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Bildung
01.12.2019

Bildung oder Berufung

Achtsamkeit in einer leistungsgesteuerten Gesellschaft

Katharina Schubel ist Kindergartenpädagogin, Horterzieherin, diplomierte Mentaltrainerin und Motopädagogin. Außerdem ist sie zweifache Mutter – bewusst, bodenständig, realitätsnah. Vor allem aber: Achtsam.

Achtsamkeit in einer leistungsgesteuerten Gesellschaft

Was hat Sie dazu bewegt, die Ausbildung zur Mentaltrainerin zu machen?

Katharina Schubel: In meiner zweiten Karenz wollte ich die Zeit bewusst nutzen, um mich weiterzubilden. Zuerst war ich etwas skeptisch, nach der ersten Kurseinheit war ich aber schon begeistert! Meine Kolleginnen und Kollegen waren mir sehr ähnlich in meiner Grundeinstellung. Sich realistische Ziele setzen, herauszufinden wer man ist, welche Stärken man hat, sich auf das Positive konzentrieren, waren die Grundpfeiler der Ausbildung.

„Wenn du deinen Weg nicht gehst,
geht ihn auch kein anderer für dich.“

Katharina Schubel

Was konnten Sie für sich persönlich aus der Ausbildung mitnehmen?

Katharina Schubel: Man sollte jeden Tag mit positiven Gedanken beenden und am Morgen wieder zuversichtlich in den Tag starten! Man darf sich nicht vom Stress überrollen lassen und muss sich Erholungspausen gönnen. Gerade als Mama kennt man die täglichen Stresssituationen – wir nörgeln mit den Kindern und dem Partner, weil wir ständig unter Druck stehen. Verursacher sind wir aber selbst. Ich lege Wert darauf, mir am Ende des Tages zu sagen, wie viel ich geschafft habe und lobe mich selbst, gleichzeitig motiviere ich mich so für den nächsten Tag. Mein Lebensmotto seit meiner Ausbildung: Sei jeden Tag die beste Version deines Selbst!

Wie lässt sich die Ausbildung mit Ihrem Beruf verbinden? Braucht es sowas wie „Mentaltraining für Kinder“?

Katharina Schubel: Jeder ist einzigartig und das ist gut so – genau diesen Gedanken sollten wir auch unseren Kindern weitergeben. Wir müssen ihnen ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein vorleben und vermitteln, nur so können sie sich auch entfalten. In der heutigen Zeit ist es wichtig, dass Kinder lernen, an sich selbst zu glauben, Ziele zu erreichen, Motivation zu finden und so ans Ziel zu kommen. Sie brauchen Menschen an ihrer Seite, die sie positiv unterstützen, auch wenn sie scheitern. Hier gilt es, dankbar zu sein, für alles, was sie haben und erreicht haben. Mentales Training ist sicherlich kein Wundermittel gegen all unsere Sorgen, aber es kann helfen. Mit Übungen und Trainingsplänen kann es unser Leben und das unserer Kinder entspannen.

„Man muss herausfinden,
was Achtsamkeit für einen selbst ist.“

Katharina Schubel

In Zeiten von ADHS & Co.: Gibt es „achtsame Bildung“? Wie wichtig ist Achtsamkeit in Verbindung mit dem Druck der heutigen Leistungsgesellschaft?

Katharina Schubel: Mentales Training für Kinder ist durchaus sinnvoll. Im Alltag, aber auch im Sport oder bei Erkrankungen kann man Kinder motivieren, an sich zu glauben und sich nicht sofort aus der Ruhe bringen zu lassen. ADHS ist ein sehr heikles Thema, ich bin mir aber sicher, dass Mentaltraining als unterstützende Maßnahme hilfreich sein kann – auch für die Eltern. Mentaltrainer sind keine Therapeuten, wir graben nicht in der Vergangenheit und stellen keine Diagnosen. Wir erstellen Trainingspläne, um mit den Klienten gemeinsam ans Ziel zu kommen. Mir liegt vor allem das Mentaltraining im Alltag sehr am Herzen. Viele Eltern und Kinder haben Probleme mit Stresssituationen, Antriebslosigkeit oder wenig Selbstvertrauen. Mit Workshops, Vorträgen und Einzeltraining will ich meine Klienten unterstützen – das macht mir Freude!

Immer mehr Studien belegen, dass sich Meditation, Yoga & Co. nicht nur positiv auf die schulische Leistung, sondern auch auf die allgemeine mentale Gesundheit von Kindern auswirken. Auch einige Schulen bieten solche Kurse an, sinnvoll oder Zeitverschwendung?

Katharina Schubel: Mentales Training kommt aus dem Sport. Auch wenn man körperlich in einem Top-Zustand ist – wenn man mental nicht stark genug ist, wird man nicht weiter kommen. Das beweisen auch Spitzenathleten wie Marcel Hirscher oder Dominic Thiem. Gerade für Kinder ist Achtsamkeit besonders wichtig. Im Kindergarten legt man noch Wert darauf, Kinder zum Beobachten und Ausprobieren zu animieren – auch das ist Achtsamkeit. Leider geht dieses Bewusstsein mit zunehmendem Alter immer mehr verloren. Es folgen Leistungsdruck, Ängste und hohe Anforderungen. Mentales Training kann helfen, mit Ängsten besser umzugehen oder ein Konzept für einfacheres Lernen zu erstellen. Es wäre definitiv ratsam, solche Programme in Schulen anzubieten – als Workshop oder Einzelcoaching. Natürlich ist Mentaltraining kein Garant für gute Noten, das Lernen bleibt einem nicht erspart – der Weg ist aber ein anderer! Wichtig dabei ist, dass Schülerinnen und Schüler sich aus eigener Motivation darauf einlassen.

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