Steffen Geßner, Experts Group Übergabe-Consultants
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Steffen Geßner ist Sprecher der Experts Group Übergabe-Consultants, Im Interview mit advantage erklärt er, worauf es bei einer erfolgreichen Betriebsübergabe ankommt.
Steffen Geßner: Die Herausforderungen sind je nach Situation unterschiedlich. Bei der Weitergabe an Interne (Familienmitglieder, aber auch Mitarbeiter:innen) ist die Staffelübergabe und die Übernahme der vollen Verantwortung entscheidend. Dies ist ein Prozess, der häufig auch konfliktbeladen ist und viel Kommunikation bedarf. Bei externen Übergaben ist derzeit – auch bei wertvollen und zukunftsfitten Betrieben – die größte Herausforderung, geeignete und motivierte Übernehmer:innen zu finden.
Die drei wichtigsten Faktoren sind Zeit, Motivation und Finanzierung. Die Motivation – ein bestehendes Lebenswerk zu übernehmen und nach eigenem Gusto weiterzuentwickeln bringt andere Herausforderungen mit sich als eine Eröffnung auf „grüner Wiese“. Allerdings – und ich werde nicht müde dies zu betonen – ist die Chance auch ungleich höher, erfolgreich zu werden. Denn viele Fehler wurden bereits begangen und in vielen Fällen gelingt es so, vom Start weg Geld zu verdienen und erfolgreich zu sein. Ob die Betriebe dann langfristig bestehen, ist eine andere Geschichte. Jede Übernahme ist de facto eine Gründung und für deren langfristiges Bestehen gibt es viele Klippen zu umschiffen. Hier ist unternehmerisches Geschick, kaufmännische Umsetzungsstärke und vor allem Flexibilität im Umgang mit Veränderungen gefragt.
Steffen Geßner, Experts Group Übergabe-Consultants
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Viele kommen schlicht und ergreifend zu spät auf den Gedanken, ihre Übergabe zu organisieren. Wir gehen davon aus, dass für eine Übernahme fünf Jahre und davon zwei Jahre konkret zur Umsetzung notwendig sind. Im Rahmen der Beratungsfälle in Kärnten haben wir häufig die Situation, dass erst unmittelbar vor dem Pensionsantritt, manchmal auch erst viel später, die Nachfolge organisiert wird.
Leider erlebe ich auch immer wieder, dass – wie bei allen Gründungen – die Finanzierung nicht steht. Wichtig ist hier eine faire und zurückhaltende Gestaltung seitens der Übergebenden auf Basis belastbarer Werte (Substanz und Gewinn) sowie eine positive Bonität auf Seite der Übernehmenden.
Wir begleiten über das – relativ junge – Angebot der Wirtschaftskammer zwischen 50 und 100 Betriebe pro Jahr. Dadurch nimmt die Nachfrage stetig zu. Besonders freut mich, dass meine Kolleg:innen zunehmend auch für kurze Impulsvorträge durch einzelne Sparten angefragt werden.
Es wäre jetzt vermessen, einzelne Übergaben unserer Arbeit zuzuschreiben. Es kommt immer darauf an, dass alle Beteiligten eine erfolgreiche Fortführung anstreben. Mit einem Beispiel war ich 2024 auch auf der Bühne: „Mein Wertvolles“ in Möllbrücke. Hier hat eine Jungunternehmerin sehr erfolgreich ein bestehendes Café übernommen und entwickelt dieses stetig weiter – immer mit dem Ohr am Markt. Das gefällt mir besonders gut, weil die Voraussetzungen ideal genutzt wurden.