"Ich teile im Buch meine Träume, manchen privaten Moment, Überlegungen über die Gesellschaft und das moderne Leben."
Buch-Tipp: Autobiografie als ein Stück Selbsttherapie
„In Schulung“ heißt das Erstlingswerk von Stefan Rauter (40) aus Obervellach, das im März im Verlag „pro mente edition“ erschienen ist. Es ist ein autobiografisches Werk, ungeschönt. Rauter schreibt über verschiedene Abschnitte seines Lebens, das geprägt ist von einer schizoaffektiven Störung. Diese zeigt sich in manischen oder schizophrenen Schüben, depressiven Phasen und auch „ganz normalen“ Phasen.
„Zu schreiben ist für mich ein Weg, mit all den Erfahrungen umzugehen“, sagt Rauter, der sich mit dem Buch einen Lebenstraum erfüllt hat. Er spricht ein Tabuthema an und will mit seinem Werk zeigen, dass „man auch mit einer psychischen Erkrankung etwas leisten kann“. So ist es auch ein Stück Selbsttherapie. „Es hat mir sehr viel Selbstvertrauen zurückgegeben. Denn ein Aspekt meiner Krankheit ist sozialer Rückzug. Und mit dem Buch habe ich etwas, worauf ich stolz sein kann.“
Hin- und Hergerissenheit
„In Schulung“ zeigt seine Hin- und Hergerissenheit: einerseits interessiert an Literatur und Kunst, andererseits gezwungen, Geld zu verdienen. So versuchte es Rauter mit dem Journalismus und mit der IT-Branche. Es handelt von abgeschlossenen und abgebrochenen Ausbildungen, Jobs, Therapien und Begegnungen mit Schriftstellern, Wirtschaftskapitänen, Arbeitslosen, Drogendealern, Obdachlosen, Ärzten oder Priestern. „Ich teile im Buch meine Träume, manchen privaten Moment, Überlegungen über die Gesellschaft und das moderne Leben. Manchmal schildere ich Episoden meines Wahns und die Gedanken, die mich darin fesselten.“
Die Handlung spielt in verschiedenen Orten Österreichs und auch in England. Rauter beschreibt: „Dabei bin ich Teil von verschiedenen sozialen Gefügen – einem Arbeitslosen-Programm für psychisch Kranke, bin Student und Mitarbeiter eines großen Verlages, versuche mich als Schriftsteller, als Drogensüchtiger, als Journalist, besuche Schreibkurse, das Burgtheater und die Psychiatrie – die leider nicht ganz freiwillig.“
Durch den Kontakt zur Psychiatrie am Klinikum Klagenfurt kam Rauter auch auf den Verlag „pro mente edition“. Abteilungsvorstand Herwig Oberlerchner machte ihn darauf aufmerksam. Und ein Schreibkurs begleitet ihn auch weiterhin. Der Brecht-Fan hat durch diesen schon wieder reichlich Material produziert – ein zweites Buch ist also nicht unwahrscheinlich.