Simone Schmiedtbauer, Landesrätin für Land- und Forstwirtschaft Steiermark
„Die Wertschöpfungskette Holz wird an Bedeutung gewinnen“
40.000 Forstwirtinnen und Forstwirte sind in den steirischen Wäldern aktiv und liefern die Basis für eine Wirtschaftsleistung entlang der Wertschöpfungskette Holz von rund 12 Mrd. Euro allein in der Steiermark. Diese wird in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen, denn man will den nachwachsenden Rohstoff Holz ganz gezielt im Kampf gegen den Klimawandel einsetzen – sei es als Kohlenstoffspeicher in Holzhäusern oder Möbeln, als nachhaltiger Energielieferant in Form von Biomasse oder zur Entwicklung neuer holzbasierter Werkstoffe, wie Landesrätin Simone Schmiedtbauer im Interview mit advantage betont.
advantage: Was bedeutet für Sie nachhaltige Waldwirtschaft?
Simone Schmiedtbauer: Nachhaltige Waldbewirtschaftung zeichnet sich dadurch aus, dass weniger Holz entnommen wird, als nachwächst und dass die Forstwirt:innen in Generationen denken. Echte Nachhaltigkeit entsteht dann, wenn wir heute schon an die nächsten Generationen denken und sicherstellen, dass sie den Wald ebenso nutzen können, wie wir es tun. Da geht es auch um Fragen der Verjüngung der Bestände und die Klimawandelanpassung.
Wie geht’s dem Ökosystem Wald im Klimawandel?
Der Klimawandel bereitet dem Wald zunehmende Probleme und ist die größte Herausforderung für die heimischen Wälder. In der Steiermark setzen wir auf ein breites Maßnahmenbündel, um die Wälder zukunfts- und klimafit zu halten. Ein Projekt, auf das ich besonders stolz bin, ist die dynamische Waldtypisierung. Damit haben wir ein praktisches Online-Tool geschaffen, wo sich Forstwirt:innen maßgeschneiderte Handlungsempfehlungen für ihren Wald holen können. Basierend auf Lage, Klima, Niederschlag und anderen relevanten Faktoren bekommt man etwa Empfehlungen für die richtige Baumart für den eigenen Wald.
Welchen Beitrag kann der Holzbau für den Klimaschutz leisten?
Der Holzbau leistet einen unschätzbaren Beitrag zu unseren Bestrebungen nach mehr Nachhaltigkeit. Ich bin stolz, dass wir in der Steiermark mit einer Quote von rund einem Drittel Holzbau im gemeinnützigen Bereich, für den ich zuständig sein darf, zu den absoluten Spitzenreitern gehören. Denn Holz ersetzt nicht nur fossile Baustoffe, sondern speichert in jedem Kubikmeter Holz auch eine Tonne CO2 aus der Atmosphäre! Was sind derzeit die größten Herausforderungen für Waldbauern und Forstbetriebe? Die größte Herausforderung ist ganz sicher der Klimawandel mit all seinen Begleiterscheinungen – Stichwort Borkenkäfer. Eine weitere Herausforderung für die heimische Forstwirtschaft ist auch der zunehmende Regelungsdruck aus Brüssel. Bei uns ist die nachhaltige Waldbewirtschaftung gelebte Praxis. Viel Bürokratie braucht es bei uns also nicht. Ich habe mich als Europaabgeordnete immer gegen zu viele europaweite Vorgaben in der Forstwirtschaft ausgesprochen, denn man kann spanische oder portugiesische Wälder ganz einfach nicht mit österreichischen oder finnischen Wäldern vergleichen. Hier haben wir eine unglaubliche Vielfalt und das ist gut so. Hier braucht es eine Rückkehr zur Subsidiarität.
Sie sind selbst Landwirtin. Welche Bedeutung hat der Wald für Sie persönlich?
Eine Große! Ich bin leidenschaftliche Forstwirtin und Jägerin. Unser Wald ist für mich aber auch ein Kraftort. Wenn ich mit meiner Familie und meinen Hunden im Wald spazieren bin, dann tanke ich dabei Energie wie sonst kaum wo.
WISSENSWERT
Die Steiermark ist mit über einer Mio. Hektar Wald – das sind knapp 62 % der Landesfläche – das waldreichste Bundesland Österreichs.