Michael Velmeden, Spartenobmann der Industrie in der Kärntner Wirtschaftskammer © WKK/Just
Wirtschaft
24.06.2021

Die Industrie holt wieder auf

Die Industrie hat die Zeit der Lockdowns recht gut überstanden. Nun geht es darum, zu wachsen und an die Zeit davor anzuschließen. Spartenobmann Michael Velmeden ist vorsichtig optimistisch. (Anzeige)

„Die Industrie hat das Privileg, in geordneten Verhältnissen zu arbeiten. Daher konnten die Mitarbeiter recht gut geschützt werden und die Sorge vor überbordenden Quarantänezeiten durch Erkrankte oder positiv Getestete war glücklicherweise vielfach unbegründet“, sagt der Obmann der Sparte Industrie in der Kärntner Wirtschaftskammer, Michael Velmeden.

Daher blicken die Unternehmer und mit ihnen ihr Obmann auch vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Zwei Drittel der Industriebetriebe melden laut Umfragen eine gute Geschäftslage, nur 20 Prozent der Befragten gaben eine schlechte Bewertung ab. Dabei wurden die vergangenen Monate je nach Branchen unterschiedlich bewältigt. Die Elektro- und Elektronikindustrie freut sich zu 89 Prozent über gute Geschäfte und profitiert vom Digitalisierungsschub. Die Metallindustrie hatte zu Beginn eine starke Phase, kämpft nun aber mit Problemen – mehr als die Hälfte registriert eine schlechte Ertragslage und ist auch mit der Entwicklung der Aufträge nicht zufrieden. Die ­Chemie ist gut durchgekommen.

Einen Boom erlebt hingegen die Holz­industrie, nur temporär waren Logistikprobleme zu verzeichnen. Innovative Technologien, Nachhaltigkeit und Internationalisierung setzten sich trotz Krise durch. Die Nachfrage nach Bauleistungen stieg nicht nur bei Tourismusbetrieben, die den verordneten Stillstand für Umbauten und Adaptierungen nutzten, sondern auch im privaten Hausbau enorm.

Die Situation für die Zulieferer der Autoindustrie war eine große Herausforderung, denn es wurden eine Zeit lang überhaupt keine Aufträge mehr vergeben. Die Lebensmittelindustrie präsentiert sich „durchwachsen“. Die Ausfälle in Gastronomie und Hotellerie waren deutlich spürbar. Sorgen macht den Branchen derzeit der Rohstoffmangel. Die Nachfrage nach Eisen und Nichteisenmetallen wie Kupfer, aber auch nach Kunststoffen, Holz und Elektronikkomponenten ist enorm gestiegen und die Transportmöglichkeiten haben noch lange nicht die ursprünglichen Kapazitäten erreicht. Da macht sich die Globalisierung der vernetzten Lieferketten bemerkbar. Die massiven Einschränkungen im Flugverkehr spielen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine große Rolle. Darüber hinaus hat China seine Produktionen schneller als erwartet hochgefahren.

Die Abhängigkeit unseres Kontinents ist mit einer Zahl schnell erklärt: Lediglich acht bis zehn Prozent der Elektronik werden in Europa erzeugt, der Großteil kommt aus Asien. Ähnliches gilt für medizinische Vorprodukte, hier steht Indien ganz vorn. Aufgrund dieser Parameter ist die Entwicklung des Marktes für viele Unternehmer nicht absehbar.

Facharbeiter dringend gebraucht

Was sich auch nach den Lockdowns nicht geändert hat, ist der Facharbeitermangel. „Eigentlich durchgehend in allen Branchen“, meint Velmeden. Rund 900 junge Leute machen derzeit eine Lehre in einem der Kärntner Industriebetriebe, doch nicht alle offenen Lehrstellen können besetzt werden.
Vieles wurde gegen den Facharbeitermangel bereits unternommen, vieles müsse noch getan werden, sagt der Spartenobmann. Die Lehrlingsmesse wurde auch im Lockdown nicht ausgesetzt, sondern virtuell abgehalten. Velmeden sieht die Aufgabe der Industrie auch darin, die Ausbildung zu unterstützen, Schulen mit modernstem Equipment au­szustatten. „Wenn wir gute Leute haben wollen, müssen wir die Voraussetzungen dafür schaffen“, meint er. So könne es nicht dem Zufall überlassen werden, ob Schülerinnen und Schüler die notwendige technische Ausrüstung vorfinden.

Um dem Braindrain entgegenzuwirken, bedarf es attraktiver Ausbildungsangebote im Land. „Wir müssen Exzellenz bieten, damit Studierende zu dieser speziellen Ausbildung hierherkommen und dann hier einen attraktiven Arbeitsplatz finden“, formuliert es der Spartenobmann. Lehre mit Matura und auch die Lehre nach der Matura sind für ihn ebenso die Entwicklung in die richtige Richtung wie die Aufwertung der Lehr- und Meisterabschlüsse, auf denen analog zur Matura ein Fachstudium aufgebaut werden kann.

Michael Velmeden, Spartenobmann der Industrie in der Kärntner Wirtschaftskammer © WKK/Just
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