Symbolfoto: pixabay/daschorsch
Wirtschaft
27.06.2022

Bundesländerübergreifende Wirtschafts- und Technologieachse entsteht

Kärnten und Steiermark bilden gemeinsam den „Wirtschaftsraum Südösterreich“. Künftig soll noch enger zusammengearbeitet werden, um den Standort  in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Innovation zu stärken.

Der „Wirtschaftsraum Süd“ umfasst im Wesentlichen den Raum „Südösterreich“ und im Kern die Bundesländer Steiermark und Kärnten. Er strahlt aber, nicht nur geographisch bedingt, auch auf Osttirol und das südliche Burgenland hin aus. Bis dato ist „Südösterreich“ weder politisch noch wirtschaftlich eine Kategorie mit historischen Wurzeln, da vor allem geografische Gegebenheiten dies lange Zeit verhindert haben. Abgesehen von den natürlichen nachbarschaftlichen Beziehungen und damit verbundenen Schnittmengen gab es über viele Jahre zwischen der Steiermark und Kärnten keine außergewöhnlichen Kooperationsmuster.

Süden soll eine Einheit sein

„Mit der Initiierung des Jahrhundertpro­jektes Koralmtunnel ändert sich dies nunmehr massiv. Die südlichen Bundesländer wachsen aufgrund dieses Infrastruktur­projektes zusammen, wodurch große ­wirtschaftliche Chancen entstehen, vor allem entlang der Koralmbahnachse vom Raum Villach – Klagenfurt über den Großraum Graz bis in den obersteirischen Raum hinein“, erklärt Ewald Verhounig, Abteilungsleiter der Wirtschaftskammer Steiermark. „Der Süden Österreichs sollte eine Einheit sein. Durch den Bau des Koralmtunnels haben wir jetzt eine direkte Verbindung und auch eine wirtschaftliche Nähe die entstehen wird“, so Manfred Kainz, Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg. Auch Lasse Kraack, Geschäftsführer des Regionalmanagements Südweststeiermark schließt sich dem an: „Der Bau der Koralmbahn, als Teil der Bahnverbindung zwischen Ostsee und Adria, verbindet zukünftig nicht nur die Steiermark und Kärnten sondern rückt den gemeinsamen Raum, den Wirtschaftsraum Süd, noch stärker ins Zentrum Europas. Zwischen Graz und Klagenfurt beträgt die Fahrzeit zukünftig rund 45 Minuten, die Regionen die dadurch verbunden werden haben gemeinsam weit über eine Million Einwohner.“

Synergien nutzen und ausbauen

Die Idee zum Wirtschaftsraum Süd ist auf Wirtschaftskammerebene bereits vor ­etlichen Jahren geboren worden und wurde im Zuge der Bauarbeiten am Koralm­tunnel sukzessive vertieft. Im steirisch-­kärntnerischen Grenzgebiet wurde im April 2019 der „Wirtschaftsraum-Süd“ offiziell durch die Präsidenten Josef Herk und Jürgen Mandl sowie die Bezirksstellen­obmänner Manfred Kainz und Gerhard Oswald ins Leben gerufen. Ziel der Initiative war und ist die Schaffung einer bundeslandübergreifenden Wirtschafts- und Technologieachse, die nicht nur von der Wirtschaft sondern auch von der Landespolitik in der Steiermark und Kärnten getragen und entwickelt wird. „Es gibt viele Synergien zwischen den Bundes­ländern. Diese gilt es jetzt zu nutzen und auszubauen und in Zukunft noch mehr zusammen zu arbeiten“, so Kainz.

Regionen wachsen zusammen

Zum Start der Initiative wurden zwei neue Studienprojekte initiiert, die die Zukunftspotentiale der Region ausloten sollen. Die erste große Studie hat den Fokus auf den gemeinsamen Wirtschaftsraum Steiermark und Kärnten. Studie zwei beschäftigt sich mit den potentiellen Chancen des Koralmtunnels, speziell auf regionaler Ebene. Mit dem Thema Bioökonomie steht noch ein weiterer Analyse- und potentieller Kooperationsbereich in den Startlöchern. „Die Koralmbahn ist derzeit in aller Munde. Doch ist die Koralmbahn nicht nur eine Verkehrsanbindung, sondern eine einzigartige Gelegenheit zwei Regionen zusammenwachsen zu lassen. Das Leben und die Wirtschaft in Südösterreich werden sich verändern und wir müssen etwas daraus machen. Dafür braucht es die Unternehmen und die Menschen, aber es ist auch wichtig, dass die politische Unterstützung dafür gegeben ist“, erklärt Hermann Grundnig, Geschäftsführer SMB Pure Systems GmbH in Wolfsberg.

Enge Zusammenarbeit

Erste Erfolgsmodelle des „Wirtschaftsraum Südösterreich“ gibt es schon zu verzeichnen: So wird etwa die Region Südösterreich europaweit als einer der wichtigsten Standorte im Bereich Mikroelektronik wahr­genommen. Grund dafür ist eine gute Vernetzung und Vermarktung, etwa im Rahmen des "Silicon Alps Cluster", der als Erfolgsbeispiel für eine gute länderübergreifende Zusammenarbeit  steht. Die enge Zusammenarbeit im Bereich der Forschung und Innovation hat sich in den letzten ­Jahren zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt. Gemeinsam hat man es geschafft, Schlüsselprojekte wie Silicon Austria Labs oder den Digital Innovation Hub Süd in den Süden Österreichs zu holen. Beide Länder sind sich einig, dass diesen Initiativen noch zahlreiche weitere folgen sollen, um den Süden Österreichs in Sachen Forschung und Entwicklung weiter zu stärken. „Wir müssen erkennen, dass es wirtschaftlichen Erfolg nur durch Zusammenarbeit geben kann“, so Grundnig.

International wahrnehmbarer Zentralraum

„Die standortpolitischen Chancen, die sich durch den Bau der Koralmbahn und eine gemeinsame Wirtschaftsregion ergeben, sind enorm, da das ökonomische Grundpotential in beiden Bundesländern, auch im internationalen Kontext, absolut intakt ist“, so Verhounig. Das zeigen die Ergebnisse der Standortstudie nachdrücklich. „Was jedenfalls erreicht werden dürfte, ist eine noch höhere wirtschaftliche Dynamik, eine höhere Standortattraktivität, ein größerer Arbeitsmarkt, stärkere Bildungsinstitutionen sowie eine hohe Lebensqualität im Gesamtraum als Anziehungspunkt für internationale Fachkräfte und Studierende. Neben dem Arbeitsmarkt, der Infrastruktur sowie dem Innovationsbereich bieten sich auch regionalökonomische Herausforderungen wie die Überwindung von Zentrum-Peripherie-Gegensätzen auf der einen sowie die Schaffung eines international wahrnehmbaren Zentralraums in Südösterreich auf der anderen Seite jedenfalls als gemeinsame Ansatzpunkte an. „Eines ist jetzt bereits sicher: Der Wirtschaftsraum aber vor allem auch der Arbeitsmarkt werden sich verbinden. Entwicklungen auf einer Seite der Koralm werden Auswirkungen auf beide Seiten haben. Chancen können daher nur gemeinsam genutzt werden. Für die Wirtschaft besteht zukünftig die Möglichkeit in industrieaffinen Regionen wie Deutschlandsberg oder Wolfsberg Standorte zu haben und trotzdem den Anschluss an den urbanen Arbeits- und Wissenschaftsstandort zu haben“, erklärt Kraack.

Lasse Kraack

Geschäftsführer des Regionalmanagements Südwest­steiermark

© Webquartier e.U.

Ewald Verhounig

Abteilungsleiter der Wirtschaftskammer Steiermark

© Fischer

Hermann Grundnig

Geschäftsführer SMB Pure Systems GmbH in Wolfsberg

© Privat

Manfred Kainz

Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg

© Foto Fischer

Schlagwörter