Energiewende als Chance für die Bauwirtschaft
Der Kärntner Baugipfel, der seit mittlerweile zehn Jahren stattfindet, beschäftigte sich in seiner zweiten Ausgabe in diesem Jahr mit einem Blick in die Zukunft. Das halbjährliche Treffen von Politik, Verwaltung, und Vertretern der Kärntner Bauwirtschaft stand ganz im Zeichen des Investitionspotenzials durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Neben Ansprachen der teilnehmenden Politiker:innen referierten unter anderem Christiane Spiel und Klaus Pseiner vom Kärntner Forschungs- und Wissenschaftsrat über die Möglichkeiten und Entwicklungen speziell im Bereich des nachhaltigen, intelligenten Bauens. Anschließend an den offiziellen Teil wurde die Gelegenheit genutzt, Horst Anhell – einen der Gründungsväter dieses Treffens – für seine Leistungen zu ehren.
Neubau- und Sanierungsförderung
Als Initiatorin und Gastgeberin des Baugipfels fungierte LHStv.in Gaby Schaunig, die auf die angespannte Lage der Bauwirtschaft einging und den Teilnehmenden versicherte: „Wir können Krise.“ Als Reaktion auf die schwächelnde Konjunktur und die nachlassenden Privatinvestitionen hat sich die Koalition auf ein Budget mit besonders hohen Investitionen verständigt. „Wir haben uns zu einer sehr hohen Neuverschuldung durchgerungen – im Wissen, dass in Zeiten rückläufiger Investitionen von privater und unternehmerischer Seite die öffentliche Hand ihrer Verantwortung als Stütze der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts nachkommen muss.“ Allein im Bereich der Neubau- und Sanierungsförderung seien im kommenden Jahr 148 Millionen Euro vorgesehen.
Investitionen der öffentlichen Hand
Auch LHStv. Martin Gruber verwies auf die Bedeutung der öffentlichen Hand als Auftraggeber: „Im Bereich Straßen- und Tiefbau investieren wir kontinuierlich und konnten das Volumen für das kommende Jahr noch einmal steigern.“ Die Bauwirtschaft sei nicht nur als Konjunkturmotor, Arbeitgeber und in seiner Bedeutung für die Wertschöpfung zu betrachten, sondern auch als technischer Innovationstreiber. Die Branche sei aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert, welche nur in gemeinschaftlicher Anstrengung bewältigt werden könnten.
Landesrat Daniel Fellner betonte: „Wir sitzen alle im selben Boot.“ Daher sei es wichtig, gerade jetzt nicht zu verzagen, sondern sinnvolle Investitionen ganz bewusst zu setzen. Damit die Gemeinden dieser Aufgabe nachkommen können, nannte Fellner den Bildungsbau- und den Regionalfonds als wichtige Finanzierungsmittel. Darüber hinaus verwies er auf die intensive Bautätigkeit im Bereich des Hochwasserschutzes und der Wildbach- und Lawinenverbauung.
Kelag investiert 750 Mio Euro
Die Kelag als wichtige unternehmerische Investorin im Baubereich präsentierte beim Gipfel ihre aktuellen und künftigen Vorhaben. „Im Lauf der nächsten drei Jahre plant die Kelag Investitionen im Umfang von 750 Millionen Euro“, kündigte Vorstand Reinhard Draxler an. Er unterstrich dabei besonders die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien. Dies sei im Sinne der Energieunabhängigkeit, der Sicherheit und des Klimaschutzes von besonderer Dringlichkeit. Außerdem sei jede getätigte Investition gleichzeitig eine Investition in die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts. Daher fließen die Ausgaben speziell in den Bereichen Wasserkraft, Photovoltaik, Windkraft, Netzinfrastruktur und Glasfaser.
Von der Gesamtinvestitionssumme schlagen sich40 Prozent im Bereich der Bauwirtschaft nieder, wo zu 90 Prozent Firmen mit Sitz in Österreich beauftragt werden, wie Draxler betonte. In den kommenden zehn Jahren werde die Kelag rund drei Milliarden Euro in die Energiewende investieren. „Das bedeutet eine Verdreifachung der bisherigen Investitionssumme mit weitreichenden positiven Effekten für die regionale Wertschöpfung“, betonte der Kelag-Vorstand.
Chancen der Dekarbonisierung
Die Vorsitzende und der stellvertretende Vorsitzende des Kärntner Forschungs- und Wissenschaftsrats, Christiane Spiel und Klaus Pseiner, informierten die Teilnehmenden über die Tätigkeiten des Rats und die Möglichkeiten im Forschungsförderungsbereich. Pseiner verwies in seinem Vortrag auf die Chancen der Dekarbonisierung. Gerade aus diesem Bereich würden viele Impulse für die Bauwirtschaft entstehen, was sich auch in den Fördermöglichkeiten widerspiegelt. Daher legte Pseiner den Teilnehmenden nahe, die Programme der Bundesförderstellen zu nutzen. Der Forschungs- und Wissenschaftsrat bietet außerdem Unternehmen aktive Unterstützung bei der Projektentwicklung an.
Ehrung eines Gründungsvaters
Im Anschluss an den Baugipfel verliehen LHStv.in Gaby Schaunig, LHStv. Martin Gruber und LR Daniel Fellner das Ehrenzeichen des Landes Kärnten an Horst Anhell, Obmann des Güterverbands Transportbeton. Er ist einer der Gründungsväter des Kärntner Baugipfels und war federführend bei der Umsetzung gemeinschaftlicher Projekte, die nachhaltig zur Stabilisierung der Bauwirtschaft in Kärnten und der damit verbundenen Arbeitsplätze beigetragen haben.
„Horst Anhell hat nicht nur dazu beigetragen, dass der Kärntner Baugipfel zwischenzeitig zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution geworden ist, sondern hat darüber hinaus einen eigenen Indikator zur Beurteilung der konjunkturellen Frühindikatoren für die Bauwirtschaft entwickelt“, begründete Schaunig die Ehrung. Neben dem fachlichen Input und der fachlichen Kompetenz wurde mit dem Ehrenzeichen ganz besonders auch der persönliche Einsatz von Horst Anhell gewürdigt.