Leben
14.04.2023

Ein neues Kapitel für die Graffiti-Kunst in Kärnten

Der Graffiti-Künstler Nino Weld aus Villach erzählt im Interview über seine Kunst, wie Passanten darauf reagieren und wie sich die Szene in Kärnten entwickelt.

advantage: Wie hast du angefangen, Graffiti zu machen?

Nino: Ich hab angefangen wie die meisten aus der Szene - mit Edding in der Schule während des Unterrichts rumgekritzelt. :-)

Was inspiriert dich bei der Gestaltung deiner Graffiti-Kunstwerke?

Meine Inspirationen sind weit gestreut. Von Comics über Brutalismus-Architektur bis zu verschiedenen Songs, inspirieren mich immer wieder neue Dinge zu meinen Bildern. 

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

„Artifizielle Organismen-Sammlung“

Wie hat sich deine Kunst im Laufe der Jahre entwickelt?

Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückblicke, mache ich mir mittlerweile weniger Sorgen um „das perfekte Bild“. Mittlerweile ist meine Linienführung weniger bedacht, dafür aber bestimmter - so haben sich auch meine Bilder sehr verändert.

Wie gehst du bei der Planung eines neuen Kunstwerks vor?

Ich bin gerne gut vorbereitet. Ich entwerfe analoge Skizzen am Papier - teilweise auch digital. So muss ich dann bei der tatsächlichen Arbeit nicht zu viel über den nächsten Schritt nachdenken. 

Wie wichtig ist es dir, eine Botschaft in deinen Werken zu vermitteln?

Manchmal bearbeite ich für mich selbst Themen, die ich dann mit sehr kryptischen Details in meine Bilder einbaue - damit will ich den Betrachter zum Nachdenken anregen. Ich sehe mich aber nicht als politischen oder aktivistischen Künstler, auch wenn ich in der Vergangenheit schon an vergleichbaren Konzepten mitgearbeitet habe.

Wie reagiert die lokale Gemeinschaft auf deine Arbeit?

Im Großen und Ganzen bekomme ich positive Reaktionen auf meine Arbeiten im öffentlichen Raum. Wenn mich Passanten beim arbeiten beobachten, werfen sie mir oft skeptische Blicke zu - die meisten strecken dann aber dennoch den Daumen nach oben.

Wie siehst du die Zukunft der Graffiti-Kunst in Villach und weltweit?

Ich sehe in Villach großes Potential für die österreichische urbane Kunstszene. Die Lage als Knotenpunkt lässt trotz der aktuell relativ kleinen Szene immer wieder Namenhafte Künstler aus der ganzen Welt in die Stadt kommen. 

So hatten wir beispielsweise 2022 schon szenebekannte Künstler aus Amerika und Deutschland zu Gast. Die immer bessere Einstellung gegenüber Graffiti und Streetart führt meiner Meinung nach im Moment zu einer Wiederauferstehung der Szene und daher stehen uns sicher noch sehr bunte Zeiten bevor.

Du eröffnest ja am 20. April deine eigene Graffiti & Streetart-Schule - was genau steckt dahinter und wie kann man dabei sein?

Am 20. April startet mein schon lange geplantes Projekt „WANDMALISMUS Graffiti und Streetart Academy“ mit dem ersten von insgesamt drei Semestern eines aufbauenden Lehrganges.

In diesem Semester werden Grundlagen sowie die Geschichte der Kunstform und Grundwissen (Fachausdrücke, „Regeln“ , Materiallehre, uvm. ) zur Thematik Graffiti und Streetart erklärt. In Freihandzeichenübungen lernen die Teilnehmer dynamische Linienführung sowie einfache Formenlehre. 

Nach gemeinsamer Künstlernamensfindung gehört gemeinsames Sketchen (Entwerfen von Buchstaben und Charakteren) zu jeder der Indoor-Einheiten. Während der drei Outdoor-Einheiten werden an legalen Graffiti-Flächen die Grundsprühtechniken besprochen und unter meiner Aufsicht gesprüht. 

Die Idee hinter dem Projekt ist es, meinen Teil dazu beizutragen, Villach auf die Graffiti- und Streetart-Karte der Welt zu bringen und so die Kunstszene in Kärnten anzukurbeln.

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