den Bundespreis vorgeschlagen. Die Ausschreibung ist heuer zum internationalen Tag der Familie am 15. Mai geplant.

WISSENSWERT

Derzeitige Förderungen für das Grundzertifikat „berufundfamilie“:

Bund:
5–50 Mitarbeitende: € 5.000
51 bis 151 Mitarbeitende: € 4.000
Ab 151 Mitarbeitende: € 3.000

Land Kärnten:
Zusätzlich 50 % der Bundesförderung

Audit Kompakt:
Für Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden gibt es ein spezielles, verkürztes Auditverfahren mit reduziertem bürokratischem Aufwand und voller Fördermöglichkeit.

Weitere Informationen:

www.familieundberuf.at
www.wko.at/fiw
www.solesi.at

Schlagwörter