Foto: Laggner Primosch
Wirtschaft
10.11.2021

Betriebsnachfolge als Zukunftspotenzial

Junge Wirtschaft, SteuerberaterInnen und RechtsanwältInnen starten gemeinsame Initiative zur Standortstärkung.

In den nächsten 10 Jahren erreichen in Kärnten tausende UnternehmerInnen das Pensionsalter. Viele von ihnen sind auf der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger. Doch diese Suche beginnt meist zu spät. Dazu kommt, dass die potenziellen ÜbernehmerInnen – gerade im Bereich Digitalisierung - oft andere Vorstellungen von der Betriebsführung haben wie die Übergabewilligen. Die Junge Wirtschaft Österreich hat sich nun gemeinsam mit den heimischen SteuerberaterInnen und WirtschaftsprüferInnen sowie den RechtsanwältInnen zum Ziel gesetzt, aus diesen Herausforderungen eine Chance für Kärnten zu machen.

Die Bundesobfrau der Jungen Wirtschaft, Mag. Christiane Holzinger, die Präsidentin der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Kärnten, Kristin Grasser B.A. MBA, und der Präsident der Rechtsanwaltskammer Kärnten, Dr. Gernot Murko, haben sich zusammengetan, um Kärntens innerbetriebliche Potenziale zu fördern. Damit soll ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um die Digitalisierung voranzutreiben, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und ein klimafreundlicheres Wirtschaften zu erleichtern.

Dazu passt, dass sich laut einer Umfrage nur 7 Prozent der GründerInnen im Start-Up-Bereich verorten. Der Rest sieht sich selbst als klassische GründerInnen oder UnternehmerInnen. Für sie bieten sich durch eine Betriebsübernahme zahlreiche Vorteile: erfahrene MitarbeiterInnen, vorhandene Betriebsstätten und eine vorhandene Kundenstruktur. Ein denkbarer Ansatz ist auch, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen und in weiterer Folge zu digitalisieren. Die neue Initiative soll Hilfestellungen geben und Bewusstsein schaffen für die vielen Möglichkeiten und Vorteile von Betriebsübernahmen.

Digitalisierung und Mobilität: „Auch die Politik ist gefordert.“

In den letzten Jahren hat sich Kärnten – zusammen mit der Steiermark – zu einem Hotspot für Green-Tech-Unternehmen entwickelt. Die Ausbildungsmöglichkeiten im Land werden beständig weiterentwickelt, digitaler Workflow ermöglicht schon jetzt dezentrales Arbeiten und die Lebensqualität spricht für sich. Zudem rückt der Süden mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn 2024 näher an den Zentralraum. Vieles spricht also dafür, in Kärnten unternehmerisch tätig zu werden. Davon müsse man die Jungen aber erst überzeugen - speziell, wenn es um das Thema Betriebsübernahme geht, erklärt JW-Obfrau Christiane Holzinger  die diese besondere Problematik auch aus ihrer täglichen Arbeit als Steuerberaterin und Unternehmensberaterin kennt. Sie sieht hier auch die Politik in der Pflicht: „Wir brauchen vor allem Investitionen in Digitalisierung, Infrastruktur und Mobilität. Außerdem müssen wir unseren Fokus darauf legen, in großen Zusammenhängen zu denken – über Gemeindegrenzen hinweg. Was wir für eine Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes brauchen, ist eine ganzheitliche Vorgehensweise, die dafür sorgt, dass Unternehmertum möglichst einfach umzusetzen ist.“

Die Junge Wirtschaft sieht es als ihre Aufgabe, potenzielle JungunternehmerInnen auf die Vorteile, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, aufmerksam zu machen und bei der Suche und Übergabe zu unterstützen.  Es gehe auch darum, die Visionen der Nachfolge-Generationen mit der Erfahrung der derzeitigen Unternehmensleitungen in Einklang zu bringen – besonders beim Thema Digitalisierung, betont Holzinger.

Angebot und Nachfrage zusammenbringen

Die Initiative setzt auf Überzeugungsarbeit, will Potenziale sichtbar machen und beim Matching helfen. Kristin Grasser, die Präsidentin der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Kärnten, streicht die Verantwortung der beratenden Berufe in diesem Bereich heraus: „Wir Steuerberaterinnen und Steuerberater kennen die Übergeberinnen und Übergeber und können so langfristig die Planung der Übergabe begleiten. Unsere Aufgabe ist es, bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen zu helfen. Dazu zählen der optimale Zeitpunkt, die steuerliche Umsetzung, etwaige Mitarbeiterbeteiligungen, das Andenken von Umgründungen, Hauptwohnsitzthemen oder Wirtschaftlichkeitsrechnungen.“

Rechtsanwaltskammer-Landespräsident Gernot Murko betont, dass gerade bei Betriebsübernahmen rechtliche Fragen eine große Rolle spielen: „Wir Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte stehen den betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmern bei Vertragsabschlüssen, Umgründungen, Testamenten oder Vermögensübertragungen beratend und gestaltend zur Seite. Hier liegt es auch an uns, das Thema Übergabe ins Spiel zu bringen. Eine bedeutende Aufgabe sehe ich außerdem darin, an der frühzeitigen Gestaltung der notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen mitzuwirken. Auch nach der Übergabe unterstützen wir in allen Rechtsfragen des unternehmerischen Lebens.“

Nachhaltiger wirtschaften, besser leben

Die Corona-Pandemie macht nicht nur die Nachteile der Abhängigkeit von internationalen Lieferketten sichtbar, sondern auch die große Bedeutung einer starken regionalen Infrastruktur. Bestehende Betriebe weiterzuführen, schafft und erhält Arbeitsplätze im Land. Vor Ort erzeugte Produkte und wichtige Dienstleistungen in unmittelbarer Nähe stärken die Versorgungssicherheit und helfen, die Abwanderung der Jungen zu stoppen. Ein Unternehmen zu übernehmen, bedeutet außerdem, vorhandene Infrastruktur zu nutzen und so wertvolle Ressourcen zu schonen. Betriebsübernahmen können so einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigeren Unternehmertum und mehr Lebensqualität im Land leisten.

Foto: Laggner Primosch
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