Foto: Martin Steinthaler
Bildung
02.05.2022

„Eine Zukunft ohne Nachhaltigkeit kann es nicht geben“

Das Österreichische Umweltzeichen zertifiziert Schulen und Pädagogische Hochschulen, denen Bildungsqualität besonders am Herzen liegt. Auch drei Schulen aus Kärnten sind Träger des Österreichischen Umweltzeichens.

Die Schulen, die das Österreichische Umweltzeichen tragen, legen Wert auf hohes Umweltengagement und eine nachhaltige und soziale Schulentwicklung. Biologische, regionale Ernährung und Gesundheitsförderung sind weitere wichtige Kernthemen der Umweltzeichen-Schulen.

Nachhaltiger und grüner Strom

Stolzer Träger des Österreichischen Umweltzeichens ist unter anderem die HTL1 Klagenfurt. „Nachhaltigkeit, Gesundheit und Klimaschutz sind Teil unserer Schulphilosophie. Die Zertifizierung durch das Österreichische Umweltzeichen stellt für uns ein Gütesiegel dar, welches unsere Arbeit schnell und bundesweit sichtbar macht“, erklärt die Schule. Im Rahmen des Umweltzeichens wurden an der Schule in der vergangenen Jahren zahlreiche Projekte umgesetzt. Wesentliche Bestandteile der jüngsten Projekte stechen bereits von außen ins Auge: Große Teile des Schuldachs und der Fassade sind inzwischen mit hochmodernen Photovoltaik- Anlagen verkleidet. Mit einer Gesamtleistung von momentan 117 kWp und einer Eigenverbrauchsquote von 87 Prozent werden jährlich mehr als 140.000 kWh nachhaltiger und grüner Strom aus Sonnenergie gewonnen. Diese Zahlen werden sich in den nächsten Monaten noch einmal deutlich erhöhen, wenn weitere Anlagen in Betrieb gehen.

Speicherung nachhaltiger Energie

Das Projekt „GREENsChOOLENERGY“ widmet sich der Erforschung von urbanen Hotspots. Es handelt sich dabei um eine Kooperation mit mehreren Institutionen, darunter der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), den Stadtwerken und der Stadt Klagenfurt. Im Rahmen dieses dreijährigen Projekts wird die Südfassade des Schulgebäudes bepflanzt und mit einer vollautomatischen Bewässerungsanlage versehen, die Anzahl an PV-Modulen wird noch weiter aufgestockt und am Dach des Hauses wird der Wirkungsgrad von PV-Anlagen in städtischen Gebieten unter verschiedenen Bedingungen erforscht. Mit dem jüngsten Projekt „E3@school“ geht die HTL1 Lastenstraße noch einen Schritt weiter. Nicht nur die Gewinnung, sondern vor allem auch die Speicherung nachhaltiger Energie steht hier im Vordergrund. Diese Speicher dienen in weiterer Folge der an die Schule angrenzenden, öffentlich zugänglichen Schnellladestationen für E-Fahrzeuge. Damit liefert die HTL1 Lastenstraße nicht nur einen entscheidenden Beitrag zur „Smart City Strategie“ der Stadt Klagenfurt (Reduktion der Treibhausgase bis 2030 um 70%, bis 2040 um 90%), sondern auch zu den SDGs (Nachhaltigkeits-Entwicklungs-Ziele) der Vereinten Nationen. Im Rahmen des Projekts wird neben dem Ausbau der Ladestruktur auch eine eigene Monitoring- Software zum Last- und Energiemanagement entwickelt und erforscht.

Umweltfreundliche Zukunft

Der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende liegt in der Erforschung und im Ausbau der Speichertechnik. Strom aus Photovoltaik und Wind ist nicht immer verfügbar. „Daher braucht es die Möglichkeit, große Mengen an Strom dauerhaft zu speichern für jene Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint bzw. der Wind stillsteht. Mit dem Forschungs- und Infrastrukturprojekt „E3@school“ liefern wir hier einen entscheidenden Beitrag, der nebenbei auch zur Förderung der E-Mobilität in Klagenfurt führen wird“, erklärt der Direktor der HTL 1 Klagenfurt Michael Archer. Die Schule ist auch Teil mehrerer Initiativen im Sinne einer umweltfreundlichen Zukunft. Als Partner des größten österreichischen Netzwerks für Schule und Umwelt (ÖKOLOG- Programm), des EU-geförderten NEKTEO-Programms, des Projekts „Gesunde BMHS“ von BVA und GKK und als Träger des Zertifikats „Gesunde Schuljause“ des Landes Kärnten nimmt die HTL 1 Klagenfurt bereits an zahlreichen Initiativen für einen gesunden und nachhaltigen Schulbetrieb teil.

Kompetenzzentrum in Sachen Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz gehören zum erklärten Leitbild der HTL1 Lastenstraße. In den vergangenen Jahren hat sich die Schule zu einem Kompetenzzentrum in Sachen Nachhaltigkeit und Ökoenergie im süd-, ost- und westösterreichischen Raum entwickelt. Im Rahmen zahlreicher (Forschungs-)Projekte (siehe unten) werden Schüler der HTL1 an modernsten Gerätschaften geschult und nach hochaktuellen Lehrinhalten unterrichtet. Daneben versteht sich die HTL1 als Vorbild. Dies wird nicht zuletzt durch die große Menge an nachhaltigem Strom, der mittels PV- Anlagen gewonnen wird, deutlich. „Der Schutz der Umwelt und der Kampf gegen die vom Menschen beschleunigte Klimaerwärmung stellen zweifelsohne die wichtigsten Themen der Zukunft dar. Ein fundiertes Wissen und vor allem ein differenziertes Bewusstsein in diesen Bereichen ist ganz besonders für zukünftige Ingenieure ausgesprochen wichtig. Wer, wenn nicht jene, die am technischen Fortschritt der Zukunft mitarbeiten, benötigt eine fundierte Ausbildung? In diesem Sinne ist die HTL1 eine Institution, die sich ganz der Nachhaltigkeit und dem Klimaschutz verschrieben hat und diesen Geist auch an die nächsten Generationen herantragen will“, erklärt der Direktor.

Umweltrelevante Themen und Projekte

Auch die HBLA Pitzelstätten trägt das Österreichische Umweltzeichen. „Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz sind Themen die, abgesehen davon, dass sie in vielen Unterrichtsfächern von Bedeutung sind, bereits in unserem Schulalltag integriert sind. Richtige Mülltrennung, regionale und saisonale Produkte mit hohem Anteil aus biologischer Produktion oder auch die Verwendung von umweltfreundlichen Produkten, das sind für unsere Schüler keine Besonderheiten, sondern für uns alle ein fixer Bestandteil des Alltags. Wir haben auch ein Umweltteam, das sich aus Schülern aller Klassen, Lehrern, Sozialpädagogen und Mitarbeitern zusammensetzt“, erklärt Sandra Schmid, Koordinatorin des Umweltteams. In regelmäßigen Abständen werden Umweltsitzungen abgehalten, um neue umweltrelevante Themen und Projekte zu besprechen. „Das Umweltteam, die Sitzungsprotokolle und verschiedenen Aktivitäten werden auch auf unserer Homepage gezeigt, um auf diese wichtige Thematik aufmerksam zu machen.“

Sustainable Development Goals 2030

In den vergangenen Jahren wurden an der HBLA Pitzelstätten unterschiedliche Projekte innerhalb und außerhalb des Unterrichts zum Thema Umweltschutz organisiert. Im Rahmen des Unterrichtsgegenstandes „Projekt- und Qualitätsmanagement“ wird bereits seit mehreren Jahren ein Pitz-Tag durchgeführt. „Anfang Juni organisieren die 4. Jahrgänge für die anderen Schüler einen Stationenbetrieb mit viel Abwechslung. Neben sportlichen Challenges, landwirtschaftlichem Knowhow, Ernährung als Lebenswissen, Allgemeinwissen, Klima- und Umweltschutz und vielem mehr, werden auch umweltfreundliche Produkte herstellt. Jährlich variieren diese Stationen, um ständig aktuelle Themenbereiche einzubauen“, verrät Schmid. Heuer wird der Tag als Get Together Day stattfinden und es werden die Sustainable Development Goals 2030 im Fokus stehen.

Müllsammelaktion und Blumenwiese

„Die SDGs 2030 werden im Mai auch künstlerisch in unserem Schulgelände verewigt. Die Unterführung, welche die Schule mit der Landwirtschaft verbindet, wird mit Hilfe verschiedener Techniken mit unterschiedlichen Zielen der SDGs verschönert“, erklärt die Koordinatorin des Umweltteams. Innerhalb des Umweltteams werden aber auch noch zusätzliche Projekte durchgeführt. Angefangen bei den Pitz Second Hand-Tagen, an denen ein Kleiderflohmarkt stattfand, über regelmäßige Müllsammelaktionen bis hin zur Anfertigung von Insektenhäusern und dem Anlegen von Blumenwiesen.

Fehlinformationen klarstellen

Doch warum ist es so wichtig, gerade den jungen Menschen zu vermitteln, wie wichtig Klima- und Umweltschutz ist? „Jede Generation wurde bereits in gewisser Weise mit diesen Themen konfrontiert, aber aufgrund aktueller Situationen oder auch Initiativen wie Fridays for Future sind diese Themen bereits vermehrt in den Köpfen unserer Schüler verankert. Unsere Aufgabe als Schule ist es nun, die Fülle von Informationen, die sie bereits aus den unterschiedlichen Social-Media-Kanälen haben, zu sortieren, ihnen ihre Möglichkeiten aufzuzeigen, Fehlinformationen klarzustellen und ihnen zu zeigen, wie man auch mit kleinen Schritten nachhaltig etwas zum Klima- und Umweltschutz beitragen kann“, so Schmid.

„Wir leben Nachhaltigkeit“

Träger des Österreichischen Umweltzeichens ist ebenfalls die Fachberufsschule St. Veit an der Glan. „Wir kennen die Fragen der Zukunft nicht, aber eines wissen wir bestimmt: Eine Zukunft ohne Nachhaltigkeit kann es nicht geben. Daher leben wir Nachhaltigkeit. Als sichtbares Zeichen dafür führt unsere Schule mit Stolz das Österreichische Umweltzeichen als unabhängiges Gütesiegel für Umwelt und Qualität“, erklärt Helmut Birnbaumer, Ansprechpartner für den Zertifizierungsprozess mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Schulen an der Fachberufsschule St. Veit.

Nachhaltigkeit im Leitbild verankert

Bereits im Leitbild der Schule wurde die Nachhaltigkeit verankert. „Wir vermitteln neben Fachkompetenz auch personale, soziale und emotionale Kompetenzen sowie Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein“, so Birnbaumer. Je nach Beruf und Unterrichtsgegenstand, werden Nachhaltigkeitsthemen im Unterricht mit eingebunden, auch beim Einkauf von Geräten und Betriebsmitteln wird auf die Reparierbarkeit geachtet, Schulveranstaltungen werden ökologisch ausgerichtet und in der Kantine kommen vorwiegend regionale Produkte zum Einsatz.

Vorträge, Workshops, Unterrichtseinheiten

Eine Befragung der Initiative #ClimateOfChange, welche von Ende Oktober bis Mitte November 2020 in 23 Ländern stattfand und bei der knapp über 1.000 Jugendliche (15 bis 35 Jahren) aus Österreich teilgenommen haben hat gezeigt, dass sich die Jugendlichen für das Thema Klimaschutz interessieren. „Im Europavergleich liegen unsere Jugendlichen mit 57 Prozent im Spitzenfeld. Das Interesse am Klimaschutz und aktiv mitzuarbeiten sind zwei unterschiedliche Ansätze. Daher versuchen wir an der FBS St. Veit/Glan die Schüler mit Vorträgen, Workshops, Unterrichtseinheiten zu sensibilisieren. Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass auch mit kleinen Veränderungen für den Umweltschutz etwas getan werden kann. Unsere Hoffnung ist, dass das Erlernte aus der Schule mit in den Betrieb genommen wird.“

Zahlreiche Projekte umgesetzt

Auch an der Fachberufsschule St. Veit wurde in den letzten Jahren im Rahmen des Österreichischen Umweltzeichens einiges umgesetzt. „Wir führen monatliche Aufzeichnungen über den Einsatz von Strom, von Fern- bzw. Nahwärme die Ergebnisse werden sichtbar gemacht, diskutiert und Maßnahmen für das Folgejahr schriftlich festgehalten. Dadurch konnten bereits Stromfresser, wie die Warmwasserboiler, welche über den Sommer im Betrieb waren detektiert werden und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.“ Der schuleigene Kräutergarten wird ohne Einsatz von Mineraldünger, Torf, sowie torfhältigen Blumenerden betrieben, um nur einige der Projekte zu nennen.

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