© K. Oschounig/ Privat
Umwelt
06.01.2023

„Die Land- und Forstwirtschaft verdient mehr Anerkennung“

Die Motorsäge ist mittlerweile ihr Markenzeichen: Katharina Oschounig zählt zu den besten Forstarbeitern der Kärntner Landjugend. Im Interview spricht die 18-Jährige über ihren beeindruckenden Werdegang und ihre ambitionierten Ziele.

Die Villacherin ist Absolventin der Landwirtschaftlichen Fachschule (LFS) Stiegerhof, wo sie ihre Begeisterung für Holz sowie den Forst- und Waldsport entdeckt hat.

advantage: Du absolvierst eine Lehre zur Tischlerin. Warum hast du dieses Berufsbild ausgewählt?

Katharina Oschounig: Nach der vierten Klasse Gymnasium habe ich mich entschieden in die Landwirtschaftliche Fachschule (LFS) zu wechseln. Es war ein freiwilliger Weg, den ich eingeschlagen habe. Ich habe mir auch einige Lehrberufe angeschaut, war mir aber nicht sicher. Dann habe ich mich für eine Ausbildung am Stiegerhof entschieden und war begeistert. Durch den praxisorientierten Unterricht habe ich erkannt, dass mir die Holzverarbeitung Freude bereitet und so konnte ich schließlich auch eine gute Berufswahl treffen. Holz ist meine Leidenschaft. Ich möchte mich irgendwann selbstständig machen als Tischlerin in Verbindung mit der Forstwirtschaft.

Welche Fähigkeiten und Werte wurden dir im Rahmen deiner Ausbildung in der LFS vermittelt?

Am Stiegerhof steht das Miteinander im Vordergrund, der Unterricht ist fächerübergreifend, vieles wird verknüpft. Es wird auch viel Tradition gelehrt, Strukturen und Pflichtbewusstsein vermittelt. Aus meiner Sicht hast du mehr Wissen und Können, als viele nach der Matura. Das wird in der heutigen Gesellschaft oft vernachlässigt. Ich selbst bin nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen, aber es gibt Wurzeln in der Landwirtschaft seitens meiner Großeltern. Viele meiner Nachbarn sind in Forst- und Landwirtschaft tätig, da habe ich einiges mitbekommen, was mich interessiert hat.

Die Landwirtschaftlichen Fachschulen nehmen für mich eine wichtige Funktion wahr, was die Ausbildung von Handwerkern und Fachkräften betrifft, die das Unterkonstrukt unserer Gesellschaft am Leben halten. Die Zeit ist nicht einfach. Wenn es niemanden mehr gibt, der das Holz im Wald umschneidet, gibt es keinen Tisch mehr daheim. Dessen müssen wir uns bewusst sein.

Vor welchen Herausforderungen stehen Landwirte in unserer Gesellschaft?

Die Landwirtschaft ist oft nicht greifbar: Es steht enormes Wissen hinter einem Landwirt, das unterschätzen viele. Ein Landwirt muss technisches Know How haben, aber auch Buchhaltungskenntnisse. Bauern bekommen oft nicht die Anerkennung, die sie verdienen. Sie haben nie Feierabend.

Kettenwechsel, Fallkerb, Kombinationsschnitt und Geschicklichkeits-schneiden: Wie bist du zum Forst- und Waldsport gekommen?

An der LFS Stiegerhof hatte ich auch die Möglichkeit, den Motorsägenführerschein zu machen. Im Zuge dessen wurden wir Schüler gefragt, ein Team zu gründen, haben mit einem Betreuungslehrer trainiert und sind dann gemeinsam bei den Staatsmeisterschaften der Landjugend im Forst- und Waldsport am Litzlhof angetreten. Die Einzelwertung im Kombinationsschnitt bei den Damen konnte ich auf Anhieb gewinnen. Zudem erreichte ich den dritten Rang beim Kettenwechseln und in der Gesamtwertung der Mädchen. Im Juli ging es dann weiter zum Holz­straßenkirchtag nach St. Urban, wo unser Team ebenfalls Spitzenleistungen erzielen konnte. Amtierende und ehemalige ­Weltmeister waren mit dabei, die ganze Szene war vertreten. Im Team wurden wir Gesamtdritter, bei der Damen-Einzelwertung der Kärntner Landjugend wurde ich Zweite, in der Gesamtwertung Dritte – gegen eine ehemalige Weltmeisterin. Und ich habe mich qualifiziert für die kommenden Staatsmeisterschaften der Landjugend Österreich, die 2023 stattfindet. Schauen wir, wie es weiter geht. Mein Ziel ist es Weltmeisterin zu werden.

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