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Wirtschaft
04.12.2022

„Den Worten müssen jetzt endlich Taten folgen“

ÖBB-Regionalmanager Reinhard Wallner erklärt, warum nachhaltige Mobilität gleichzeitig auch Selbstschutz bedeutet und führt aus, wie man durch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sparen kann.

advantage: Warum ist nachhaltige Mobilität heutzutage so ein wichtiges Thema?

Reinhard Wallner: Die nachhaltige Mobilität steht heute stärker auf der Agenda der Menschen als je zuvor. Es ist aber ein Thema, das eigentlich nicht neu ist. Bereits seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrtausends beschäftigt sich die Menschheit damit. Denn bereits damals haben Wissenschaftler aufgezeigt, dass der Mobilitäts­sektor neben der Industrie den höchsten CO2 Ausstoß hat. Wenn wir also davon sprechen, nachhaltige Mobilität zu leben, dann sprechen wir gleichzeitig auch von Selbstschutz - denn nur so können wir unser Überleben sichern. Aktuell wird ­wieder oft und viel davon gesprochen, dass es in Sachen Klimaschutz bereits fünf vor zwölf ist. Ich würde eher sagen, es ist bereits fünf nach zwölf. Den Worten ­müssen jetzt endlich Taten folgen. Denn leider wird Österreich seine Klimaziele nicht erreichen, auch Kärnten wird das nicht schaffen. Was wirklich bedauerlich ist, denn in den 80er Jahren war Österreich eine der Vorzeigeregionen in der EU, vor allem was Erneuerbare Energien betrifft. In den letzten Jahren ist das aber leider ins Stocken geraten und auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und des CO2 Ausstoßes wurde nicht viel weiter­gebracht. Ein Drittel des CO2 Ausstoßes in Österreich entfällt auf den Verkehrssektor und Kärnten ist das Bundesland in dem es am meisten motorisierte individuelle Transportmittel gibt. Wir Kärntner sind diejenigen in Österreich, die am meisten mit dem Auto unterwegs sind. Im Durchschnitt 8.000 Kilometer pro Kopf – vom Rentner bis zum Baby – und das jedes Jahr. 

Was hat sich in den letzten Jahren in Kärnten im Bereich der nachhaltigen Mobilität getan?

Neben all der Kritik muss man auch sagen, dass in Kärnten in den vergangenen Jahren damit begonnen worden ist, sich mehr um dieses wichtige Thema zu kümmern. Vor rund 15 Jahren wurde der öffentliche Verkehr deutlich reduziert, in den vergangen zwei bis drei Jahren hat hier aber eine ­positive Kehrtwende stattgefunden. Das Landesbudget für Mobilität wurde verdoppelt – auf rund 40 Millionen Euro. Das Angebot im Bereich der S-Bahn und der Busse hat sich deutlich verbessert. Auch das Klimaticket, das preislich sehr attraktiv ist, hat maßgeblich dazu beigetragen. Neben dem preislichen Aspekt gilt es jetzt, auch das Angebot noch weiter aus­zubauen – Stichwort Mobilitätsgarantie für jeden Österreicher. 

ÖBB-Regionalmanager Reinhard Wallner

„Wenn wir also davon sprechen, nachhaltige Mobilität zu leben, dann sprechen wir gleichzeitig auch von Selbstschutz – denn nur so können wir unser Überleben sichern.“ 

Lässt sich diesbezüglich bereits ein Umdenken in der Bevölkerung erkennen?

Ja, es ist ganz deutlich, das ein Umdenken stattgefunden hat, das merken wir auch. Ich persönlich sage immer, Veränderungen passieren nur durch Schmerz oder durch Lust. Derzeit lassen uns die Teuerungen schmerzlich spüren, wie kostspielig es ist, mit dem Auto unterwegs zu sein. Nimmt man als Beispiel nur die Strecke eines Tagespendlers der jeden Tag von Klagenfurt nach Villach und wieder zurückfährt, zählt man hier pro Monat rund 500 Euro mehr an Spritkosten, als noch im vergangen Jahr. Das ist natürlich ein beträcht­licher Betrag, der jeden Monat fehlt und hier sind noch nicht die zusätzlichen ­Kosten für die Teuerungen im Bereich der Energie und der Lebensmittel mit ein­berechnet. Wenn man auf den öffentlichen Verkehr umsteigt, kann man sich hier ­einiges ersparen. 

Stichwort Teuerungen: Wie hoch sind die Preisanpassungen, die der Verkehrsverbund bzw. die ÖBB heuer bei den Ticketpreisen vorgenommen hat?

Es gab heuer keine Preisanpassungen beim Verkehrsverbund, darauf wurde verzichtet. Bei der ÖBB wurde der Haustarif um 3,9 Prozent angepasst. Aber auch hier kann man sparen, wenn man die Tickets im Vorhinein digital kauft. Löst man das Ticket erst im Zug, ist es am teuersten. Wenn man sein Reiseverhalten plant, gibt es auch bei den Ticketpreisen so gut wie keine Preiserhöhung.

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