In den Betrieben des Thermen Resort Warmbad-Villach ist ein Drittel der Mitarbeiter über 50 Jahre alt. – Foto: Thermen Resort Warmbad-Villach
Wirtschaft
28.06.2021

Bunte Altersmischung im Team hat nur Vorteile

In den Betrieben des Thermen Resort Warmbad-Villach ist ein Drittel der Mitarbeiter über 50 Jahre alt. Wie ihre Integration bestens gelingt und welche Vorteile ältere Arbeitnehmer haben, erzählten uns die Verantwortlichen.

Um die 750 Mitarbeiter beschäftigt die Thermen Resort Warmbad-Villach Holding GmbH in verschiedensten personalintensiven Bereichen – in den Hotels, Kur- und Krankenanstalten, im Reha-Zentrum, in der Sonderkrankenanstalt für Orthopädie oder der Kärnten Therme. Gut ein Drittel der Arbeitnehmer sind über 50 Jahre alt, 57 Prozent sind über 40. Das Durchschnittsalter beträgt 41 Jahre.

Älteste Mitarbeiterin ist 80

Kein Wunder, dass einige der Arbeitnehmer zahlreiche Dienstjahre bei demselben Dienstnehmer hinter sich haben – einige über 30, fünf Prozent über 25 Dienstjahre und knapp 20 Prozent über 15. „Ein Mitarbeiter hat sogar 36 Dienstjahre hinter sich und unsere älteste Mitarbeiterin ist 80 Jahre alt, sie arbeitet sogar in Teilzeit“, berichtet René Scharl, Leiter des Bereichs Human Resources. Damit ist die Thermen Resort Warmbad-Villach Holding GmbH ein Vorzeigebeispiel, was die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer betrifft.

Qualifikation und der Mensch zählen

Doch warum ist das so? Scharl spricht aus der Praxis: „Wir stellen Mitarbeiter grundsätzlich nach Qualifikation bzw. nach Person ein – und nicht nach Alter. Die Abteilungsleiter, die meist die Gespräche führen, wählen vor allem danach aus, wer ins Team passt.“ Daher kämen in vielen Bereichen ältere Mitarbeiter zum Zug – auch Personen, die sich beruflich neu orientieren und umschulen lassen. „Bei uns spielen auch keine kollektivvertraglichen Überlegungen mit. Das Finanzielle steht nicht im Vordergrund, obwohl Erfahrung natürlich entsprechend vergütet wird.“ Scharl kann durchaus verstehen, dass es Branchen gibt, in denen die Kollektivverträge zu Überlegungen in die andere Richtung führen. „Geht es etwa um Hilfstätigkeiten, für die man jemanden schnell einschulen kann, der dann rasch produktiv ist, so ist es nachvollziehbar, dass man vielleicht einen ,günstigeren’ Arbeitnehmer wählt, also einen jüngeren. Bei uns spielt das aber keine Rolle!“

Und auch die Gäste würden sich nicht erwarten, dass nur Jüngere zum Beispiel im Hotel Warmbaderhof im Service tätig sind. „Unseren Gästen geht es ums Umsorgt-Werden, um Aufmerksamkeit. Da spielt das Alter keine Rolle“, weiß Scharl. „Das sieht in einem Nachtlokal sicher anders aus.“

René Scharl

"Wir stellen Mitarbeiter grundsätzlich nach Qualifikation bzw. nach Person ein – und nicht nach Alter."

Belastungen reduzieren

Generationen-Management wird im Unternehmen groß geschrieben. Vor allem die Nachfolge-Planung hat man ständig im Auge. Ein aktuelles Beispiel: Der technische Leiter des Resorts geht bald in Pension, seit eineinhalb Jahren wird bereits sein Nachfolger entsprechend eingeführt. „Es gibt Bereiche, vor allem bei Schlüsselpositionen, da sind die Übergänge langfristig“, erklärt Geschäftsführer Hannes Brandstätter.

Auch Modelle wie Altersteilzeit werden häufig genutzt. „Teilweise gehen wir mit diesem Vorschlag auch aktiv auf Mitarbeiter zu. Wenn wir etwa merken, dass die Belastung zu groß wird, ist Altersteilzeit ein Weg, um den betreffenden Mitarbeiter später noch gesund in die Pension schicken zu können.“ Auf der anderen Seite nutzt man die Synergien zwischen den verschiedenen Häusern unter dem Dach der Holding. Scharl: „Wird eine passende Position woanders frei und ich weiß von gewissen Wünschen oder zu großen Belastungen eines bestimmten Mitarbeiters, schlagen wir konkret diese Stelle vor.“

Know-how im Betrieb halten

Brandstätter fügt hinzu: „Es gibt auch Mitarbeiter, die wir in der Pension versuchen, mit geringfügiger Beschäftigung im Betrieb zu halten. Für den Mitarbeiter stellt das einen fließenderen Übergang dar, es bestehen weiterhin soziale Verbindungen. Und für uns wird Know-how oder Kontakte nach außen noch weiter im Unternehmen gehalten.“ Eine Win-Win-Situation.

Kommunikation ist das Um und Auf

Auf die Herausforderungen angesprochen, sind sich die beiden einig: „Es geht immer um Kommunikation und darum, im Team ein Verständnis für den jeweils anderen zu schaffen!“ Sind für einen älteren Arbeitnehmer etwa gewisse Aufgaben (körperlich) zu schwer, macht er dafür vielleicht eher Wochenend-Dienste, weil seine Kinder bereits aus dem Haus sind. Scharl: „Unsere Abteilungsleiter sind darauf geschult, im Team für das gegenseitige Verständnis zu sorgen, teilweise Aufgaben zu adaptieren oder Unterstützung zu bieten.“

Hannes Brandstätter

"Es gibt auch Mitarbeiter, die wir in der Pension versuchen, mit geringfügiger Beschäftigung im Betrieb zu halten. Für den Mitarbeiter stellt das einen fließenderen Übergang dar, es bestehen weiterhin soziale Verbindungen. Und für uns wird Know-how oder Kontakte nach außen noch weiter im Unternehmen gehalten."

Die Mischung macht’s

Vorurteile wie mehr Krankenstände, weniger Flexibilität oder weniger Innovationsgeist bei älteren Arbeitnehmern können die beiden so gar nicht unterschreiben. „Das sind keine Punkte, warum man Ältere nicht einstellen sollte! Was ich aber sagen kann: Bei älteren Arbeitnehmern ist die Loyalität zum Betrieb groß, was dem Unternehmen zugute kommt“, so Brandstätter, für den eine „bunte Altersmischung im Team“ nur Vorteile hat. „Mit den verschiedenen Stufen an Know-how und unterschiedlichen Ansichten aufgrund des Alters kann ein Team in Summe nur gewinnen!“    

Mehr Planbarkeit bei Älteren

Scharl geht noch einen Schritt weiter: „Bei älteren Arbeitnehmern können wir viel besser kalkulieren. Sie zeigen weniger Tendenzen, sich nochmal verändern zu wollen – das haben sie schon hinter sich. So wissen wir, dass sie uns bis zur Pension begleiten werden, wenn im Umfeld alles passt, und das verschafft dem Arbeitgeber einen gewissen Sicherheitsfaktor, mehr Planbarkeit.“

Fortbildung ermöglichen

Ein wichtiger Punkt – vor allem bei älteren Arbeitnehmern – ist das Thema Fortbildung. Denn gerade bei ihnen ist die Ausbildung schon länger her und sie müssen am Ball bleiben. Auch Fortbildung wird im Thermen Resort unterstützt – durch freie Tage oder finanziell. Brandstätter: „Es kommt immer darauf an, wie stark die Fortbildung zur Stelle passt, in welchem Ausmaß wir uns dann beteiligen. Unser Vorteil als großer Betrieb ist, dass wir auch viele Fortbildungen im Haus – gleich für mehrere Mitarbeiter und durch eigene Mitarbeiter als Vortragende – abwickeln können.“

Mitarbeiter-Bindung

Damit die Mitarbeiter der verschiedenen Häuser mehr zusammenwachsen, gibt es auch ein eigenes Programm, wo Mitarbeiter Kurse, Workshops und Vorträge für Mitarbeiter gestalten – vom Yoga-Kurs über Cocktail-Zubereitung bis hin zum Wein-Crashkurs oder zum Vortrag über Stressbewältigung. Zusätzlich bietet das Thermen Resort auch zahlreiche Vergünstigungen für Arbeitnehmer, nur ein Beispiel ist der Eintritt in die Kärnten Therme. Sommersportwochen für Mitarbeiter-Kinder komplettieren das Angebot. „Diese Maßnahmen in Sachen Employer Branding sollen den Kollegen die Vorzüge aufzeigen, hier zu arbeiten. Unsere Aufgabe ist es nämlich auch, die Mitarbeiter zu servicieren.“

In den Betrieben des Thermen Resort Warmbad-Villach ist ein Drittel der Mitarbeiter über 50 Jahre alt. – Foto: Thermen Resort Warmbad-Villach
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