Silvia Fellner
Caring Communities als Zukunft der Demenzversorgung
Kärnten nimmt mit sieben von 15 „Demenz aktiv“-Gemeinden sowie 98 Pflegenahversorgungs-Gemeinden eine führende Rolle im Bereich der Demenzvorsorge in Österreich ein. Damit wird vorausschauende Handlungsweise gezeigt, denn der Altersschnitt steigt rapide an und damit auch die Zahl an Demenzbetroffenen. „Für die kommenden Jahre werden rund 60.000 jährliche Neuerkrankungen prognostiziert – aktuell sind es 33.500. Damit stehen wir vor einer der größten Versorgungsherausforderungen der Zukunft“, ist Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner überzeugt.
Lebensräume schaffen
Ein Lösungsansatz im Pflegebereich wird in Caring Communities gesehen. Diese sollen adäquate Lebensräume für Betroffene und deren Angehörige in ihrem unmittelbaren Zuhause bieten. Dabei ist ein entsprechend professioneller und sensibilisierter Umgang mit den Betroffenen – sei es durch Nahversorger, Ämter, Apotheken ... kurzum alle Einrichtungen, die im Alltag aufgesucht werden – sicherzustellen. Ein Ziel der 2016 ins Leben gerufenen Demenzstrategie ist daher auch, Demenz weg vom rein medizinischen Aspekt hin zu einem gesellschaftlichen Aspekt zu bringen.
Gesellschaftlicher Anschluss
Silvia Fellner, Pflegekoordinatorin und Community Nurse in Kooperation mit der Pflegevorsorge des Landes Kärntens, teilt ihre Erfahrungen rund um die besonderen Herausforderungen und Bedürfnisse bei der täglichen Arbeit. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin nimmt in den von ihr betreuten vier Gemeinden Preitenegg, Frantschach St. Gertraud, Reichenfels und Bad St. Leonhard einen zunehmenden Unterstützungsbedarf in den Haushalten wahr. „Viele Menschen – besonders in Ein-Personen-Haushalten – vereinsamen. In Summe geht es bei dem Projekt Pflegenahversorgung und Aufbau des Ehrenamtes darum, ein gut ausgebautes und professionelles Netzwerk für ältere und/oder demente Menschen und pflegende Angehörige zu schaffen. So lang als möglich ein selbstbestimmtes Leben zu führen, mit kleinen Unterstützungen wie Fahrtendiensten, Apothekenwegen oder Besuchsdiensten, wird somit im ländlichen Bereich wieder einfacher.“
Womit jeweils geholfen wird, ist bedarfsorientiert. Wesentlich ist aber für viele Menschen – insbesondere am Land – die Mobilität. Während in den meisten Gemeinden die ehrenamtlichen Helfer:innen mit dem eigenen PKW (eine Abrechnung erfolgt gegen amtliches Kilometergeld) unterwegs sind, hat die die Gemeinde Preitenegg bereits in einen Neun-Sitzer Bus investiert, der die Fahrtendienste erleichtern soll.
Ehrenamtliche Helfer:innen
Aktuell darf sich Silvia Fellner über die Zusammenarbeit mit 45 „Ehrenamtlichen“ in „ihren“ Gemeinden freuen. Diese betrachtet sie als das Herzstück der Caring Communitys: „Durch die Niederschwelligkeit des Angebots bilden die ehrenamtlichen Helfer:innen oft die Brücke zu den Hilfesuchenden. Dies ist in meiner täglichen Arbeit eine sehr große Unterstützung.“ Der Großteil der „Ehrenamtlichen“ gehört der Altersklasse 60+ an. Menschen, die nach Beendigung ihres Arbeitslebens etwas Sinnvolles machen möchten. Sie erhalten eine spezielle Einschulung, sind kranken- und unfallversichert und können an Fortbildungen sowie gemeinsamen Aktivitäten wie z. B. dem Ehrenamtswandertag teilnehmen. Angebote, die gerne genutzt werden. Die Helfenden dürfen sich neben dem Gefühl wertvolle Arbeit zu leisten, auch über ein Netzwerk an sozial engagierten Gleichgesinnten freuen.
Mit der präventiven Pflegebetreuung direkt in den Gemeinden wird ein wichtiger Schritt für die Zukunft des Pflegewesens gesetzt. © Privat
WISSENSWERT
Im 2040 wird die Zahl an Demenzbetroffenen in Österreich auf ca. 240.000 Personen angestiegen sein.