WIFI-Geschäftsführer Andreas Görgei. © WIFI Kärnten
Bildung
04.04.2022

Die Duale Ausbildung ebnet neue Wege

Der Fachkräfteengpass ist derzeit ein dominierendes Thema in der Wirtschaft – um dem entgegenzuwirken hat die Wirtschaftskammer Österreich die Duale Akademie ins Leben gerufen und eine Alternative zu FH und Universität geschaffen.

Der Anteil der Maturanten wird in den nächsten Jahren österreichweit noch weiter ansteigen, wie Prognosen der Statistik Austria zeigen. Maturanten sind in der Lehre mit 2,3 Prozent faktisch derzeit nicht vertreten. Um dem entgegenzusteuern, hat die Wirtschaftskammer Österreich für junge Menschen mit der Dualen Akademie eine attraktive Alternative zu FH und Universität geschaffen. Die neue Form der Dualen Ausbildung ist ausgerichtet an die Bedürfnisse der AHS Maturanten und auf den Arbeitsmarkt von morgen. Die Duale Akademie ist eine Bildungsinnovation der Wirtschaftskammer Österreich, die in einer engen Abstimmung zwischen der Wirtschaft und AHS-Schülern entwickelt wurde.

Neue Wege für die Zukunft

Diese Ausbildungsschiene ebnet speziell für AHS-Maturanten, die nicht sofort ein Studium anstreben, aber auch für Studierende ohne Studienabschluss oder Berufsumsteiger neue Wege in eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Damit wurde eine weitere Ausbildungsschiene für top qualifizierte Mitarbeiter der Zukunft geschaffen. „Modernste Berufsbilder, auf die der Arbeitsmarkt wartet, werden in einer Ausbildungsdauer von maximal drei Jahren State of the Art vermittelt. Zudem ist nach einem Jahr Berufspraxis nach Abschluss des DA Traineeprogrammes eine Zertifizierung zum wirtschaftlich anerkannten Abschluss „DA Professional“ möglich. Basis für die Ausbildung ist der jeweilige Lehrberuf mit einer, um ein Jahr verkürzten, Ausbildungszeit“, erklärt der WIFI-Geschäfts­führer Andreas Görgei.

Ausbildung in drei Teilen

Vier Berufe stehen in Kärnten in der Dualen Akademie der Wirtschaftskammer zur Verfügung: Mechatronik, Elektrotechnik, Speditionskauffrau/kaufmann und Applikationsentwicklung/Coding. Das Traineeprogramm der Dualen Akademie ist in drei Teile aufgeteilt. 70 Prozent der Ausbildung besteht aus dem betrieblichen Traineeprogramm. Dieses beinhaltet einen Ausbildungsvertrag mit DA-Partner-Unternehmen und ein Auslandspraktikum. 20 Prozent der Ausbildung besteht aus der Fachtheorie. In diesem Ausbildungsabschnitt werden in DA-Berufsschulkompetenzzentren, der Fachhochschule oder in Erwachsenenbildungseinrichtungen vertiefende Inhalte vermittelt. Zehn Prozent der Ausbildung besteht aus der Vermittlung von Zukunftskompetenzen, wie sozialen Kompetenzen, digitalen Kompetenzen und internationalen Kompetenzen.

Neue Lernformen

Die Duale Ausbildung bietet den Jugendlichen zahlreiche Vorteile, wie auch Görgei weiß: „Im Rahmen der Ausbildung werden neue Lernformen eingesetzt, es gibt eine hohe Praxisorientierung, die Inhalte werden kurz und kompakt vermittelt. Außerdem ist die Ausbildung inhaltlich, methodisch und didaktisch modern aufgebaut, es gibt einen Auslandsaufenthalt und zahl­reiche interessante Projekte. Auch die Ausbildung in einem attraktiven Partnerunternehmen ist den Auszubildenden sicher.“ Im Rahmen der Dualen Ausbildung wird des Weiteren ein gesamthafter Bildungsansatz verfolgt und es werden Fach- und Zukunftskompetenzen vermittelt.

Anteil der Maturanten steigt

Der Fachkräfteengpass ist derzeit ein großes Thema in der Wirtschaft und belastet viele Unternehmen zunehmend. Sehr viele Betriebe haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter mit Lehrabschlüssen zu finden. Auch ein Blick in die Statistik bestätigt dieses Problem. Laut einer aktuellen Prognose der Statistik Austria wird der Anteil der Maturanten in den nächsten Jahren österreichweit weiter ansteigen. Für den Zeitraum 2018 bis 2035 wird derzeit folgende Entwicklung vorausgesagt: Der Anteil der Maturanten wird bei den Burschen von derzeit 33 Prozent auf 43 Prozent steigen, bei den Mädchen wird ein Anstieg von derzeit 47 Prozent auf 59 Prozent prognostiziert. Die Matura stellt damit die häufigste Bildungswahl für die österreichischen Jugendlichen dar.

Massiver Fachkräftemangel

„Es gibt deshalb einen massiven Fachkräftemangel, weil viel zu wenig junge Menschen nicht im dualen System ausgebildet werden und immer mehr Jugendliche in den AHS und BHS sitzen. Leider kommt das Gros der benötigten Fachkräfte weder aus den Berufsbildenden Höheren Schulen noch aus den Fachhochschulen oder Universitäten“, erklärt Görgei. Die Lehre hatte lange Zeit ein schlechtes Image, die Matura wurde einer Lehre vorgezogen. Doch warum ist das so? „Der Mythos, dass eine akademische Ausbildung zu einem höheren und sicheren Lebenseinkommen führt, ist wohl die Hauptursache für dieses Image. Das eigene Elternhaus, mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und der allgegenwärtigen Projektion eigener Bildungsziele war und ist sehr häufig die Ursache für eine falsche Bildungswahl. Mittlerweile begreifen immer mehr Menschen, dass die duale Ausbildung den übrigen Ausbildungsformen vielfach überlegen ist“, so der WIFI-
Geschäftsführer.

Sofortige Einstieg in das Berufsleben

Denn, eine Lehre bietet viele Vorteile. Ein Vorteil ist mit Sicherheit, dass mit der Lehre ein sofortiger Einstieg in das Berufsleben möglich ist. Die Devise lautet: Praxis vom ersten Tag an! Alle weiteren Bildungswege bleiben weiter offen und man verdient sein eigenes Gehalt“, erklärt Görgei. Aber auch nach der Matura kann man sich immer noch dafür entscheiden, eine Lehre zu absolvieren. „Man erhält dann eine kompakte, praxisorientierte Ausbildung und bekommt die Chance auf einen attraktiven, zukunftssicheren Arbeitsplatz mit guten Aufstiegschancen. Die Duale Akademie bildet zukünftige Führungskräfte aus. Leider scheitern beinahe die Hälfte aller Studierenden an den österreichischen Hochschulen und Universitäten. Die Duale Akademie ist dazu eine attraktive Alternative“, führt Andreas Görgei aus.

Besonderheiten der Dualen Ausbildung

Berufsbilder: Auf die Zielgruppe abgestimmte Berufsbilder – mit verkürzter Lehrzeit.

Berufsschule: Eigene DA BS-Klassen mit eigenen Lehrplänen (Berücksichtigung der verkürzten Lehrzeit und der Vorbildung). Beschulung im eigenen Bundesland oder Mitbeschulung in anderen Bundesland möglich.

Zukunftskompetenzen: Ergänzende Bildungsangebote im Rahmen der zu vermittelnden Zukunftskompetenzen (soziale, digitale und internationale Kompetenzen) gefördert über lehre.fördern.

International: Verpflichtender mindestens einwöchiger Auslandsaufenthalt.

Mentoring: Betrieblicher Mentor, Ansprechpartner für den Trainee während der Ausbildungszeit.

Zukunftsprojekt: Zukunftsprojekt mit selbst gewählter Aufgabenstellung.

Schlagwörter