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Wirtschaft
21.11.2022

„Digitalisie­rung ist eine Querschnitts­materie”

Im advantage-Interview spricht Gaby Schaunig über Digitalisierungsprojekte in Kärnten und darüber, wie das Land digitale Initiativen finanziell unterstützt. 

advantage: Kärnten will sich seit Jahren verstärkt als Wirtschafts-, Forschungs- und Technologiestandort präsentieren. Ist das bisher gut gelungen?

Gaby Schaunig: Es gelingt, und zwar dank zweier zentraler Schwerpunkte in unserer Strategie: Innovation und Kooperation. Seit Jahren setzen wir auf bundeslandübergreifende Zusammenarbeit – vor allem, aber nicht nur, mit der Steiermark. So wird die Region Südösterreich europaweit bereits als einer der wichtigsten Standorte im Bereich Mikroelektronik wahrgenommen. Dafür sorgen erfolgreiche Unternehmen in beiden Bundesländern und die enge Kooperation in Wissenschaft, Forschung und Entwicklung durch Silicon Austria Labs, Joanneum Research, Wood K Plus, Lakeside Labs, AIRLabs, 5G Playground oder KI4LIFE. Für eine gute Vernetzung und Vermarktung sorgen höchst erfolgreich die bundeslandübergreifenden Plattformen Silicon Alps Clusters und Green Tech Valley. Gemeinsam mit der Steiermark erreichen wir dadurch gerade in den Zukunftsfeldern Mikroelektronik und Green Technologies eine kritische Masse und damit internationale Sichtbarkeit. Durch den Koralmtunnel wird der Wirtschaftsraum Süd noch einmal einen gewaltigen Schub erfahren.

Mit dem neuen Ballungsraum Graz- Klagenfurt entsteht der zweitgrößte Ballungsraum in Österreich mit 1,1 Millionen Einwohnern. Auch das Standortmarketing Kärnten kooperiert mit dem Standortmarketing Steiermark, um beispielsweise Fachkräfte, die in beiden Bundesländern gebraucht werden, auch international anzuwerben. Kärnten und die Steiermark können Fachkräften nicht nur attraktive Ausbildungs-und Arbeitsplätze, sondern auch eine hohe Lebensqualität bieten. Diese Vorteile muss man nutzen, um etwa gemeinsame Kampagnen auf internationaler Ebene umzusetzen.

Welche Projekte laufen derzeit bzw. starten heuer in puncto Digitalisierung, an denen das Land beteiligt ist?

Kärnten ist es gelungen, gleich zweimal bei der bundesweiten Ausschreibung für Digital Innovation Hubs zu punkten. Auch hier lautete das Erfolgsgeheimnis Kooperation. Der Digital Innovation Hub Süd (DIH-SÜD) wurde von den Bundesländern Kärnten und Steiermark gegründet und ist ein Netzwerk, das Klein- und ­Mittelbetriebe bei der digitalen Trans­formation mit Expertise, Vernetzung und Infrastruktur unterstützt. Der zweite Hub mit Kärntner Beteiligung ist der Digital Innovation Hub Innovate (DIH-Innovate), der sich auf Landwirtschaft, Holzwirtschaft, Forstwirtschaft und Energiewirtschaft als wichtige Zukunftsbranchen im Kampf gegen den Klimawandel fokussiert. Kärntner Partner des DIH-Innovate sind das Holzforschungszentrum Wood K Plus, die Alpen Adria Universität und das Land Kärnten. Die Holzwirtschaft und die Energiewirtschaft zählen neben der Mikroelektronik zu den absoluten Stärkefeldern Kärntens. Besonders grüne Energien, Smart Materials und Holzverarbeitung sind starke Wachstumsbereiche.

Wie viel Geld nimmt das Land zukünftig jährlich für digitale Initiativen in die Hand? Wird es bei Förderungen einen Digitalisierungsschwerpunkt geben?

Digitalisierung ist eine Querschnittsmaterie. Es gibt keinen Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsbereich, der von der Digitalisierung nicht betroffen ist. Deswegen gibt es auch kein eigenes „Digitalisierungsressort“ mit eigenem Budget, sondern es werden in allen Bereichen Digitalisierungsschritte angeschoben, ermöglicht, gefördert. Die wichtigste Grundlage für Digitalisierung in allen Regionen des Landes ist selbstverständlich die entsprechende Infrastruktur. Kärnten setzt dabei voll auf Glasfaser. Glasfaser ist nicht nur das schnellste Übertragungsmedium der Welt, sondern bietet auch ausreichend Spielraum für künftige Technologiesprünge. Nach detaillierten Planungen und Vorbereitungen setzt unsere Breitbandinitiative Kärnten (BIK) gemeinsam mit Partnern aus der Privatwirtschaft aktuell und in den kommenden Jahren riesige Ausbauvorhaben in ganz Kärnten um. Derzeit werden die Groß­region Görtschitztal, die Gemeinde Lavamünd sowie das Drau- und Gailtal mit Glasfaser erschlossen. In insgesamt 23 Gemeinden können so knapp 26.000 Haushalte erreicht werden.

84 Millionen Euro fließen insgesamt in diese Ausbauprojekte – davon 17 Millionen Euro vom Land, 30 Millionen Euro vom Bund und 37 Millionen Euro von privaten Partnern. Parallel bereiten wir bereits den Großausbau in 40 weiteren Gemeinden vor: erst vor wenigen Wochen hat die Breitbandinitiative Kärnten den Zuschlag von 96,5 Millionen aus der zweiten Breitbandmilliarde des Bundes erhalten. Damit sollen bis zu 63.000 Endkunden erreicht werden. Landesseitig sollen für die künftigen Ausbauprojekte in den nächsten Jahren ebenfalls bis zu maximal 140 Millionen Euro an Eigenkapitalzuschüssen für die BIK investiert werden. Dies ist nur ein Beispiel, zeigt aber doch sehr eindrücklich, wie viel Geld die Landesregierung bereit ist in die Hand zu nehmen, um Kärnten nachhaltig zukunftsfit zu machen. Andere Beispiele sind etwa die Digitalisierungsförderungen über den Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds, die Finanzierung der oben genannten Digital Innovation Hubs, die Finanzierung der außeruniversitären Forschungseinrichtungen (rund 20 Millionen Euro/Jahr), in denen Technologien entwickelt werden, die für die künftigen Digitalisierungsschritte essenziell sind, usw.

Corona hat die Digitalisierung quasi angeschoben: Woran haben Sie persönlich das bemerkt?

Ganz persönlich ist es mir wie vielen Arbeitnehmern ergangen: Ich habe erstmals in größerem Umfang im Home Office gearbeitet und mich verstärkt in Videokonferenzen und Online-Meetings ausgetauscht. Das ist aber eigentlich nur eine erweiterte Nutzung von digitalen Medien und keine Digitalisierung im tatsächlichen Sinn. Digitalisierung bedeutet ja einerseits Umwandlung von analogen in digitale Prozesse und andererseits Vernetzung. Meine Aufgabe sehe ich darin, diese Umwandlungs- und Vernetzungsprozesse zu ermöglichen, mit dem Einsatz von Landesmitteln strategische Richtungen vorzugeben und mit der Förderung von Weiterbildung und Qualifizierung die Kärntner bestmöglich darauf vorzubereiten.

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