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Wirtschaft
04.08.2024

Equal Pension Day macht auf Alters­armut aufmerk­sam

Am 6. August haben in Österreich Männer heuer bereits so viel Pension bezogen, wie Frauen erst bis zum Ende des Jahres bekommen haben werden.

Am 6. August ist Equal Pension Day - Österreichs Pensionisten haben mit diesem Tag im Schnitt gleich viel Pension bezogen, wie Österreichs Pensionistinnen bis zum Jahresende bekommen werden. Frauen beziehen aktuell noch immer um 40,1% weniger Pension. Das entspricht einem monatlichen Betrag von rund 920 EUR. Caritas Österreich nimmt diesen Tag zum Anlass, um die politischen Entscheidungsträger:innen erneut aufzufordern, eine Pension über der Armutsgefährdungsschwelle als schnell wirksame Maßnahme einzuführen. Die strukturelle Benachteiligung von Frauen müsse endlich ein Ende finden.

Frauen an der Grenze zur Alter­armut

„Frauen in der Pension sind in Österreich besonders armutsgefährdet. Sie sind strukturell über ihren gesamten Lebenslauf benachteiligt. Dass Frauen den Großteil der Care-Arbeit übernehmen, rächt sich vor allem in ihrer Pension: Sie haben österreichweit im Schnitt 920 EUR brutto weniger im Monat als Männer. Mindestpensionistinnen bewegen sich sogar unter der Armutsgefährdungsschwelle. Und 28% der alleinlebenden Frauen in Pension sind armutsgefährdet. Wir müssen endlich ins Tun zu kommen, strukturelle Benachteiligungen von Frauen beenden, Frauen echte Optionen bieten und sie besonders in ihrer Pension vor Armut schützen!“, fordert Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich anlässlich des Equal-Pension-Days.

Kaum Ver­besserungen

Welche Maßnahmen gegen Frauenarmut und für die Gleichstellung der Geschlechter wirksam sind, ist längst bekannt. Trotzdem verbessert sich die Situation für Frauen in Österreich äußerst schleppend. Oftmals fehlen echte Optionen, wie Job und Familie ohne erhebliche Nachteile unter einen Hut gebracht werden können.

„Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich der Equal-Pension-Gap um nur zwei Tage verbessert. Eine Annäherung um jährlich zwei Tage bedeutet, dass Frauen in Österreich erst in 73 Jahren eine gerechte, nämlich gleich hohe Pension wie Männer beziehen werden. Das können wir nicht hinnehmen!“

Anna Parr, Generalsekretärin Caritas Österreich

Strukturelle Diskriminierung beenden

Die Forderung der Caritas Österreich: Echte Gleichstellung und somit eine Armutsprävention durch strukturelle Veränderungen. „Im Kern muss die strukturelle Diskriminierung von Frauen beendet werden. Nur so können die Erwerbsbiographien von Frauen verändert werden, nur so kann Frauenarmut und konkret die Armutsgefährdung von Frauen in ihrer Pension wirklich bekämpft, nämlich verhindert werden. Care-Arbeit muss fair verteilt und honoriert werden, wir brauchen schnell mehr und kostenlose Kindergartenplätze und flexible Vollzeit-Modelle, zudem gerechte Entlohnung vor allem in den nach wie vor schlecht bezahlten, leider oft frauen-typischen Branchen und überhaupt gleichen Lohn für gleiche Arbeit“, konkretisiert Anna Parr.

Jährliche Pensions­anpassungen reichen nicht aus

Anna Parr kommentiert in diesem Zusammenhang auch die kürzlich angekündigte Erhöhung der Pensionen: „Eine Erhöhung der Pensionen um ca. 4,7% reicht nicht aus, um Altersarmut von Frauen nachhaltig zu bekämpfen. Auch wenn die Mindestpension (d.h. der Ausgleichszulagenrichtsatz) jetzt an die Inflation angepasst wird, bleibt noch immer eine klaffende Lücke zwischen Ausgleichszulage und Armutsgefährdungsschwelle von rund 200 EUR im Monat. Mit einer so niedrigen Mindestpension ist kein Leben ohne Armut möglich. Diese Situation hat sich durch die Jahre der Teuerung weiter verschärft.“

Anhebung der Ausgleichs­zulage

Akute Unterstützung für Mindestpensionistinnen könnte mit einer Anhebung der Ausgleichszulage erfolgen – und zwar auf die Höhe der Armutsgefährdungsschwelle. Von 200 EUR mehr profitieren rund 600.000 Haushalte, das sind mehr als 1,1 Mio. Personen. Zwei Drittel von ihnen sind Frauen oder Kinder. „Bis strukturelle Maßnahmen wirksam werden, ist ein armutsfester Sozialstaat unabdingbar. Mindestpensionistinnen brauchen jetzt echte Hilfe. Sie brauchen eine Ausgleichszahlung zu ihrer Mindestpension, die sie aus der Armutsgefährdung holt. Nimmt die Bundesregierung ihr Ziel, die Armut in dieser Legislaturperiode halbieren zu wollen, wirklich ernst, dann muss mit der Ausgleichszulage jede Pension über der Armutsgefährdungsschwelle liegen. Der Zeitpunkt dafür ist jetzt“, führt die Generalsekretärin der Caritas Österreich weiter aus.  

Unterstützungs­bedarf steigt signifikant

Wie groß die Not – gerade bei Frauen – auch in Österreich ist, wird in den Caritas-Einrichtungen in ganz Österreich leider nur zu oft gesehen. Allein in den Caritas-Sozialberatungsstellen war der Bedarf an Hilfe mit 50.000 Klient:innen im Jahr 2023 so hoch wie nie zuvor. 60% der Hilfesuchenden waren Frauen. Darunter immer mehr Mindestpensionistinnen, die ihre finanzielle Situation nicht mehr selbstständig verbessern können. Frauen, die ihr ganzes Leben gearbeitet, sich um ihre Kinder und Angehörigen gekümmert haben, und jetzt in der Pension jeden Cent zwei Mal umdrehen und um Hilfe anfragen oder sich bei Lebensmittelausgabestellen anstellen müssen.

WISSENSWERT:

Nicht überall in ist Österreich ist der Pensionsgap gleich hoch. Den ersten Platz im Negativranking nimmt laut ÖGB das Bundesland Vorarlberg ein, in dem Frauen um 46,9 Prozent weniger Pension erhalten. Am besten geht es den österreichischen Pensionistinnen in Wien – hier gibt es den vergleichsweise geringsten Abstand, der trotzdem noch 29 Prozent ausmacht.

In Kärnten erhalten Frauen durchschnittlich um 39,3 Prozent weniger Pension als Männer (alle Alterspensionen: 2.186 Euro bei Männern; 1.326 Euro bei Frauen). Damit fällt der „Equal Pension Day“ in Kärnten 2024 auf den 8. August.

In der Steiermark fiel dieser Tag sogar schon auf den 30. Juli. Das heißt: Frauen bekommen um rund 41,8 Prozent weniger Pension als Männer!

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