Umwelt
18.01.2022

Einzigartige (Möbel-)Stücke aus recyceltem Plastik

Man kauft nichts Nachhaltiges, wenn es nicht auch schön ist. Die Kombination von Nachhaltigkeit und Design ist der USP des „Green-ups“ Trastic aus Villach.

Trastic – eine Kombination aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Gründer – Arno Trinkl und Wolfgang Rauter – und dem Englischen „plastic“ (Plastik) ist ein Villacher Start-up, das unserer Kategorie „Green-ups“ wahrlich gerecht wird. Trastic stellt nachhaltige Designmöbel und Accessoires aus zu 100 Prozent recyceltem Plastik her. Erst im Jänner 2020 wurde das Unternehmen gegründet.

Unterschiedlicher Hintergrund

Eigentlich sind Trinkl und Rauter seit Ewigkeiten beste Freunde. „Dass wir beruflich gemeinsame Wege gehen würden, hätten wir uns nie gedacht“, blickt Trinkl zurück. Denn der berufliche Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Rauter ist seit Kindheit an fasziniert vom Bauen, in der Fachschule für Tischlerei und später im Kolleg für Innenraum-Gestaltung erlernte er das Handwerk, war dann in einer Tischlerei 13 Jahre lang für Großprojekte zuständig. „Wolfgang ist der Mann der Praxis mit unglaublich guten Ideen, 100 Prozent der Designs stammen von ihm“, sagt Kollege Trinkl. Er selbst absolvierte die HTL Villach für Bautechnik und das Studium Umwelt- und Bioressourcen-Management an der BOKU Wien, war dann im Vertrieb tätig. Ihre unterschiedlichen Zugänge machen nun Trastic aus.

Nachhaltig und optisch ansprechend

Beide haben ihre Eigenheime umgebaut. Trinkl: „Irgendwann standen wir gemeinsam auf der Baustelle und fingen an, zu philosophieren: Beim Einrichten wäre es doch großartig, wenn es nicht nur super aussieht, sondern auch noch nachhaltig wäre.“ Es sollten tatsächlich nachhaltige Materialien sein. „Bei Edelhölzern für hochwertige Holz-Massivmöbel stammt selten etwas aus nachhaltiger Forstwirtschaft bzw. ist eine Rückverfolgung sehr schwierig.“

Transparenz ist das Ziel

Bei Trastic ist das anders. Die Rückverfolgbarkeit des Materials ist gut darstellbar. Trinkl und Rauter arbeiten ausschließlich mit regionalen Lieferanten wie beispielsweise Kruschitz Plastics in Unterkärnten zusammen. Verwendet wird Plastik aus dem Gelben Sack, Produktionsabfälle oder Ausschussware. Geliefert wird dieses als Granulat oder Flakes, daraus entstehen dann die Unikate. Es werden ausschließlich sortenreine Kunststoffe (vorwiegend Polyethylene, Polypropylene und PET) verwendet, um das entstandene Möbelstück oder Accessoire ebenso wieder recyceln zu können.

Diese Rückverfolgbarkeit – jedes Unikat erzählt seine eigene Geschichte – wird von den Kunden heute nachgefragt. In einem stylischen Weinständer verarbeiten die beiden leidenschaftlichen Wein-Liebhaber zum Beispiel 34 PET-Flaschen, bis zu 3.000 davon (samt Stöpsel) sind in einer großen Tischplatte enthalten, bis zu 9.000 Joghurtbecher in einer Platte des Designs „Snowflake“.

Tische als Top-Seller

Produziert werden die Designmöbel von den beiden selbst in der eigenen Werkstatt in Villach, größere Tischplatten ab 1,25 mal 1,25 Meter lassen sie derzeit noch in der Tischlerei Großegger, ebenso ein nachhaltiger Betrieb in Villach, fertigen. Die Tischlerei als Fertigungsstätte klingt vielleicht verwunderlich, doch Plastik lässt sich so bearbeiten wie Holz – mit denselben Maschinen, nur mit anderen Sägeblättern und Drehzahlen. Ziel ist, so Trinkl, alles selbst zu produzieren: „Wir wollen nun bald den Sprung auf größere Maschinen machen, um auch große Platten selbst zu fertigen.“

Apropos Material: Die Stücke aus recyceltem Plastik haben keineswegs einen „billigen“ Touch. Sie sind extrem stabil, haben viele Vorteile gegenüber anderen Werkstoffen (z. B. wasserfest) und sehen sehr modern aus. Der „Bestseller“ sind die „Trastic-Tische“, die in den Wohnungen und Häusern auch einen prominenten Platz erhalten. Trinkl: „Sie passen zu einer Ikea-Einrichtung genauso wie zum Massivholz-Interieur.“

Nachhaltigkeit liegt im Trend

Der Fokus des Start-ups liegt auf dem Direktvertrieb, zu den Hauptkunden zählen Gastronomie wie Hotellerie. Es gibt aber auch einen Webshop. Für Privatkunden wurden bereits individuelle Küchen-Verkleidungen, Bäder oder Schrankräume gefertigt. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Trastic will nun gesund wachsen und das Team Schritt für Schritt ausbauen. „Wichtig ist uns jetzt, die Marke Trastic bekannt zu machen – und was damit verbunden ist“, so Trinkl. Auch Aufklärungsarbeit ist zu einem großen Teil sein Job. Darüber, dass nicht das Plastik selbst schlecht ist, sondern unser Umgang damit. „Es ist ein Hochleistungsmaterial, man denke nur an die Medizin-Technik. Plastik zu reduzieren ist sicher ein Ansatz, aber komplett ohne geht nicht.“ Dass das Thema Nachhaltigkeit eines ist, das den Leuten immer stärker bewusst wird, bemerkt Trinkl stark. „Gerade die heute jüngeren Generationen fahren mittlerweile zu 100 Prozent auf diesem Zug!“

Zu Trastic

Pro Person fallen jährlich rund 42 Kilo Plastikmüll in Österreich an. Dies nutzt Trastic. Altplastik wird gesammelt, gewaschen, sortiert, zerkleinert und zu einem Unikat geformt (unter Hitze und Druck).

Für jede Platte werden über 35 Kilo recyceltes Plastik verwendet.

Die Trastic-Gründer: Arno Trinkl (links) und Wolfgang Rauter – Foto: Daniel Waschnig
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