Social Entrepreneur­ship made in ­Wolfsberg: ­Konstantin ­Wiesenbauer und Christian Berger von Gratos. © Petra Plimon
Wirtschaft
03.10.2022

Digital fit im Alltag: Junge helfen jung Gebliebenen

Von der Schulbank in die Selbstständigkeit: Die beiden HTL-Wolfsberg-Absolventen Christian Berger und Konstantin Wiesenbauer lassen mit ihrem Start-up Gratos rund um eine generationenübergreifende Geschäftsidee aufhorchen.

Mit ihrem Netzwerk aus technikaffinen, jungen Menschen unterstützt das Lavanttaler Start-up Gratos die ältere Generation dabei den digitalen Alltag mit Handy, Laptop und Internet besser zu meistern. Warum das Interesse für unternehmerische Tätigkeiten seit ihrem 17. Lebensjahr ungebrochen groß ist und wie sie ihre Geschäftsidee gerade erfolgreich umsetzen, verraten Christian und Konstantin im Interview mit advantage.

advantage: Wie wurde die Idee geboren, ein generationen­übergreifendes Netzwerk für Technikschulungen aufzubauen?

Konstantin Wiesenbauer: Die Idee entstand nach einem „Fit am PC“-Tag an der HTL Wolfsberg, bei dem Senioren mit ihren Laptops und Handys zu uns in die Schule gekommen sind. Es stellte sich aber schnell heraus, dass viele der technischen Probleme schwer „mitzunehmen“ sind. Die Frau, die ich damals betreut habe, ­schilderte mir, dass sie zu Hause Schwierigkeiten mit ihrem WLAN hat. Gemeinsam mit Christian sind wir nach der Schule hingefahren und konnten den Fehler rasch beheben. Durch Mundpropaganda hat sich das Ganze dann in den darauffolgenden Wochen von selbst weiterentwickelt. Wir haben gemerkt, dass großer Bedarf da ist und wir helfen können. Und nicht nur wir, sondern im Endeffekt alle Schüler, die technische Schulen besuchen, weil sie über ein solides Grundwissen verfügen, das die ältere Generation in punkto Handy, Laptop oder Internet oft einfach nicht hat.

Wie ging es dann weiter bzw. wie verlief der Gründungsprozess von Gratos?

Christian Berger: Wir haben 2018 das „Moonshot Pirates Bootcamp“ gewonnen, eine Initiative für Jugendliche, um Unternehmergeist zu fördern. Dort konnten wir unsere Idee weiterentwickeln. Dann ging es zu den Staatsmeisterschaften der Austrian Skills im Bereich „Entrepreneurship – Unternehmerisches Denken und Handeln“. Wir waren als einziges Kärntner Team mit dabei und erreichten österreichweit den vierten Platz. Das brachte Puls 4 auf unsere Spur und wir wurden für „Zwei Minuten, Zwei Mentoren“ gecastet. Hotelier Erich Falkensteiner hat sich in der TV-Sendung entschieden, unser Mentor zu werden, was uns sehr gefreut hat.

Konstantin Wiesenbauer: Er stand uns mit Rat und Tat zur Seite und hat uns ­vorgeschlagen, dass wir uns spezielle Förder­programme anschauen sollen. Beim KWF sind wir gemeinsam fündig ge­­worden und haben einen umfangreichen, aber sehr spannenden Bewerbungsprozess durchlaufen.

Christian Berger: Schließlich haben wir dann die Zusage für eine „UiG! Förderung (Umsetzung innovativer Gründungsvorhaben)“ vom KWF erhalten. Diese in Österreich einzigartige Förderschiene zielt darauf ab, innovative und technologiebasierte Gründungsvorhaben über einem Zeitraum von neun Monaten weiterzuentwickeln. Zudem bekommen wir großartige Unterstützung seitens der Stadtgemeinde Wolfsberg. Die Geschäftsräumlichkeiten von Gratos befinden sich inzwischen in der Innenstadt, wir sind auch Teil einer Pop-Up Initiative.

Was erwartet die Kunden bei Gratos?

Christian Berger: Wir schicken nicht nur einen gut ausgebildeten Techniker, um ein Problem mit Handy, Laptop oder Internet effizient und schnell vor Ort zu lösen, sondern wir möchten unsere Kunden auch schulen, um technische Wissenslücken zu schließen.

Konstantin Wiesenbauer: Es ist uns ein Anliegen, den digitalen Alltag für unsere Kunden einfacher und leichter zu machen. Bisher ist uns das sehr gut gelungen, wir haben eine hohe Erfolgsquote.

Welche Erfahrungen gebt ihr jungen Menschen mit auf den Weg, die sich ebenfalls selbstständig machen möchten?

Christian Berger: Man braucht auf alle Fälle ein gesundes Maß an Naivität. Wir haben uns von Anfang an viel getraut. Das ist, glaube ich, einer der wichtigsten Punkte. Konstantin Wiesenbauer: Als HTL Schüler wurde ich öfters gefragt, was ich nach der Matura vorhabe. Ob ich lieber arbeiten gehen oder weiter studieren möchte? Und ich habe mir gedacht, da muss es ja noch etwas anderes geben. Ja, es hat mich irgendwie gereizt, nicht das zu machen, was jeder erwartet. Einfach etwas Neues auszuprobieren.

Wie kann man als Schüler im Netzwerk von Gratos tätig werden?

Christian Berger: Technikbegeisterte Schüler haben die Möglichkeit sich kostenlos und unverbindlich auf unserer Webseite anzumelden und werden dann persönlich kontaktiert. Wir bieten nicht nur eine tolle Zuverdienstmöglichkeit, sondern gleichzeitig ein Sprungbrett für junge Menschen, die Unternehmerluft schnuppern möchten, weil sie bei uns als „neue Selbstständige“ mitarbeiten.

Konstantin Wiesenbauer: Die Schüler, die sich bei uns bewerben, sind technisch meist auf einem hohen Niveau. Wir versuchen lediglich Kompetenzen zu vermitteln, damit sie fit im Umgang mit der älteren Generation sind. Wir sehen uns als Mittler zwischen den Generationen. Das ist wichtig, denn die eigentliche Schwierigkeit liegt nicht im fehlenden technischen Wissen, sondern in der Art und Weise, wie Sachlagen erklärt werden.

Technikschulungen mit Herz: Das Gratos-Netzwerk unterstützt die ältere Generation bei digitalen Wehwehchen. © Gratos

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