Alfred Peitler vor seiner „Schnitzstub’n in Mühlbach – Foto: Vanessa Pichler
Wirtschaft
15.05.2021

Der Schnitzer, den selbst der Bischof beauftragt

Alfred Peitlers Lehrberuf hat eigentlich mit Metall zu tun. Doch er entdeckte seine Liebe zu (Zirben-)Holz. Und selbst Bischof Josef Marketz setzte auf die Künste des Oberkärntners.

Fährt man von Kärntner Seite auf den Katschberg, so fällt sie auf, die Schnitzstub’n Peitler in Mühlbach. Unser Tipp: Bleiben Sie stehen und statten Sie Holz-Künstler Alfred Peitler einen Besuch ab. Er hat einiges zu erzählen… Und in seinem Shop findet man allerlei Besonderes – neben eigenen Erzeugnissen auch Handelsware und Holz-Spezialitäten, die der Künstler veredelt hat.

Eigentlich ist er gelernter Spengler und Installateur, in ganz Österreich war er auf Montagen unterwegs. Doch dann kam die Familiengründung und die seltenen Aufenthalte daheim wurden zum Problem. „Ich habe in der Nähe Arbeit gesucht und fand sie bei einem holzverarbeitenden Betrieb im Lungau.“ Dort wurde er irgendwann auch zu Tischler-Arbeiten eingeteilt – seine ersten Einblicke in die Holzverarbeitung. Naja, nicht ganz: Schon als Kind, auf einem Bauernhof aufgewachsen, hat Peitler von seinem Vater, der quasi alles selbst gemacht hat, viel gelernt.

Waschküche als Schauraum

Der Betrieb im Lungau musste zusperren und Peitler stand ohne Arbeit da. Ein Nachbar, ein Schnitzer, sucht eine Aushilfe für einfache Arbeiten und Peitler sagte zu. „Er hat mich später sogar angestellt. Weil seine Werkstatt zu klein war, habe ich notdürftig bei mir daheim gearbeitet“, erzählt er. Erfolg hatten die beiden – auf Messen (auch in Salzburg und München) oder durch Aufträge des Heimatwerks in ganz Österreich, mit Kunden in der Schweiz oder in Südtirol. „Er hat mir dann geraten, mich selbständig zu machen. Lange habe ich gezögert, schließlich doch den Schritt gewagt.“ Für den ersten Ausstellungsraum räumte Peitler im Familien-Wohnhaus die Waschküche im Keller aus.

Flucht nach vorne

Das Geschäft lief aber nicht gut. „Ich war zu unbekannt.“ Also ergriff Peitler die Flucht nach vorne und eröffnete Mitte der 90er-Jahre ein Geschäft in Spittal. Seine Gattin und die drei Töchter halfen, wo sie konnten. Jeder Markt in der Gegend wurde besucht und so erhöhte sich der Bekanntheitsgrad nach und nach. „So hat es dann funktioniert. Aber auch nur, weil wir als Familie alle zusammengearbeitet haben.“ Mittlerweile ist Peitler in Pension, ein Kleingewerbe ist aufrecht, das Geschäft in Spittal gibt es nicht mehr. „Jetzt bin ich nicht mehr der Getriebene“, kann er nun das Schnitzen locker angehen.

"Das war sicher mein überraschendster Auftrag. Wer darf schon mal für den Bischof einen Stab machen?"

Alfred Peitler

Er schnitzt alles

Das Schnitzen: Da gibt es nichts, was der Künstler – eigentlich Autodidakt – nicht macht. Von Krippen und Krippen-Figuren über Dekoratives, Spielzeug, Garten-Deko bis hinzu großen Statuen. Rund um den Katschberg findet man viele seiner Werke, zum Beispiel eine große Jesus-Statue in der Nähe der Gamskogelhütte.

Da Peitler auch unglaublich musikalisch ist (Familienmusik Peitler, Katschtaler Sängerrunde etc.), lag der Instrumenten-Bau nahe. Bekannt ist er für das „Hölzerne Glachter“ (ein Vorläufer des Xylophons) aus Fichtenholz oder für den Alphorn- und Hackbrett-Bau. Seit zehn Jahren organisiert der Tausendsassa auch jährlich das Katschberger Alphorn- und Weisenbläsertreffen.

Eine Herausforderung

Der Instrumenten-Bau ist wohl die herausforderndste Arbeit, wie er erzählt: „Da muss einfach alles passen, vor allem auch die Intonation. Beim Alphorn habe ich ewig getüftelt. Beim Hackbrett muss man sich vorstellen, was das aushalten muss, wenn 100 Saiten zusammengespannt werden – rund 500 Kilo. Es muss stabil, aber trotzdem leicht sein.“

Für die Instrumente kommt die heimische Fichte zum Einsatz. Und auch die Holzwahl ist nicht so einfach, denn der Werkstoff muss über viele Jahre getrocknet und perfekt gelagert werden. Es gibt unzählige Kriterien für gutes Holz für Instrumente. „Wenn mir auffällt, dass ein Bauer auch noch zur richtigen Zeit geschlägert hat, muss ich sofort zuschlagen.“ Bis das Holz verarbeitet werden kann, dauert es Jahre.

Ein überraschender Auftrag

Bei Schnitzereien hat bei ihm die heimische Zirbe Vorrang. „Das ist mein Lieblingsholz, perfekt zu verarbeiten und allein der Geruch…“

Die Zirbe kam auch zum Einsatz, als Peitler den Bischofsstab für Josef Marketz anfertigte. „Das war sicher mein überraschendster Auftrag. Wer darf schon mal für den Bischof einen Stab machen?“ Schlicht sollte er sein und aus Holz – die meisten Bischofsstäbe sind aus Metall. Peitler ließ sich Besonderheiten einfallen: Stab und Schnecke aus Zirbenholz – das wichtigste Kärntner Holz der höheren Regionen, der Knauf besteht aus heimischem Lindenholz – eines der Haupthölzer in Mittel- und Unterkärnten. Das sollte die bischöfliche Verbindung zu allen Kärntnern symbolisieren. Den Stab zieren sieben nach oben in den Knauf einmündende Windungen, denn die Zahl Sieben kommt in der Bibel unzählige Male vor. Der Knauf weist zwölf Einkerbungen – für die zwölf Apostel – auf. Und der Stab ist in vier Teile zerlegbar.   

Familie setzt auf Holz

Natürlich hat Peitler auch Gattin Christine im Laufe der Jahre mit dem „Schnitz-Virus“ angesteckt. „Sie hilft immer mit, Buttermodel fertigt sie ganz alleine.“ Und auch Tochter Monika tritt hobbymäßig in die Fußstapfen ihres Vaters. Die künstlerische Leiterin des „Sagamundo – Haus des Erzählens“ hat den Beruf der Holz- und Steinbildhauerin erlernt.

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