„Man darf nicht jammern, dass es keine Facharbeiter:innen gibt, wenn man selbst nicht bereit ist, diese auszubilden.“
Duale Akademie als Ausbildungsalternative
Mit rund 8.600 Mitarbeiter:innen und 180 firmeneigenen Standorten zählt Gebrüder Weiss zu den weltweit führenden Full-Service-Logistikern. Facharbeiter:innen sind – wie in fast allen Branchen – kaum zu finden. Um den Bedarf für die Zukunft zu decken, werden daher auch in Maria Saal regelmäßig Lehrstellen im Bereich Spedition, Betriebslogistik und IT-Systemadministration ausgeschrieben. Mit dem AHS-Maturanten Johannes Stefitz wurde vor zwei Jahren erstmalig in Kärnten ein Trainee über das Ausbildungsprogramm der Dualen Akademie (D.A.) eingestellt. Aktuell hat er das erste Teilziel – die Lehrabschlussprüfung (LAP) zum Speditionskaufmann – erfolgreich gemeistert.
Der Ausbildungsweg
Im Rahmen des Traineeprogrammes galt es für Johannes Stefitz ein betriebliches Ausbildungsprogramm mit einer hohen Praxisorientierung zu absolvieren. Ergänzend dazu wurde theoretisches Wissen im Rahmen der D.A. Berufsschulklasse in Salzburg vermittelt. Ein Teil der Ausbildung – die Zukunftskompetenzen sozial, digital und international – fand am WIFI Oberösterreich statt. Dazu kam noch eine Woche firmeninternes Auslandspraktikum in der Niederlassung Ljubljana. Die auf zwei Jahre verkürzte Ausbildungsdauer endete im Juli 2024 mit der bestandenen LAP. Zudem konnte Johannes im Herbst 2024 beim Landeslehrlingswettbewerb Spedition & Logistik in Kärnten mit dem zweiten Platz überzeugen. Nun gilt es noch eine Abschlussarbeit zu verfassen. Nach einem Jahr Berufspraxis möchte der junge Kärntner freiwillig eine weitere Prüfung ablegen und sich zum D.A. Professional zertifizieren lassen.
Chance für junge Talente
Das Resümee der Personalverantwortlichen Regina Hörner zur neuen Ausbildungsmöglichkeit ist äußerst positiv. Sie sieht diese als Chance, AHS-Absolvent:innen ohne kaufmännische Ausbildung für die freien Lehrstellen zu begeistern – und das auch dank besserer Entlohnung, als es die Lehrlingsentschädigung ausmachen würde. Noch etwas schwierig waren organisatorische Abläufe wie z. B. die Schulungsplanung, da die Ausbildung von Johannes Stefitz im Zuge der D.A. als Kärntner „Pilotprojekt“ anzusehen war und es noch keine eingespielten Abläufe gab. Für den Trainee selbst war die Ausbildungswahl „nach der AHS-Matura so ziemlich das Beste, was man machen kann, wenn man nicht studieren will.“ Die schnelle Rückmeldung des Betriebes auf seine Bewerbung hat auch eine Rolle bei der Entscheidung gespielt. „Von den ca. 20 Betrieben, bei denen ich mich beworben habe, haben viele bis heute nicht geantwortet“, wundert sich der Neo-Speditionskaufmann noch heute.
Viel Interesse – keine Bewerbungen
Verwundert zeigt sich ebenso Regina Hörner – allerdings über die Tatsache, dass die relativ neue Ausbildungsvariante Duale Akademie kaum nachgefragt wird. Auch derzeit ist eine entsprechende Stelle bei Gebrüder Weiss in Maria Saal ausgeschrieben, für die es aktuell keine Bewerbungen gibt. Erstaunlich ist auch, dass es außer Johannes Stefitz bis dato nur noch einen einzigen weiteren D.A.-Trainee in Kärnten gibt, obwohl elf Lehrberufe über diese Schiene erlernt werden können. Im Rahmen von Infoveranstaltungen und Messen ist großes Interesse an dieser speziellen Ausbildungsmöglichkeit spürbar, Bewerbungen fehlen dennoch. Mehr Werbung von Seite der AHS-Lehrer:innen für das neue Modell könnte vermutlich Abhilfe schaffen.