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Umwelt
18.03.2024

Die Erde von oben betrachtet

Petra Miletich ist als Junior Researcherin im Bereich Fernerkundung und Geoinformation am Institut für Digitale Technologien bei JOANNEUM RESEARCH im Einsatz.

advantage: Wie war ihr persönlicher Werdegang und warum haben Sie einen Berufsweg in der Forschung eingeschlagen?

Petra Miletich: Nach der AHS Matura entschied ich mich für das Studium der Geographie. Hier entdeckte ich schnell meine Begeisterung für die technischen Anwendungen der Geographie, weshalb ich mich zu einem Masterstudium im Bereich Geospatial Technologies entschloss, welches ein breites Spektrum an Inhalten bot und mir einen umfassenden Einblick in die technischen Anwendungsfelder der Geographie ermöglichte. Während meines Master-Studiengangs konnte ich als Praktikantin bei JOANNEUM RESEARCH meine ersten Erfahrungen im Forschungsbereich sammeln und habe mich entschlossen, auch meine Masterarbeit bei JOANNEUM RESEARCH zu schreiben. Danach bin ich im Unternehmen geblieben, um weiter an umweltrelevanten Themen zu forschen.

An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit?

Zurzeit arbeite ich an verschiedenen Projekten, in denen wir Lösungen und Produkte für die Überwachung verschiedener Formen der Erdoberfläche entwickeln. Damit sind wir in der Lage, Antworten auf umweltrelevante Fragen in den Bereichen Umweltschutz, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit sowie Forstwirtschaft zu geben. Zu diesem Zweck werden unterschiedliche Fernerkundungssensoren, wie z. B. Satellitenbilder, eingesetzt und miteinander kombiniert. Mit Hilfe von Satellitenbildern ist die Erfassung der Oberflächenbedeckung der Erde und damit die Identifizierung und Kartierung der Lebensräume verschiedener Tier- und Pflanzenarten möglich. Indem diese Daten analysiert werden, lassen sich Veränderungen der Landnutzung, der Vegetationsdichte und der Artenzusammensetzung erkennen und überwachen. Die Informationen, die durch die Analyse von Satellitendaten gewonnen werden, können helfen, Landnutzungsprojekte zu planen und zu überwachen, natürliche Ressourcen zu schützen und Ökosysteme zu erhalten.

Welche Motivation steht hinter dem Projekt „RestorEO“ und welche Erkenntnisse konnten bisher gewonnen werden?

Im Projekt „RestorEO“ wird in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt, der Universität Graz – Geographie und Raumforschung und der Firma E.C.O – Institut für Ökologie ein transparentes, auf Erdbeobachtung basierendes Monitoringsystem für Biodiversität und Ökosystemwiederherstellung entwickelt. Der Verlust der biologischen Vielfalt, von der wir alle abhängen, schreitet schneller voran als je zuvor. In der Biodiversitätsstrategie der EU für 2030 wurde als einer der zentralen Punkte festgelegt, einen EU-weiten Plan zu entwickeln, um die Natur wiederherzustellen. Die Mitgliedstaaten müssen künftig über die Maßnahmen, die Umsetzung und die Erreichung dieser rechtsverbindlichen EU-Ziele berichten. Dazu wird ein quantitatives und transparentes Monitoringsystem benötigt, das rechtlich anerkannt ist, verlässliche Informationen über den Zustand der biologischen Vielfalt liefert und in der Lage ist, die verantwortlichen öffentlichen Stellen bei der Erfüllung ihrer Monitoringaufgaben zu entlasten. RestorEO will diese Lücke schließen, indem bestehende Feldarbeiten mit Copernicus- und anderen Fernerkundungsdaten kombiniert werden. Ziel ist es, ein flächendeckendes und quantitatives Monitoring des Degradationsstatus bzw. der Integrität wichtiger Ökosysteme zu entwickeln.

Warum sind Frauen in MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)-Jobs aus Ihrer Sicht noch immer in der Unterzahl?

Kulturelle Normen und gesellschaftliche Erwartungen haben einen großen Einfluss auf die Bildungs- und Berufswahl von Mädchen. Das Fehlen weiblicher Vorbilder in MINT-Berufen verstärkt dieses Problem, da Mädchen oft Schwierigkeiten haben, sich selbst in solchen Feldern erfolgreich vorzustellen. In der beruflichen Laufbahn können wahrgenommene Hürden, wie bsp. fehlende Unterstützung und mangelnde Chancengleichheit, Frauen davon abhalten, MINT-Karrieren zu verfolgen oder in diesen Branchen zu bleiben. Bestehende Initiativen, wie Universitätsbesuche zur Vorstellung von MINT-Studiengängen sind Schritte in die richtige Richtung. Auch bei JOANNEUM RESEARCH gibt es Initiativen zur Förderung von Frauen und auch bestehende Initiativen werden genutzt wie z. B. FEM-tech Praktika für Studentinnen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, das Interesse von Mädchen an MINT-Fächern zu wecken und den Weg für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung zu ebnen.

Wie kann es gelingen Mädchen und jungen Frauen Mut zu machen, ihre Stärken zu erkennen und diese im Berufsleben umzusetzen?

Durch Bildungsprogramme und Aufklärungskampagnen können Geschlechterklischees in Schulen und der Gesellschaft hinterfragt werden. Es ist wichtig, früh anzusetzen, um Mädchen zu ermutigen, ihre Interessen und Fähigkeiten ohne geschlechtsspezifische Einschränkungen zu entwickeln. Inspiration kann meiner Meinung nach auch durch die Sichtbarkeit erfolgreicher Frauen in MINT-Berufen erreicht werden. Sie zeigen jungen Frauen, dass auch sie erfolgreich sein können. In der beruflichen Laufbahn kann die Einführung flexibler Arbeitsmodelle dazu beitragen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und Frauen ermutigen, ihre beruflichen Ambitionen zu verfolgen.

„Es ist wichtig, früh anzusetzen, um Mädchen zu ermutigen, ihre Interessen und Fähigkeiten ohne geschlechtsspezifische Einschränkungen zu entwickeln.“

Petra Miletich

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