Credit: Wietersdorfer
Wirtschaft
18.11.2020

Erfolgreich ein Vorzeigewerk entwickelt

Alpacem nutzte eine Krise als Chance und entwickelte das Zementwerk in Wietersdorf innerhalb weniger Jahre zu einem Vorzeigewerk.

Das Werk Wietersdorf der zur Alpacem Gruppe gehörenden w&p Zement GmbH zählt heute zu den saubersten Zementwerken der Welt und trägt mit der Verwertung von Reststoffen sowie mit der Erzeugung von Energie zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft bei. Seine Produkte weisen in der Branche einen der kleinsten ökologischen Fußabdrücke weltweit auf. Aufgrund dieser Erfolge wurde das Unternehmen für den Trigos 2020 in der Kategorie „Vorbildliche Projekte“ nominiert.

Der Weg dorthin begann 2014, als das Werk als Verursacher einer Emission von Hexachlorbenzol (HCB) bekannt wurde. Betroffen von den erhöhten Grenzwerten in Boden und Luft waren vor allem die Bauern, die durch den Lieferstopp wirtschaftliche Schäden und einen Imageverlust erlitten. Seitens w&p und der Eigentümerfamilie wurden verschiedene Soforthilfemaßnahmen, wie zum Bespiel der Futtermittelaustausch gemeinsam mit dem Land Kärnten, unmittelbar nach dem Bekanntwerden der HCB Emission gesetzt. Trotz dieser raschen Übernahme von Verantwortung war das Vertrauen in das traditionsreiche Kärntner Unternehmen massiv geschädigt. Nach einem Reflexionsprozess war Eigentümern, Management und Mitarbeitern rasch klar, dass nur mutige Schritte, gepaart mit Offenheit und Transparenz, ein Weiterbestehen des Werks sichern würden. Dass der Weg in die Zukunft die Entwicklung des Wietersdorfer Werks zum „saubersten und nachhaltigsten Zementwerk weltweit“ sein musste. Das Unternehmen zeigte Verantwortung und investierte 25 Millionen Euro in unterschiedliche Maßnahmen, die als Projekt „Entwicklung der Zukunftsfähigkeit“ im Zeitraum Herbst 2014 bis 2019 umgesetzt wurden. Dieses Projekt ist mittlerweile Teil der Unternehmensstrategie und damit ein andauernder Prozess.

Zukunft sichern

„Die ökologische Verantwortung sichert auch die wirtschaftliche Zukunft des Werks, das stark in der Region verankert ist, in einem strukturschwachen Gebiet hochwertige Arbeitsplätze bietet und damit auch einen wertvollen Beitrag gegen die Landflucht liefert“, erklärt Alpacem-Geschäftsführer DI Lutz Weber. „Nur wenn wir Probleme offen ansprechen, haben wir auch die entsprechenden Chancen zur Weiterentwicklung.“

Verantwortung und Achtsamkeit bedeutet für ihn auch, nicht übereilt zu handeln, sondern abzuschätzen, was wichtig ist, und den Planungsprozessen ausreichend Zeit zu schenken, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es gelte, sich große Ziele zu setzen und nicht „halt ein bisserl besser zu werden“ und sich nicht von kurzfristigen Erfolgen leiten zu lassen. Das alles könne man nur gemeinsam schaffen, sagt Weber und meint damit alle im Unternehmen. Dazu müsse man den Menschen Zeit schenken und sie regelmäßig informieren, weil dem Bewusstsein jedes einzelnen große Bedeutung zukomme. Für jeden gelte: hinschauen, Veränderungen bemerken, die Auswirkungen seines Handelns bedenken und Verbesserungen vorschlagen.

Transparenz und Wissensweitergabe

Transparenz schafft Vertrauen. Daher wurde auch die Kommunikation nach außen deutlich verstärkt. Bis 2014 gab es einen Bürgerbeirat und sporadische Veranstaltungen für die Bevölkerung. Nun werden Anrainer, die lokale Politik – im permanenten, offenen Austausch mit den BürgermeisterInnen der Region – und Behörden regelmäßig informiert. Die Bevölkerung kann sich im Rahmen der Tage der offenen Tür ein Bild machen. Außerdem erscheint seit 2015 regelmäßig die Anrainerzeitung „Ein.Blicke“, die über Aktivitäten im Werk informiert.

Alpacem gibt die gewonnenen Erfahrungen in der Branche weiter und wirkt so als Multiplikator, was ebenfalls Teil der Nachhaltigkeitsstrategie ist. Bei 1.500 Zementwerken weltweit ergibt sich hier ein enormes Potenzial. Das Wietersdorfer Werk wurde in mehreren Fachzeitschriften und bei Branchenveranstaltungen vorgestellt, die umgesetzten Projekte und neuen technischen Möglichkeiten werden von den Mitarbeitern auf internationalen Seminaren präsentiert. Der Lösungsweg zur Quecksilber-Reduktion wurde bereits von einem deutschen Zementwerk übernommen.

Credit: Wietersdorfer

Eine thermische Nachverbrennungsanlage, die Emissionen von Kohlenmonoxid (CO) und Gesamtkohlenstoff verringert, wurde errichtet. Es ist weltweit die dritte dieser Art. In vielen Bereichen wurden die Emissionen um bis zu 90 Prozent gesenkt.

  • Mit einer neuen Ofenfilteranlage wurden die Staub­emissionen um die Hälfte gesenkt. Die Optimierung der SNCR-Anlage (Selective Non­catalytic Reduktion) brachte eine Reduktion der Stickoxide um 20 Prozent.
  • Quecksilber wurde um 80 Prozent reduziert. Für dieses Verfahren erhielt das Unternehmen ein weltweites Patent, das die Chance hat, in die Liste der besten verfügbaren Techniken (BVT-Merkblatt) aufgenommen zu werden.
  • Im Rahmen von Produktinnova­tionen wurden CO2-arme Zemente entwickelt. Ebenso wurden
    CO2-­sparende Prozesse erarbeitet. Zur maximalen Ressourcenschonung werden mineralische Stoffe – Beton, Ziegel, Abbruchmaterial – wieder­verwertet. Die CO2-Emissionen je Tonne Zement liegen nach erfolgter Produkt- und Prozessinnovation weltweit im niedrigsten Bereich. Die CO-Emissionen liegen um rund 15 Prozent unter dem weltweiten Durchschnitt.
  • Die Wietersdorfer Gruppe investiert in die Verbesserung der eigenen Wasserkraftwerke, die künftig
    25 Prozent der benötigten elektrischen Energie liefern werden.
  • Für die weltweite Vorreiterrolle in Sachen umweltfreundlicher Zement­produktion und Reduktion des ökologischen Fußabdrucks erhielt w&p Zement den inter­nationalen Branchen-Umweltpreis „International Cement Review – ­Environmental Excellence Award
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