Das Präsidium des Österreichischen Bundesrats ist erstmalig zur Gänze weiblich: Margit Göll, Claudia Arpa und Doris Hahn / © Parlament
Wirtschaft
25.09.2023

Chancen­gleichheit im Fokus

Mit Claudia Arpa, Margit Göll und Doris Hahn ist das Bundesratspräsidium im zweiten Halbjahr 2023 erstmals in ausschließlich weiblicher Hand.

Im Interview mit advantage erzählt Bundesratspräsidentin Claudia Arpa, selbst Mutter von drei erwachsenen Töchtern, warum es so wichtig ist der jüngeren Generation Perspektiven aufzuzeigen und die Werte der Demokratie zu vermitteln. 

advantage: Der Bundesrat wird erstmals seit seinem Bestehen von drei Frauen geführt. Ein wichtiges Zeichen in Richtung Gleichberechtigung? 

Claudia Arpa: Ja, absolut! Mit zwei Vizepräsidentinnen an der Spitze des Bundesrates zu arbeiten, ist ein wirklich sehr erfreuliches Ereignis. Aber gleichzeitig zeigt es uns, dass noch ein langer Weg zu gehen ist. Wir müssen viel mehr Frauen für politische Ämter begeistern. Ob Gemeinde oder Bundesrat – wer nicht mit am Tisch sitzt, bestimmt auch nicht mit. Mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung sind Frauen und sie müssen auch bei allen politischen Entscheidungen teilhaben. Damit wir auch in Zukunft viele Präsidentinnen an der Spitze des Bundesrates haben, kann jedes politische Engagement von Frauen nur begrüßt, unterstützt und gefördert werden. 

„In Kindheit und Jugend wird der Grundstein für alle künftigen Lebensbereiche gelegt. Daher ist es mir so wichtig, der jungen Generation Perspektive und Stimme zu geben.“ 

Claudia Arpa, Bundesratspräsidentin

Welchen Schwerpunkt möchten Sie in der Zeit der Präsidentschaft setzen bzw. welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

„Kindern Perspektiven geben“, das ist der Fokus, den wir in dieser Präsidentschaft legen möchten. Die Teuerung trifft Familien und Kinder besonders hart. Es muss uns deshalb gelingen, die Einkommensunterschiede zugunsten der Jüngsten zu verringern und unseren Kindern gleiche Chancen, fundierte Bildung und ein unbeschwertes Aufwachsen zu ermöglichen. In Kindheit und Jugend wird der Grundstein für alle künftigen Lebensbereiche gelegt. Daher ist es mir so wichtig, der jungen Generation Perspektive und Stimme zu geben. In dieser Präsidentschaft wird daher auch eine parlamentarische Enquete stattfinden, die sich dem Schwerpunkt „Kindern Perspektiven geben“ widmet. Es hat mich auch sehr gefreut, dass diese Enquete in einer der ersten Sitzungen über alle Parteigrenzen hinweg einstimmig beschlossen wurde. 

Stichwort Politikverdrossenheit in der Bevölkerung: Welche Lösungswege sehen Sie, damit das Vertrauen in die Politik wieder wachsen kann?

Ich versuche selbst mit gutem Beispiel voranzugehen und appelliere für die Ausübung des Wahlrechtes und die Förderung politischer Bildung. Zugegeben kann der politische Alltag oft frustrierend sein, aber Demokratie bedeutet in der Praxis oft Auseinandersetzung, Diskussion, Überzeugungsarbeit und auch Kompromiss. 

Wir müssen vor allem der jungen Generation den Wert unseres Wahlrechtes vermitteln. Sie sollen verstehen, dass ihre Stimme nie verloren ist, sondern Teilhabe am demokratischen Prozess darstellt. Als Bundesratspräsidentin unterstütze ich daher das Fach „Politische Bildung“ und darf alle jungen Menschen dazu einladen, über ihre Anliegen zu diskutieren oder auch das neu renovierte Parlament zu besuchen. In dem neuen Besucherzentrum ist das Parlament durch interaktive Stationen erlebbar und Sitzungen können live mitverfolgt werden. Ich denke, es ist auf jeden Fall eine Reise nach Wien wert. Allein im letzten Halbjahr waren es 250.000 Besucher. Der Politikverdrossenheit können wir also nur mit Überzeugungsarbeit, im Gespräch, aber vor allem durch Förderung politischer Bildung bei jungen Menschen entgegentreten. Sie haben ein Recht auf Mitbestimmung und sollen demokratisch erwachsen werden. Nur so werden unsere Kinder in Zukunft erfolgreich und in Frieden zusammen­leben können.

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