„Vor dem Geist des Menschen und seinen Begabungen ziehe ich meinen inneren Hut, so großartig ist das.“
Eindrucksvolle Lokmitfahrt entlang der Koralmbahn
Advantage konnte die Kärntner Koralmbahn gemeinsam mit Monsignore Emmanuel Longin aus der Führerstandperspektive erleben und hinter die Kulissen des Jahrhundertprojekts blicken.
„Mein Vater war Eisenbahner und hat nach dem Krieg die Streckenleitung mit aufgebaut. Da war ich als Kind natürlich auch sehr viel mit ihm unterwegs. Ich habe mir so sehr gewünscht einmal vorne zu sitzen“, erzählt Monsignore Emmanuel Longin. Die Lokmitfahrt markiert für den ehemaligen Militärdekan von Kärnten und Osttirol zweifelsohne die Erfüllung eines Kindheitstraums.
Neue Perspektiven
Es ist ein Mittwochmorgen im August – klare Sicht und Sonnenschein, besser könnten die Bedingungen für eine Lokmitfahrt wahrlich nicht sein. Gemeinsam mit Monsignore Emmanuel Longin nehmen wir im Führerstand des Cityjets Platz und dürfen Herbert Riedl über die Schulter schauen. Der Lavanttaler ist einer von rund 4.200 Triebfahrzeugführer:innen der ÖBB, die für den sicheren und pünktlichen Transport von Personen und Gütern auf Österreichs Schienen verantwortlich sind. Pünktlich um 9:01 verlassen wir mit der S3 den Klagenfurter Hauptbahnhof. Entlang der Kärntner Koralmbahnstrecke geht es in Richtung Wolfsberg. Die Fahrt ist geprägt von einzigartigen Eindrücken. „Für mich ist es genauso aufregend wie Flugzeug fliegen, vielleicht sogar schöner. Ich habe gern die Schienen unter mir“, freut sich Longin.
Modernste Technik
Gleichzeitig wird während der Fahrt sichtbar und spürbar, wieviel Technologie, Innovation und Know-How hier zum Einsatz kommt. Nicht nur, dass die Trasse inklusive Bleiburger Schleife und Lavanttalbahn – mit einer Oberleitung neu überspannt und somit komplett elektrifiziert wurde. Auch neueste Zugsicherungstechnik findet auf der Koralmbahn Anwendung, die für mehr Effizienz, noch mehr Sicherheit und eine bessere Zugsteuerung sorgen soll.
Die Strecke wurde ausschließlich mit ETCS-Level 2 (European Train Control System) und modernen Digitalisierungslösungen ausgerüstet. Optische Signale, wie sie sonst üblicherweise eingesetzt werden, sind nicht mehr anzutreffen. „Das System kontrolliert u. a. die Zuggeschwindigkeit, die Gleisbelegung sowie die Zugabstände. Es überwacht neben der Fahrtstrecke auch die Zugeigenschaften und die Einhaltung von Vorschriften. Die Daten werden kontinuierlich über ein digitales Mobilfunksystem (u. a. GSM-R) übertragen. Bei Bedarf kann das System den Zug automatisch abbremsen“, erklärt Triebfahrzeugführer Riedl. Und all das ermöglicht gleichzeitig auch kürzere Zugfolgen sowie einen insgesamt zuverlässigeren und sichereren Bahnverkehr.
„Für mich ist es genauso aufregend wie Flugzeug fliegen, vielleicht sogar schöner. Ich habe gern die Schienen unter mir.“
Spannender Lokalaugenschein
Schließlich erreichen wir den neuen Bahnhof St. Paul im Lavanttal, der seit Dezember 2023 als Mobilitätsdrehscheibe für die Region fungiert. Hier ist auch jede Menge Bahntechnik beheimatet – unter anderem ein eigener Service- und Instandhaltungsstützpunkt für die Koralmbahn inklusive Rettungszug. ÖBB Projektkoordinator Stefan Gram führt uns zur Infobox, die knapp über dem Westeingang des Tunnelportals errichtet wurde und interessante Einblicke rund um den Bau des Jahrhundertprojekts bietet. Mit einer Besichtigung der Lüftungszentrale des Granitztaltunnels und einem Abstecher zur Jauntalbrücke wird der spannende Lokalaugenschein abgerundet.
Mehr als beeindruckt zeigte sich Monsignore Longin über die vielen Hintergrundinformationen, die seitens den ÖBB vermittelt wurden - nicht nur über den Tunnelbau, sondern auch über die Infrastruktur der Bundesbahnen: „Wir steigen ein und es funktioniert. Und wir ärgern uns, wenn es einmal zu einer kleinen Verspätung kommt. Was für ein großer Betrieb und wie toll hier auch mit der Wirtschaft zusammengearbeitet wird welche Riesenprojekte hier geschaffen werden! Vor dem Geist des Menschen und seinen Begabungen ziehe ich meinen inneren Hut, so großartig ist das.“
Eine Strecke für Generationen: Gemeinsam mit Reinhard Wallner (ÖBB Regionalmanager und Sprecher der Kärntner Linien) und Stefan Gram (ÖBB Projektkoordinator) wurde die Kärntner Koralmbahn besichtigt. © advantage Media