Horst Peter Groß
© Johannes Puch
Horst Peter Groß: Wer uns kennt, weiß, dass der Wissenschaftsverein Kärnten auf eine längere Entwicklung zurückblickt. 1995 wurde er unter dem Namen „Universitäts.club Klagenfurt von und für Absolvent:innen der Universität“ gegründet, und seither sind Netzwerk und Initiativen des Vereins stetig gewachsen! Ich denke, daran sieht man, dass unser spezieller Zugang, Wissenschaftskommunikation zu betreiben, unser Versuch, wissenschaftsgeleitet zur Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme beizutragen, auf Interesse gestoßen ist. Der Verein hat also das Ziel, zwischen Wissenschaft und Praxis, Universität und Öffentlichkeit zu vermitteln. Das heißt, wissenschaftlich fundierte Informationen in die gesellschaftspolitische Diskussion einzubringen. Unser Gründungsgedanke entspricht somit dem, was heute als dritte Mission im Universitätsgesetz verankert ist. Ein bisschen waren wir unserer Zeit damit schon voraus. Dabei ist uns ein transdisziplinärer Zugang wichtig. Das heißt, gesellschaftliche Entwicklungen und Problemstellungen aus unterschiedlichen Disziplinen zu betrachten, um ein ganzheitliches Bild einer Problematik zu bekommen.
Wir haben mit unserer Initiative das Interesse ganz unterschiedlicher Zielgruppen geweckt, von Studierenden und grundsätzlich aufgeschlossenen Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen bis in die Führungsetagen von Unternehmen und Organisationen. Das hat uns dazu ermutigt, unsere Projekte und Veranstaltungen auszuweiten und eine „Landschaft des Wissens“ zu entwickeln, die in Kärnten und darüber hinaus eine Plattform des Austausches und der Reflexion darstellt. Der Titel „Landschaft des Wissens“ soll signalisieren, dass wir mit relevanten Partnern, insbesondere aus dem universitären Umfeld und tertiären Bildungseinrichtungen, gemeinsam Veranstaltungsformate und vernunftbasierte Lösungsvorschläge anbieten möchten. Dabei greifen wir aktuelle sowie grundsätzliche gesellschaftliche Entwicklungen und Probleme auf, wie beispielsweise Klimaveränderungen, Biodiversitätskrise, Digitalisierung, Demokratiekrise, Gesundheitsthemen oder die ökologische Transformation unserer Gesellschaft.
Horst Peter Groß
© Johannes Puch
Unsere erste große Initiative war das Top Management Symposium. Es fand 1996 das erste Mal statt! Dieses Jahr veranstalten wir das 29. Symposium auf der Abbazia di Rosazzo, einem kleinen Kloster inmitten der friulanischen Weinberge. Allein schon der Ort lädt zum Verweilen und Sinnieren ein. 2013 kam die Veranstaltungsreihe „Wage zu denken“ am Weissensee hinzu, bei welcher die Frage im Fokus steht: Wie kann ich gesellschaftliche Verantwortung übernehmen? Es ist für uns ein ganz wichtiges Veranstaltungsformat, weil es die Teilnehmer:innen dazu anregen soll, im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft beizutragen.
Aber auch sonst bieten wir übers Jahr hinweg unterschiedliche Vortragsabende und Exkursionen an. Seit 2023 organisieren wir an Schulen Weltklimaspiele, bei welchen die Schüler:innen in die Rolle wichtiger Entscheidungsträger:innen schlüpfen, um gemeinsam die Welt vor der Klimakatastrophe zu retten. Und natürlich haben wir auch sonst einiges Interessantes: unsere Publikationsreihe Kunst | Wissenschaft | Gesellschaft, einen Podcast, der auch auf Radio Agora ausgestrahlt wird, einen spannenden Blog und einige Vortragsvideos zum Nachschauen. Wer sich auf unsere Webseite verirrt, dem wird also so schnell nicht langweilig. Wir glauben, dass es heute wichtiger denn je ist, dass man Zugang zu verlässlichen (und damit auch wissenschaftsgeleiteten) Informationen aus erster Hand bekommt und die Möglichkeit hat, darüber zu diskutieren. Diese Thematik werden wir heuer auch beim Top Management in den Fokus nehmen.
„Der Verein hat das Ziel, zwischen Wissenschaft und Praxis, Universität und Öffentlichkeit zu vermitteln.“
Hinter dem Titel unseres aktuellen Symposiums von 29. – 31. Mai steht die Frage, wie weit unsere sogenannte Informationsgesellschaft durch unterschiedliche Medien und technologische Entwicklungen manipuliert ist und dies eine Gefahr für Frieden und Freiheit darstellt. Das Ende der Gewissheit besteht ja darin, dass man heute kaum mehr unterscheiden kann, was wahr ist oder Fake News sind, was stimmt oder nicht. Gewissheit gibt es auch im Hinblick auf die aktuelle geopolitische Entwicklung nicht mehr. Um das zu diskutieren, haben wir Philosoph:innen wie Konrad Paul Liessmann oder Lisz Hirn, die Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig, aber auch herausragende Journalisten, einen Militärstrategen und einen Neuropsychologen eingeladen. Auf Basis dieser höchst unterschiedlichen Impulsvorträge zu dieser Problematik werden wir mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und zivilgesellschaftlichen kulturellen Einrichtungen diskutieren.
Spezielle Schwerpunkte sind nicht geplant. Aber wir überlegen, gemeinsam mit unseren Partnern für den Herbst eine neue Veranstaltungsreihe zu konzipieren. Und am 6. März – also am Gründungstag – findet unser Vortrags- und Kabarettabend im Casineum Velden statt. Das ist auch ein Jahreshighlight, denn wir haben dazu die überaus interessante Politologin Diana Kinnert und den Kabarettisten Thomas Maurer als Vortragende gewinnen können.