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Wirtschaft
05.01.2024

Chancen am Arbeitsmarkt durch die Koralmbahn

Nicht nur Regionen und Menschen zusammen im Wirtschaftsraum Südösterreich zusammen, sondern auch Unternehmen und Mitarbeiter:innen.

In der aktuellen advantage Ausgabe beleuchten wir die Arbeitswelt der Zukunft und haben Expert:innen, Jungunternehmer:innen und Nachwuchsführungskräfte aus Kärnten und der Steiermark folgende Frage gestellt: Wird die Inbetriebnahme der Koralmbahn den Arbeitsmarkt im Süden Österreichs aus Ihrer Sicht verändern und wie können Unternehmen die Arbeitswelt der Zukunft (mit-)gestalten?

Dominik Santner, Vorsitzender Junge Industrie Steiermark und Geschäftsleiter bei Anton Paar

„Wann immer Regionen infrastrukturell besser erschlossen und dadurch enger zusammenwachsen können, ergeben sich Synergien und Multiplikatoreffekte. Dieses Phänomen werden wir auch beim Tunnel durch die Koralm erleben und als Steiermark wie auch als Kärnten von der neuen Verbindung unserer beiden Bundesländer profitieren. Alljährlich schließen rund 10.000 junge Menschen in der Steiermark ihre akademische Ausbildung ab, ihnen eröffnet sich in Tagespendeldistanz eine mit der Koralmbahn wesentlich einfacher erreichbare Arbeits- und Lebensregion. Umgekehrt eröffnen sich einfacher erreichbare Ausbildungsmöglichkeiten. Auch den Unternehmen wird geholfen sein, so beispielsweise im Bereich der Mikroelektronik. Hier liegen wir bereits jetzt in Europa an der vierten Stelle und wir können uns künftig gemeinsam noch besser positionieren. Die Weiterentwicklung von Regionen trägt zu deren Attraktivität bei. Attraktive Regionen ziehen Unternehmen an oder werden von ebendiesen mitgestaltet. Für die jungen Menschen in der Steiermark wie auch in Kärnten ist eine solche Entwicklung jedenfalls ein Gewinn.“

© IV Steiermark

Nika Basic, Landesvorsitzende Junge Wirtschaft Kärnten und Leiterin der Eventagentur UNIKAT

„Die Koralmbahn wird es mir persönlich erleichtern mein Personal zwischen der Steiermark und Kärnten zu koordinieren, da die Fahrtzeit wirklich kurz ist. Das bedeutet, dass ich mehr Aufträge effizienter abwickeln kann, da unsere Teams schnell zwischen den Standorten wechseln können. Aber die Koralmbahn ist nicht nur aus unternehmerischer Perspektive bedeutsam. Sie bietet uns eine Chance, dem demografischen Wandel der letzten Jahre entgegenzuwirken. Arbeitskräfte, die wir in den letzten Jahren vor allem nach Wien verloren haben, können wir gezielt versuchen ‚heimzuholen‘. Allerdings setzt dies voraus, dass die heimische Politik ihre Hausaufgaben erledigt. Hier sehe ich noch ungenutztes Potential. Auch die Unternehmer:innen müssen Anreize bieten und attraktive Gesamtpakete schnüren, die über den Verdienst hinausgehen. Das Stichwort hierbei ist ,Employer Branding‘.“

© Sabine Biedermann

Peter Wedenig, AMS-Kärnten-Geschäftsführer

„Durch die Koralmbahn wachsen zwei Wirtschaftsregionen zusammen. Von diesem Zusammenschluss erwarten wir uns im Arbeitsmarktservice Kärnten einen zusätzlichen Wirtschaftsboom und positive Effekte für den Arbeitsmarkt. Ausgelöst von Betriebsansiedelungen und -erweiterungen ist beispielsweise mit einer gesteigerten Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften zu rechnen. Damit das gelingen kann, müssen alle – Institutionen, Unternehmen, Regierungen – an einem Strang ziehen. Es geht darum, gemeinsam den neuen Wirtschaftsraum von Graz bis Villach vorausschauend und innovativ zu gestalten. Salopp formuliert: Die Infrastruktur muss erst ,bespielt‘ werden im Sinne einer aktiven Wirtschaftswerbung. Dazu gehört das Schaffen eines attraktiven Wirtschaftsangebotes genauso wie das Schaffen von Angeboten für Wohnraum und Freizeitinfrastruktur.“

© AMS Kärnten/Knauder Fotografie

Claudia Brabec-Tappler, Jungunternehmerin aus Leibnitz

„Die Koralmbahn bietet der Wirtschaft im Raum Südösterreich enormes Potential für mehr Wachstum. Einerseits ermöglicht sie Unternehmen in diesem Wirtschaftsraum international konkurrenzfähig zu bleiben, da sie für diese Unternehmen eine große Aufwertung in punkto Mitarbeitersuche liefert. Auch für die Bevölkerung in dieser Region eröffnet die Koralmbahn neue Möglichkeiten. Andererseits bietet die Koralmbahn mit dem Gütertransport einen wesentlichen positiven Aspekt hinsichtlich unserer Umwelt. Im Großen und Ganzen kann man zusammenfassend sagen, dass diese Bahnachse eine nachhaltige Wachstumsachse ist. Für den Wirtschaftsraum Leibnitz ist eine gute Anbindung an die bestehende Infrastruktur notwendig, hier wäre der Ausbau der A9 im Süden von Graz ein Schritt in die richtige Richtung.“

© Michael Hebenstreit

Martin Figge, Landesvorsitzender Junge Wirtschaft Kärnten und Unternehmer im Bereich Online-Marketing

„Die Koralmbahn wird vor allem jene Unternehmen stärker betreffen, die ihre Mitarbeiter:innen vor Ort benötigen. Bei mir im Online-Marketing können die Personen stark im Homeoffice arbeiten. Dennoch glaube ich, dass die Koralmbahn eine Jahrhundertchance ist. Sie ermöglicht es Unternehmen auf einen viel größeren Fachkräftepool zuzugreifen. Die Zahl der potentiellen Bewerber:innen erhöht sich aufgrund der geringeren Pendeldauer. Dazu müssen Politik und Unternehmen zusammenarbeiten. Ich sehe noch Raum für Verbesserungen in der politischen Gestaltung, gerade was die Attraktivität des Landes Kärnten für junge Menschen anbelangt. Die schöne Natur, die Seen und Berge reichen alleine nicht aus. Es braucht darüber hinaus auch ein attraktives Freizeitangebot. Das Gesamtpaket muss stimmen, um die Attraktivität der Region und der Unternehmen zu steigern und die Menschen dazu zu bewegen, hier zu arbeiten und zu leben. Die Koralmbahn ist zweifellos eine historische Chance, und es liegt an uns, sie optimal zu nutzen. Die bessere Verkehrsanbindung und die Maßnahmen zur Fachkräftesicherung können gemeinsam dazu beitragen, die Arbeitswelt im Süden Österreichs nachhaltig zu gestalten und die Region zu stärken.“

© Sabine Biedermann

Christina Hirschl, Geschäftsführerin Silicon Austria Labs (SAL)

„Mit der Eröffnung der Koralmbahn kommt nicht nur eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas sprichwörtlich auf Schiene, sondern es wird auch ein neues Zeitalter für den Wirtschaftsraum Südösterreich eingeläutet. Durch diese Verbindung wird es möglich, Randgebiete in der Weststeiermark sowie in Unterkärnten zu erschließen und wichtige Arbeitskräfte zu gewinnen. Gerade unser Hauptsitz in Graz, aber auch der Standort in Villach, profitieren enorm von diesem Ausbau, der nicht nur Pendler:innen aus den umliegenden Regionen anspricht, sondern auch für ausländische Fachkräfte einen zusätzlichen Attraktivitätsfaktor darstellt. Das Wachstum in diesem neuen Ballungsraum ist unter anderem von internationalen Unternehmen und Forschungseinrichtungen wie SAL getrieben, weshalb wir der Fertigstellung mit großer Erwartung entgegenblicken. Dieses Projekt zeigt außerdem, wie unter Einbindung wirtschaftlicher Akteur:innen und Interessen eine großangelegte, nationale Zusammenarbeit erfolgreich gelingen kann.“

© Helge Bauer

Christian Wipfler, Landesvorsitzender Junge Wirtschaft Steiermark und Geschäftsführer Robia in Deutschlandsberg

„Junge Unternehmer:innen sind gefordert innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und die Innovation in unserem Land voranzutreiben. Das kann nur gelingen, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen dafür gestellt werden. Zudem begleitet uns in den letzten Jahren ein enormer Arbeitskräftemangel und genau hier kann besonders der Wirtschaftsraum Südösterreich mit der Koralmbahn in Zukunft punkten. Durch einen wesentlich schnelleren öffentlichen Nahverkehr verbindet die Koralmbahn komfortabel Arbeitsmärkte und bieten für Arbeitnehmer:innen aber auch für Arbeitgeber:innen neue Chancen. Für eine nachhaltige Ökonomie ist es notwendig die Mobilität neu zu denken und so die Bereiche des Güter- und Personenverkehrs zu transformieren und weiterzuentwickeln. Die Koralmbahn ist ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung. Die Junge Wirtschaft Steiermark unterstützt jegliche Art von Innovation, besonders wenn diese nachhaltige Aspekte miteinbezieht.“

© Michael Hebenstreit

Viktoria Ilger, Innovationsexpertin aus Graz

„Neue Arbeitswelten, die auf Agilität und Anpassungsfähigkeit setzen, sind entscheidend für die Förderung von Innovation. Unternehmen, die eine offene Unternehmenskultur pflegen und ihren Mitarbeitenden Raum für aktive Mitgestaltung geben, schaffen eine Umgebung, in der kreative Ideen entstehen können. Die Zusammenarbeit spielt hierbei eine Schlüsselrolle, da verschiedene Perspektiven und Kompetenzen kombiniert werden können, um innovative Lösungen zu entwickeln. Große Infrastrukturprojekte, wie die Koralmbahn, können nicht nur die physische Erreichbarkeit verbessern, sondern auch die Vernetzung von Menschen und Unternehmen fördern. Dies kann zu verstärkter Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Regionen und Branchen führen, was wiederum die Innovationsfähigkeit steigert.“

© Sophia Grabner

Edgar Jermendy, Vorsitzender Junge Industrie Kärnten und Geschäftsführer Paternioner Maschinenbau GmbH

„Mit der Koralmbahn entsteht ein Ballungsraum, der völlig neue Chancen für einen Arbeitsmarkt eröffnet, der sich von der Oststeiermark bis nach Villach ziehen wird. Beschäftigte werden aus einem größeren Pool an Jobs wählen können. Denn viele Arbeitsplätze werden plötzlich in Tagespendlerdistanz liegen. Und die Kärntner Industrie kann hier bei jungen Leistungsträgern mit Innovation, Forschung und High Tech punkten. Ziel muss es sein, diesen neuen Wirtschaftsraum als erstrebenswerten Lebens- und Arbeitsraum zu positionieren – für Menschen aus der Region, aber auch darüber hinaus. Unternehmen, die es verstehen, sich in irgendeiner Form als außergewöhnlicher Arbeitgeber in den Köpfen der Menschen zu verankern, werden von einer größeren Auswahl an Mitarbeiter:innen profitieren. Unsere Industriebetriebe sind schon jetzt Magneten für die besten Hände und Köpfe und bieten sichere Arbeitsplätze und faire Gehälter. Und die neuen Arbeitswelten werden proaktiv in die bestehenden Strukturen implementiert.“

© IV Kärnten

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