Foto: WKK/Helge Bauer
Wirtschaft
17.10.2022

Die Zukunft der Kärntner Wirtschaft im Fokus

Beim 2. Kärntner Wirtschaftskonvent diskutierten Vertreter von Land Kärnten, IV und Wirtschaftskammer über die aktuelle Lage und Zukunft des Wirtschaftsstandorts.

Trotz Stagflationsgefahr, Ukrainekrieg und Klimawandel unterstrichen WKO-Präsident Mahrer, Wirtschaftslandesrat Schuschnig und WKK-Präsident Mandl die guten Zukunftsaussichten für Kärnten.

Wirtschaftsstandort mit vielfältigen Potenzialen

WKK-Präsident Jürgen Mandl begrüßte rund 400 Besucher aus allen Bereichen der Kärntner Wirtschaf und hob die Entschlossenheit und das Durchhaltevermögen hervor, mit dem Kärnten die vergangenen beiden Jahre hervorragend gemeistert hat: „Obwohl es einen Mangel gab an allen Ecken und Enden durch Lieferverzögerungen oder Personalmangel, haben wir bewiesen, wie gut wir sind. Und wenn wir heute jeden Tag hören, dass die Welt untergeht, werden wir auch das bewältigen!“ Die Koralmbahn, der vor der Umsetzung stehende Zollkorridor zwischen dem Hafen Triest und dem LCA Süd Fürnitz/Villach, ein Exportwachstum in den Nachbarmärkten von bis zu 80 Prozent sind für Mandl große Zukunftshoffnungen Kärnten. Intensiv widmete sich Mandl auch dem Thema Klimawandel: „Wir Unternehmer sind Teil der Lösung, nicht der Katastrophe!“

Die Energiepreise unter Kontrolle bringen

Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig ging ebenfalls auf die aktuelle Situation ein: „Noch nie in der jüngeren Vergangenheit waren die Zeiten so herausfordernd, waren der Wohlstand und der Standort so gefährdet.“ Er bemängelte die „Symptompolitik auf EU-Ebene“ und warnte eindringlich vor einer „falsch verstandenen Appeasement-Politik“, sonst drohe ein „wirtschaftspolitisches Multiorganversagen“. Seine Gegenstrategie präsentierte der Landesrat in fünf Punkten: Man müsse alles unternehmen, um die Energiepreise wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Energiewende müsse vorangetrieben werden mit einem klaren Bekenntnis zu regionalen Alternativen: „Unsere Unabhängigkeit steht auf dem Spiel!“ Beim Arbeitsmarkt sprach sich Schuschnig für eine zeitlich abgestufte Unterstützung aus: „Das Arbeitslosengeld ist kein Lebensmodell!“ Vervollständigt wird der Plan durch die Forderung nach Entwicklung neuer Infrastrukturen (beispielsweise bei Wasserstoff) und die optimale Umsetzung des „Jahrhundertprojekts Koralmbahn“.

Mehr politisches Leadership und Planung in Europa

WKO-Präsident Harald Mahrer schloss den Konvent mit einer durchaus selbstkritischen geopolitischen Einordnung. In wenigen Jahren würden 60 Prozent der Weltbevölkerung in Asien leben, in Europa neun. Es sei an der Zeit, zur Kenntnis zu nehmen, dass das westliche Verständnis von freier Gesellschaft, Wirtschaft und Demokratie nicht automatisch überall geteilt werde. Umso stärker würdigte Mahrer das hohe Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz in Europa, das auch ausstrahle: „Neun von zehn Wirtschaftsmissionen, die nach Österreich kommen, interessieren sich für nachhaltige, innovative Energie aus Wasser, Sonne und Wind, für Abfallvermeidung und -bearbeitung, für unsere zahllosen Bespiele der Kreislaufwirtschaft.“ Deshalb verlangte Mahrer auch „mehr politisches Leadership und Planung in Europa, auch in Österreich“: Man werde zehntausende neue Jobs schaffen müssen, um den Klimawandel auch umzusetzen. Sein Appell: „Niemand stellt sich gegen den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter, aber das muss halt auch mit Hausverstand gemacht werden.“ Sein Rat: Neue Wege gehen, zum Beispiel weg von der „not in my backyard“-Mentalität, wonach Alternativenergieprojekte unterstützt würden, solange man selber nicht betroffen sei.

Es braucht „Neue Wege“

Neue Wege braucht es laut Mahrer auch bei der Bewältigung einer weiteren bedenklichen Entwicklung, nämlich jener der Bevölkerungszahlen. Schon 2030 könnten in Kärnten nicht die schon bisher gefürchteten 35.000 Erwerbstätigen fehlen, sondern noch etwa 10.000 mehr. Mahrer: „Neue Wege heißt: Warum sollen Menschen, die das Pensionsalter erreicht haben, nicht zwei Jahre länger arbeiten, ohne Pensionsversicherungsbeiträge, und dabei schon einen Teil der Pension bekommen? Das ist finanziell attraktiv, da kommen substantielle Zahlen zusammen!“

Umweltprojekte gemeinsam realisieren

Umrahmt wurden die Statements von Paneldiskussionen, die Moderator Adolf Winkler mit interessanten Gästen führte. Für leise Unruhe im Publikum sorgte Agnes Zauner, die politische Geschäftsführerin von Global 2000, die unverhohlen von einer Redimensionierung der Wirtschaft aus Umwelt- und Klimaschutzgründen sprach. IV-Vizepräsident Otmar Petschnig beruhigte die Debatte und lud Zauner ein, gemeinsam mit der Industrie – „450 Betriebe in Kärnten, 40 Prozent der Wertschöpfung“ – Umweltprojekte zu realisieren. Wenn die Verwaltung es denn zuließe, brachte Professor Georg Eisenberger, Spezialist für öffentliches Wirtschaftsrecht, das Dilemma auf den Punkt: „Wir hatten gerade einen Fall, da musste ein Unternehmer der Behörde mittels Gutachten nachweisen, wie viele Regenwürmer in einem Kubikmeter Erdaushub sind. So wird das nichts werden mit der Energiewende.“

Schlagwörter