Der Stiftshof Ossiach bildete den Rahmen für die Eröffnung des Carinthischen Sommers 2021. Foto: Ferdinand Neumüller
Leben
19.07.2021

Ein Jazz-Feuerwerk zur Eröffnung

Mit einem Jazzkonzert wurde der Carinthische Sommer 2021 am 14. Juli im Stiftshof Ossiach eröffnet. Dabei präsentierte Orjazztra Vienna unter der Leitung von Christian Muthspiel einen Überraschungssolisten – Intendant Holger Bleck griff selbst zur Klarinette. Der Schriftsteller Michael Köhlmeier hielt die Festrede zum Thema Täter-Opfer-Umkehr.

„Ich Narr“ ist das Motto der 53. Festspielsaison und umfasst die historische Figur des Narren vom Mittelalter bis heute. Die prophetische Dimension des Narren finde sich in vielen Kunstformen, so auch in der Musik, sagte der Intendant. Im heurigen Programm blitze es unter anderem in den Solosonaten Johann Sebastian Bachs in den Konzerten von Barbara Lüneburg und Christoph Stradner, in Beethovens Großer Fuge op. 133 im Konzert mit dem Artis Quartett oder in der Festivaleröffnung mit Orjazztra auf, erklärte Bleck. Dann tauschte er den Narrenstab gegen seine Klarinette und improvisierte mit der Big Band zu „Fly me to Jupiter“, komponiert von Christian Muthspiel.

Der Obmann des Vereins Carinthischer Sommer, Klemens Fheodoroff, begrüßte in diesem Jahr vor allen anderen das Publikum, das Karten kaufe, um einen entspannten Abend, Inspirierendes, ein Abenteuer oder ein Konzert als Kurzurlaub zu erleben, und sieht Kulturveranstaltungen auch als „Gegenmittel gegen die Überängstigung“.

Der Bürgermeister der Gemeinde Ossiach, Gernot Prinz, bezeichnete den Carinthischen Sommer als sehr bedeutend für Ossiach und wünschte dem Festival, dass es den visionären Geist, der ihm inne sei, und die Verbindung von Tradition und Innovation weitertrage. „Kultur is back“, freute sich der Villacher Bürgermeister Günther Albel. Live-Übertragungen können Live-Erlebnisse nicht ersetzen. Villach sei seit 1972 fixer Bestandteil des Carinthischen Sommers und „wir sind sehr stolz, dass er bei uns ist“, sagte Albel.

„Wer ist der Täter, wer ist das Opfer?“ fragte Michael Köhlmeier und präsentierte in seiner Festrede eine kleine Phänomenologie der Umkehr über die Jahrhunderte, von Homers Odyssee über das Christentum bis zur aktuellen Politik. So habe die zeitgenössische Täter-Opfer-Umkehr nicht mehr das Ziel, dass sich jemand selbst zum Opfer erkläre, um sich selbst von Untaten freizusprechen, die er begangen habe, sondern – präventiv – um sich selbst freizusprechen von allen Untaten, die er je begehen werde, sagte Köhlmeier.

Landeshauptmann Peter Kaiser fragte sich, ob eine liberale Demokratie nicht Narren brauche, die Kritik üben an gesellschaftlichen und politischen Strukturen, die mit klaren Worten und deutlichem Auftreten aufzeigen, was falsch laufe und verbesserungswürdig sei. „Wir brauchen Kritik und wir brauchen den kritischen Spiegel. Der Carinthische Sommer hat das erkannt und gilt hiermit für eröffnet“, schloss der Landeshauptmann.

Bis 29. August bietet der Carinthische Sommer weitere 23 Konzerte mit internationalen Künstler*innen aus verschiedenen Genres. Die nächsten Veranstaltungen sind der Tölzer Knabenchor (heute, 15. Juli), Des Lebens Karawane (16. Juli) und The New Austrian Sound of Music (17. Juli).

Mit der szenischen Uraufführung der Kirchen-Filmoper Jeanne d’Arc von Johannes Kalitzke in der Inszenierung von Kristine Tornquist erwartet das Publikum am 20. Juli ein neuerlicher Höhepunkt dieser Festivalsaison.

Intendant Holger Bleck als Solist bei der Eröffnung des Carinthischen Sommers 2021. Foto: Ferdinand Neumüller
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