Eine ungewöhnliche Freundschaft
Es geschah beim ersten Afterwork-Treff des Netzwerks Verantwortung zeigen!, den Iris Straßer organisierte, um ungewöhnliche Partner zum gegenseitigen Nutzen zusammenzubringen. Vertreter von Unternehmen und Sozialeinrichtungen wurden einander vorgestellt – und zwischen Casino Velden und Werkstätte Meierei der Diakonie de La Tour funkte es offensichtlich sofort. Nach ersten Annäherungsversuchen beim Bau eines Rastplatzes im Garten der Meierei wurde ein Wiedersehen im Advent vereinbart, das sich sofort zu einer von beiden Seiten geschätzten Tradition entwickelte. Jedes Jahr wird ein Termin vereinbart und nicht mehr daran gerüttelt. „Dieses Treffen hat absolute Priorität“, sagt Marketing & Sales Manager Hannes Markowitz. „Und es ist jedes Mal aufs Neue schön und bereichernd.“
Auch die KlientInnen der Werkstätte Meierei freuen sich jedes Jahr auf den Ausflug nach Velden. Gemeinsam besuchen sie den Adventmarkt und bummeln durch den Ort. Anschließend gibt’s die ebenfalls bereits traditionellen Sacherwürsteln. Und Kekse und Tee, schließlich ist Vorweihnachtszeit. „Es ist ein schöner Moment des Jahres, er wirkt voraus und zurück. Die KlientInnen freuen sich schon lang vorher darauf und reden danach noch lange darüber. Er strahlt positiv in den Alltag hinein“, erzählt Michael Puck, Teamleiter der Werkstätte Meierei. Für die Casino-Mitarbeiter ist es ebenso bereichernd. „In der Adventzeit haben wir Vollbetrieb und kriegen vom schönen Veldener Advent gar nichts mit. Der Besuch aus der Werkstätte Meierei bewirkt ein Innehalten, eine Auszeit vom Alltag und das gemeinsame Eintauchen in den Veldener Advent“, so Markowitz. „Am schönsten war es, als wir gar kein Programm vorbereitet hatten. Einfach nur zusammensitzen, Musik, Ruhe, Nähe und Zeit sich auszutauschen“, sagt Hermann Weissitsch, im Casino für den Bereich Guest Relations und Organisationsmanagement zuständig. Aus der langen Zeit gibt es so manche Anekdoten zu berichten und über die eine oder liebenswerte Eigenheit zu schmunzeln. So geht gar nichts, bevor „Haki“, einer der Klienten, nicht den perfekten Espresso hat. Der Marcel Vanic, Gastrochef im Casino weiß bereits Bescheid und gibt sich alle Mühe.
Neben dem Weihnachtsevent wird mindestens ein Projekt im Sommer, bei dem die Casino-Mitarbeiter ganz schön ins Schwitzen kommen, realisiert. Denn es geht darum, gemeinsam mit den KlientInnen etwas zu schaffen. Das erste war der bereits erwähnte Rastplatz. Im Laufe der Jahre wurde fleißig an der Verschönerung der Gartenanlagen gebaut. Kräuterbeete wurden angelegt, Sträucher und Bäume gepflanzt. So mancher Casino-Mitarbeiter kann dabei seiner heimlichen Heimwerker-Leidenschaft frönen und überrascht seine Kollegen dann mit erstaunlich professionellem Werkzeug. Die Teams arbeiten vermischt. Dabei lernt man, Rücksicht aufeinander zu nehmen,
zu erkennen, dass es unterschiedliche Geschwindigkeit gibt und es nicht darum geht, möglichst rasch fertig zu sein. In diesem Fall ist wirklich der Weg das Ziel. Ein Tag ist gelungen, wenn etwas geleistet wird und anschließend ausreichend Zeit zum Zusammensein bleibt. „Wenn wir sie brauchen, kommen sie zu uns“, sagt Klient Robert Anderwald. „Und wir freuen uns, wenn sie uns helfen.“ Die Adventtreffen genießt er sehr, ebenso wie Günther Oblak, der sich gern ans Spazieren durchs vorweihnachtliche Velden und an eine Kutschenfahrt erinnert, und natürlich die Sacherwürsteln.
Die Treffen sind ungezwungen und die KlientInnen sind in Velden jederzeit willkommen, wenn sie zwischendurch auf Besuch kommen. Die Meierei-Band „Meieryos“ hatte bereits einen Auftritt im Casino und präsentierte dort auch ihre CD. Puck schätzt die „Nähe trotz der Entfernung“ und die Kontinuität dieses Projekts. „Es ist nicht selbstverständlich in unserer schnelllebigen Zeit, dass so etwas auch über die Jahre weitergeht. Markowitz ist überzeugt, dass solche ungewöhnlichen Freundschaften auf Augenhöhe positive Auswirkungen auf die Unternehmenskultur, auf das Miteinander in einem Unternehmen haben. „Führung verändert sich, wenn man aus seinem Bereich heraustreten muss und andere Perspektiven kennenlernt“, sagt er und nennt als Beispiel die Produktphilosophie in der Küche. Zunehmende Partnerschaften mit regionalen Versorgern führt er auf die Engagementaktionen von Verantwortung zeigen! zurück.
„Das Geschenk für uns ist Langsamkeit und die Erdung. „Man wird aus dem Alltag herauskatapultiert und das führt zur Entschleunigung, sagt Weissitsch. „Wenn man sieht, wie Dinge in der Werkstätte Meierei gemeistert werden und wieviel Lebensfreude daraus entsteht, wird einem bewusst, dass die eigenen Probleme eigentlich keine sind.“ Solche Erfahrungen seien wichtig, um vom kopflastigen Agieren wegzukommen, seinen Instinkten und Gefühlen wieder mehr Raum zu geben und Toleranz zu üben. „Da ist man mit Herz dabei“, sagt Markowitz.
Diakonie de La Tour Werkstätte Meierei
Die Werkstätte Meierei der Diakonie de La Tour in Treffen ist eine Werkstätte, die Menschen mit Assistenzbedarf fähigkeitsorientierte Beschäftigung bietet. Ein multiprofessionelles Team arbeitet mit 36 KlientInnen. Das Angebot ist breit gefächert: Korbflechterei, Keramikwerkstatt, Filzen und künstlerisch orientierte Holzbildhauerei. Die selbst gefertigten Produkten werden vor Ort verkauft. In der Werkstätte Meierei selbst wird ein Kräuter- und Beerengarten betreut, die Klient*innen sind aber auch in Außenanlagen- und Objektbetreuung tätig. Ebenso vielfältig ist das Freizeitangebot mit Sport, Tanzcafé, Feiern und Festen im Jahreskreis sowie Ausflügen. Und die Werkstattband „Meieryos“ probt regelmäßig für ihre Auftritte.
Casino Velden
Das Casino Velden ist eine der zwölf Spielbanken der Casinos Austria AG. Es wurde 1950 eröffnet, 1989 ging der Neubau in Betrieb. Es bietet neben den klassischen Angeboten eines Spielcasinos auch einen Veranstaltungssaal, das Casineum und ein Haubenrestaurant, das auch für Veranstaltungen gebucht wird, einen Barbereich und ein Bistro. Das Casino ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Wörtherseegemeinde Velden. Die Casinos AG unterstützt Corporate Volunteering, im Jahr 2019 haben Mitarbeiter österreichweit in Summe rund 3.000 Stunden in gemeinnützige Projekte investiert.