Es wird prognostiziert, dass nach der Pandemie der Alkoholkonsum noch weiter steigen wird. – Foto: Pixabay/Free-Photos
Gesundheit
14.05.2021

Dialogwoche Alkohol von 17. bis 23. Mai 2021

Kärnten nimmt kommende Woche zum dritten Mal an der österreichischen Dialogwoche Alkohol teil. Es geht um Sensibilisierung im Umgang mit Alkohol – und um eine Enttabuisierung des Themas.

"Der Umgang mit Alkohol ist hierzulande mit viel Unwissenheit verbunden und es ist nach wie vor ein großes Tabuthema", sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner anlässlich der österreichischen Dialogwoche Alkohol, die von 17. bis 23. Mai zum dritten Mal und erstmals online stattfindet. Weil die Dialogwoche online abgehalten wird, gibt es für jeden die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren – im Rahmen von über 60 Online-Events. Unter www.dialogwoche-alkohol.at findet man zum Beispiel einen Selbstcheck zum eigenen Alkohol-Konsum und ein digitales Alkohol-Reduktionsprogramm, das Teilnehmer sechs Wochen lang anonym und kostenlos begleitet. "Die Dialogwoche Alkohol will die Bevölkerung dazu anregen, das eigene Trinkverhalten zu hinterfragen", so Eveline Kriechbaum-Wladika von der Suchtprävention des Landes.

Knapp 90.000 Kärntner haben problematisches Trinkverhalten

Und das ist durchaus notwendig, wenn man sich die Zahlen ansieht: Rund 14 Prozent der Österreicher weisen ein problematisches Trinkverhalten auf, das wären knapp 90.000 Kärntner. Als alkoholabhängig gelten rund fünf Prozent, das sind 28.000 Kärntner. Die Corona-Pandemie habe das Problem verschärft. Prettner: "Wir gehen davon aus, dass die Spitze noch nicht erreicht ist: Wie bei einer posttraumatischen Reaktion dürfte auch beim Alkohol-Konsum der tatsächliche Schub erst nach der Krise auftreten."

Es wird in der Corona-Zeit mehr getrunken

Dies bestätigt Renate Clemens-Marinschek, Leiterin der Klinik de La Tour. Im ersten Lockdown sei der Alkohol-Konsum wegen geschlossener Bars und abgesagter Events zurückgegangen. Doch je länger die Pandemie andauert, desto mehr wird wieder getrunken – und das vor allem alleine daheim. "Mindestens ein Drittel der Menschen konsumieren aktuell mehr Alkohol als vor der Pandemie", sagt Clemens-Marinschek. Die Ursachen seien Langeweile, die Zunahme von Angstgefühlen, Sorgen um die Existenz und Stress. Clemens-Marinschek prognostiziert, dass mit der Öffnung der Lokale der Alkohol-Konsum weiter steigen wird.

Häufigere Rückfälle

"Wir bemerken auch bei unseren Patienten, dass jene, die schon abstinent waren, häufiger Rückfälle zu verzeichnen sind." Gruppen-Angebote seien weggefallen. "Wir hoffen, die Alkohol-Gruppen bald wieder hochfahren zu können. Wir werden viel damit zu tun haben, Menschen, die sich bereits in Alkohol-Gruppen befunden haben und die während der Corona-Krise wieder zum Trinken begonnen haben, in die Gruppen zurückzuführen. Sie schämen sich oft, dass sie rückfällig geworden sind." Das müsse aber keinesfalls sein. Clemens-Marinschek und ihr Team wollen eine Offensive starten, um diese Menschen wieder zu erreichen.

Was ist risikoarmer Konsum?

Doch wie viel Alkohol ist zu viel? Kriechbaum-Wladika weiß: "Eine gesunde Menge an Alkohol gibt es nicht, es gibt nur risikoarmen Konsum." Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt: mindestens zwei alkoholfreie Tage in der Woche und mehrmals im Jahr zwei alkoholfreie Wochen am Stück. "Laut WHO wird Frauen ein Achtel Wein bzw. ein kleines Bier pro Tag zugesprochen. Bei Männern ist es ein Viertel Wein oder ein großes Bier." Ihr Tipp: "Trinken Sie in einer Situation, in der Sie üblicherweise Alkohol trinken, ein alkoholfreies Getränk!"

In der Dialogwoche Alkohol wird es auch einen Themenschwerpunkt auf Radio Kärnten geben – mit täglichen Tipps von Experten und einem Schwerpunkt-Tag am 21. Mai.

Ambulante Angebote erweitern

In Kärnten gibt es ein dichtes Netz an Beratungs- und Therapiestellen. In allen Bezirken stehen ambulante Therapieangebote zur Verfügung, ein stationäres bietet die Klinik de La Tour. Doch man will, so Prettner, die Angebote erweitern. Sie berichtet über ein gescheitertes Projekt: "Das Projekt ,Alkohol.leben.können' würde es den Betroffenen ermöglichen, während der Therapie-Zeit ihrem Beruf weiter nachgehen zu können. Leider wurde uns dieses Projekt kurz vor dem Start abgedreht. Gescheitert ist es an der Kostenteilung zwischen Land, Pensionsversicherungsanstalt und Sozialversicherung." Sie werde allerdings am Projekt dranbleiben. "Ich werde bei der am 20./21. Mai stattfindenden Gesundhietsreferenten-Konferenz einen entsprechenden Antrag einbringen."

Österreichische Dialogwoche Alkohol:

Online: www.dialogwoche-alkohol.at

Es wird prognostiziert, dass nach der Pandemie der Alkoholkonsum noch weiter steigen wird. – Foto: Pixabay/Free-Photos
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