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Wirtschaft
07.09.2022

Energiekosten werden zur Existenzfrage

Die Sparte Gewerbe und Handwerk begrüßt die Maßnahmen der Stromdeckelung für Privathaushalte, appelliert aber gleichzeitig, auch für die kleinen und mittleren Betriebe eine Lösung zu schaffen.

Die kritische Energieversorgung und die hohe Inflation belasten die heimischen Unternehmer derzeit enorm. Gerade in den besonders energieintensiven Branchen, wie Lebensmittel, Textilreinigung, aber auch Kunststoff- oder Holz- und Metallverarbeitung werden die Energiekosten deshalb zur Existenzfrage. „Wir bekommen inzwischen beinahe täglich Information von Produktionsunternehmen, dass sie infolge der hohen Energiekosten, wenn Kunden einen Energiezuschlag nicht akzeptieren, Aufträge ablehnen oder diese verschieben müssen. Damit fehlt es an Arbeit für die Mitarbeiter und die Betriebe sehen sich gezwungen, ihre Angestellten in Kurzarbeit oder im Extremfall in die Arbeitslosigkeit zu schicken“, erklärt Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk.

Energiekosten fressen alles auf

Kronlechner führt weiter aus: „Ob über Heiz- oder Kühlkosten, über den Gas- und Strompreis für Produktionsanlagen oder via Spritpreis für den Transport – praktisch ist jeder Betrieb im Gewerbe und Handwerk von der Vervielfachung der Energiekosten unmittelbar betroffen.“ Die Preissteigerungen können laut Kronlechner nicht an die Kunden weitergegeben werden, da die Produkte und Dienstleistungen sonst unverkäuflich werden. „Selbst in den Branchen, in denen eine gute Auftragslage herrscht, bleibt am Ende kein Ertrag mehr übrig bzw. entstehen Verluste, da die Energiekosten alles auffressen“, schildert Kronlechner. Die Auftraggeber würden geplante Investitionen zurückstellen und neue Projekte gar nicht erst beginnen - eine Auftragslücke sei die Folge.

Existenzen stehen auf dem Spiel

Die Betriebe im Gewerbe und Handwerk waren und sind die Stütze der heimischen Wirtschaft. Die Kärntner Klein- und Mittelbetriebe beschäftigen mit über 65.000 Arbeitsplätzen die meisten Mitarbeitern. Zusätzlich werden aktuell über 3.000 Lehrlinge ausgebildet. In Anbetracht dieser großen Verantwortung appelliert Spartenobmann Kronlechner umso intensiver an die Regierung: „Die Politik darf unsere Unternehmen mit diesen enormen Kosten nicht alleine lassen. Tausende Existenzen stehen auf dem Spiel.“

Forderungen der Branche

Konkret fordert die Branche das Aussetzen der Merit-Order-Regel am 9. September in Brüssel und eine gesamteuropäische Lösung für die Entkoppelung des Strompreises vom Gaspreis. Damit sollen die massive Verzerrung und Volatilität bei der Ermittlung des Strompreises verhindert und eine nachvollziehbare Preisentwicklung sichergestellt werden. Des Weiteren müsse es eine Energiekostenbremse für KMU's, wie sie jetzt für Privathaushalte kommt, geben. Auch eine unbürokratische und praxisgerechte Ausgestaltung der Richtlinie zum Energiekostenzuschuss für energieintensive Betriebe wird gefordert. Der vorliegende Richtlinien-Entwurf schließt de facto KMU durch das first-come-first-serve-Prinzip, die zu geringe Dotierung und die zahlreichen einschränkenden und bürokratischen Bedingungen aus. Im Ergebnis wird kaum ein KMU eine Förderung aus dieser Maßnahme erhalten können, wenn die Bedingungen nicht grundlegend überarbeitet werden.

Maßnahmen unbedingt notwendig

Des Weiteren sei eine Übernahme des Verlustrücktrags in das Dauerrecht notwendig. Der Verlustrücktrag bewirkt eine Reduktion der Steuerlast bzw. eine Steuergutschrift für das Verlustjahr, verbessert die Liquidität und das Eigenkapital. Die Branche fordert auch die Wiedereinführung von staatlich besicherten Kreditgarantien. "Die Unternehmer manövrieren sich seit über zwei Jahren durch eine schwierige Zeit. Die Zuspitzung der Situation durch die Energiekrise ist alarmierend. Diese Maßnahmen sind unbedingt notwendig, um die Existenz der Betriebe und damit die Arbeits - und Ausbildungsplätze zu sichern, die regionale Versorgung der Konsumenten weiterhin zu gewährleisten und die Inflation nicht noch weiter anzuheizen“, hält Klaus Kronlechner abschließend fest.

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